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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Verein aus Wien mußte man sich dann später vorm Radio zusammenreimen oder auf den neuen Kicker warten.
    Bei der nächsten Elternversammlung war Mama, wie sie stolz verkündete, als Funktionärin in die Elternvertretung gewählt worden, und jetzt durfte sie an Zeugnis- und Klassenkonferenzen teilnehmen. Auch das noch!
    Nach dem Fernsehen als Massenkommunikationsmittel nahmen wir in Englisch die Kreuzzüge durch.
    Um Mitternacht kam Papa plötzlich mit einem Strauß roter Rosen aus dem Keller hoch, mitten in einem Western, und gratulierte Mama zum 22. Hochzeitstag. Na sowas? Und auf einmal produzierten auch Renate und Volker ihre Geschenke – Renate eine Strickjacke und Volker zwei Flachmänner von Berentzen und Heydt. Nur mir hatte mal wieder keiner vorher was gesagt.
    Von Renate erhielten Mama und Papa zusätzlich eine Faltkarte mit der Inschrift: »Herzlichen Glückwunsch zu Eurem 8037. Ehetag seit der kirchlichen Trauung!«
    Dann wurde eine Sektpulle hervorgeholt und aufgewürgt, und Papa, der vor guter Laune fast überschäumte, erzählte eine Schote aus seinem Beamtendasein: Am Morgen habe er seine mit Pferdeschwanz und platt am Schädel anliegendem Haupthaar im Büro aufgekreuzte Sekretärin gefragt, ob sie in einen Windkanal geraten sei, und daraufhin habe diese Person im gesamten Referat herumtelefoniert und jedermann ins Ohr geblasen, daß Herr Schlosser sich heute zum ersten Mal seit Menschengedenken über ihre Haartracht geäußert habe. Am Nachmittag sei die Sekretärin dann wieder mit offenen Haaren erschienen. »Und da hab ich zu ihr gesagt: ›Na, Frau Borgfried, hat Ihnen Ihre Sturmfrisur nicht mehr gefallen?‹«
    Manche Frauen, meinte Papa, dürften es durchaus als Kompliment auffassen, wenn man ihnen die Mitteilung mache: »Ihre Frisur ist ja heute nicht mehr ganz so scheußlich wie gestern ...«
    »Nu is’ aber auch gut«, sagte Mama, und dann kreiste das Gespräch um einen zweiwöchigen Lehrgang, den Papa ab dem kommenden Montag in Ottobrunn zu absolvieren hatte, irgendwo bei München. Mama wollte gerne mitfahren, und Renate sagte ihr, das könne sie ruhig tun, wir würden das hier schon irgendwie schaffen, aber Mama erwiderte, das sei ’ne Schnapsidee, schließlich müsse Renate ja arbeiten, und da sagte Papa, daß Renate ihren Job bei Comet ja auch aufgeben und hier solange die Führung übernehmen könne, zum gleichen Preis.
    »Ich kann doch von euch nicht vier fünfzig die Stunde verlangen«, sagte Renate. »Da käm ich mir zu unverschämt vor.« Der IG-Metall-Chef Eugen Loderer hätte in einem Tarifstreit sicherlich anders argumentiert.
    »Dann bleib eben vormittags bei Comet, und wir geben dir was dafür, wenn du hier nachmittags den Haushalt schmeißt«, sagte Papa, und die Sache war geritzt.
    Das sei ja nun wirklich mal ’ne Neuigkeit, sagte Mama. »Eben habe ich hier noch gesessen und mich auf mein Dasein als Strohwitwe eingestimmt, und nun darf ich plötzlich die Weltstadt München sehen! Ich bin baß erstaunt!«
    Am Samstag bescherten die angriffslustigen Gäste aus Gladbach Kaiserslautern eine knappe Heimniederlage, während Bochum eine 4:0-Führung gegen Bayern München verschenkte: In nur achtzehn Minuten hatten Schwarzenbeck, Rummenigge, Müller und Hoeneß daraus in der zweiten Halbzeit ein 4:5 gemacht, und am Ende stand es 5:6. Sagenhaft! Und wie die Bochumer sich jetzt wohl ärgerten über ihre Doofheit!
    In der Tabelle hatte Gladbach punktgleich zu den Kölner Geißböcken aufgeschlossen, die zum erstenmal in dieser Saison geschlagen worden waren, und zwar ausgerechnet von Tennis Borussia Berlin, einem Verein, dessen Abwehr der reinste Hühnerhaufen war und den bisherigen Saisonrekord an Gegentoren hielt.
    Talentspähern von Tennis Borussia hätte ich im Hindenburgstadion die kalte Schulter gezeigt.
    Gegen die Äpfel und Birnen aus dem Garten konnte man nicht mehr anfressen. Mama kochte welche ein, und ich borgte mir aus dem Wohnzimmer die Autobiographie des Schauspielers Curd Jürgens aus, die Mama sich gekauft hatte. Eine von dessen Geliebten war bei einem Verkehrsunfall gestorben, und an diese Tote richtete Curd Jürgens in seinem Buch die Worte:
    Wenn jetzt ein Mädchen zu mir kommt und länger als ein Wochenende bleibt, muß sie ihren Schoß rasieren, so wie du es machtest, wie es bei euch Sitte ist. Und wenn ich dann ihre Schenkel auseinanderzerre und ihren Venushügel mit deinem vergleiche, der hoch und rund war wie deine Stirn, verspüre ich meist keine Lust mehr,

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