Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Frühschöppner Werner Höfer in einem Playboy -Interview damit gebrüstet, wie gut er Bescheid wisse: »Sie mögen das für einen Anfall teutonischer Arroganz halten, aber ich zähle mich zu den bestinformierten Menschen der Welt.« Dann wußte er wohl auch, was »Fellatio« genau bedeutete. Aber wahrscheinlich hatte Werner Höfer nur seine Informationen über politische Winkelzüge in Bonn gemeint, von denen man als Normalsterblicher nichts erfuhr, also was meinetwegen Egon Franke über Annemarie Renger zu Hans Matthöfer gesagt hatte.
»Für wen votierst du eigentlich im Zypernkonflikt«, fragte Hermann mich in der großen Pause, »für den Erzbischof Makarios oder für Rauf Denktasch?«
Rauf Denktasch wäre ein guter Name für eine Marionettenfigur gewesen, die versucht hätte, König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften die Herrschaft über Lummerland streitig zu machen. Ein Raufbold, der sich einbildet, ein Denker zu sein und alle in die Tasche stecken zu können. Mit dem schwarzgewandeten Erzbischof hätte ich’s auf Zypern aber auch nicht lange ausgehalten.
Wenn ich überhaupt für jemanden war, dann für den holländischen Ministerpräsidenten Joop den Uyl: Das war ein Name, der Gemütlichkeit verhieß.
Um halb elf Uhr nachts fing im dritten Programm ein Film von Alfred Hitchcock an, mit einem irren Mörder, der seine Opfer in der Dusche abstach und die Leichen irgendwo im Moor zu versenken pflegte. Man dachte bis zum Schluß, daß die Mutter die Täterin sei, aber dann kriegte man deren ausgedörrte Leiche gezeigt, die der Mörder aus Anhänglichkeit bei sich zuhause aufbewahrt hatte. Die Augenhöhlen des Skeletts sollten einem einen Schrecken einjagen, und das taten sie auch!
Erde war jetzt mittwochs in der Vierten. Die Ursachen der Überbevölkerung Indiens und die Lösungsversuche der damit verbundenen Probleme. Der Bohnekamp meldete sich und sagte, daß es nicht »Überbevölkerung« heiße, sondern »Übervölkerung«, und es sei auch irreführend, von den Lösungsversuchen der damit verbundenen Probleme zu sprechen, denn die Probleme würden ja keine Lösungsversuche anstellen: Gemeint seien doch wohl die Versuche zur Lösung der Probleme und nicht die Lösungsversuche der Probleme. Oder wie?
Da staunte der Pauker, aber nicht lange, und als Hausaufgabe sollten wir den Einfluß beschreiben, den der Monsun auf die indische Landwirtschaft ausübe.
»Ein Bett im Kornfeld«, sang der Albers, »das ist immer frei ...«
Der Zusammenhang zwischen Industrialisierung und durchschnittlicher Lebenserwartung. Und was damit wieder alles zusammenhing: Verstädterung, Verelendung, Geburtenüberschuß, Analphabetismus, Kastenwesen ...
Wie sollte man da jemals Ordnung hineinkriegen?
Bei einer Bundestagsaussprache über den Fall Rudel trat für die CSU Old Schwurhand Friedrich Zimmermann an und rühmte Rudels Qualitäten als Kampfflieger. »Rudel war im Zweiten Weltkrieg – das ist unbestritten – einer der tapfersten und in seinem militärischen Wirken erfolgreichsten Soldaten«, sagte Zimmermann. »Er erfüllte seine soldatische Pflicht, zuletzt beinamputiert, bis zum bitteren Ende. Dafür sollte man ihm Anerkennung entgegenbringen, auch wenn man heute seine politischen Irrungen mit Recht nicht akzeptiert ...«
Merkwürdig: Während die KZ-Gefangenen auf ihre Befreiung gehofft hatten, war Rudel als Kampfflieger damit beschäftigt gewesen, möglichst viele Panzer der Befreier abzuschießen, und dafür sollte man ihm Anerkennung entgegenbringen? Weil er seine Pflicht erfüllt hatte, einem irren Diktator zu helfen, der seine Ruhe brauchte, um möglichst viele Juden vergasen lassen zu können?
Für die Juden wäre es besser gewesen, wenn die Russen Rudel abgeschossen hätten, oder wenn er übergelaufen wäre, zur Roten Armee, um die Waffen-SS und die Wehrmacht unter Beschuß zu nehmen, oder etwa nicht? Und da stellte sich nun dieser alte Meineidbauer von der CSU ans Rednerpult des Bundestags und seierte was von »soldatischer Pflicht« zusammen, und die Unionsfraktionen klatschten Beifall! Hatten die sie noch alle?
Im Zweiten kam abends ein Stück von Bertolt Brecht, mit dessen Tochter Hanne Hiob in der Hauptrolle, als andalusische Fischersfrau, die im Spanischen Bürgerkrieg ihren Frieden haben will und sich erst ganz am Ende des Dramas dazu entschließen kann, ihre Gewehre herauszurücken, zur Bewaffnung der Kämpfer, die sich gegen die faschistischen Truppen des Generals Franco verteidigen müssen: »Das
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