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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Kassette aufnehmen, aber wir sollten die Finger davon lassen.
    Als ich auf mein Fahrrad steigen wollte, sah ich plötzlich auf dem Rasen das von Papa gehaßte Kaninchen hocken, und ich jagte es einmal ums Haus herum und durchs Vorgartentor auf die Straße hinaus. So fett das Vieh auch war, es zischte ab wie ein geölter Blitz und schlüpfte schließlich irgendwo auf der gegenüberliegenden Straßenseite durch einen Jägerzaun.
    Das waren wir los.
    Nach der Schule steckte ich meine Nase ins Wohnzimmer, wo Mama sich kartoffelschälenderweise mit romantischer Klaviermusik von Robert Schumann beschallen ließ.
    »Mußt du nicht auch allmählich wieder mal Klavier üben?«
    Ach ja, die Scheißmusikschule! Da wäre mir doch einiges erspart geblieben, wenn ein bestimmtes altes Rindvieh sich dazu entschlossen hätte, ein paar zweistimmige Inventionen weniger zu komponieren.
    Morgens trank ich jetzt keinen Kaba mehr, sondern Kaffee, mit schön viel Büchsenmilch und mit fünf Löffeln Zucker pro Tasse, weil er mir sonst zu bitter schmeckte.
    Am Kiosk vorm Bahnübergang hing die National-Zeitung aus, in einem extra konstruierten Holzrahmen.
    Hitlers Geheimbefehl über Juden entdeckt: Vergasungslüge widerlegt
    Ich erzählte Hermann davon, und er meinte, daß wir diesen Kioskfritzen in die Zange nehmen sollten, heute noch, zu zweit, gleich nach der letzten Stunde, und das taten wir dann auch, aber das war nicht so einfach, denn als er kapiert hatte, was wir wollten, kehrte er uns einfach den Rücken zu.
    »Sie betreiben hier Propaganda für den Faschismus«, sagte Hermann, »und Sie hängen vorn an Ihrer Bude eine Zeitung aus, die den Mord an den Juden leugnet! Warum tun Sie das?«
    Der Kioskheini brummelte, daß wir abhauen sollten.
    »Vielleicht sollten Sie lieber selber abhauen!« rief Hermann. »Mitsamt ihrem Naziblatt!«
    Der Kioskheini drehte sich noch immer nicht zu uns um. Man sah ihm aber auch von hinten an, daß er vor Wut fast überkochte.
    »Komm, wir gehen«, sagte ich. »Mit alten Nazis kann man nicht reden, die kann man nur anzeigen, wegen Volksverhetzung ...«
    »Und ich kann euch wegen Hausfriedensbruch anzeigen!« brüllte der Kioskheini, aber damit konnte er uns nicht mehr schocken.
    Dem hatten wir’s gezeigt.
    Im Gegensatz zu Hermann würde ich dann leider wohl noch jahrelang an diesem braunen Dreckskiosk vorbei zur Schule radeln und jedesmal daneben warten müssen, wenn die Schranken unten waren.
    Renate schrieb aus Schweden, daß Olaf und sie jetzt ein Holzhaus bewohnten, am Waldrand, wo es Unmengen von Blaubeeren gebe, und sie habe damit schon diverse Hefekuchen gebacken.
    Die konnte es selbst im Urlaub nicht lassen.
    Gladbachs knappes 2:1 gegen Hertha war auch nicht gerade das, was man von einer Meistermannschaft erwarten durfte. Zwei Tore in zwei Spielen, das war ziemlich mittelmäßig. Im Münchner Olympiastadion hatte Gerd Müller zur gleichen Zeit den Aufsteiger FC St. Pauli mit vier Toren in neunzig Minuten sturmreif geschossen.
    Die Hügelbeete sollten dazu gut sein, daß man sich im Garten nicht mehr ganz so tief zu bücken brauche, aber nach der Erdbeerernte tat mir trotzdem der Buckel weh, und als ich abends baden wollte, zur Erholung, tröpfelte nur lauwarmes Wasser in die Wanne, weil Volker alles heiße vorher schon verbraten hatte, der verdammte Egoist.
    Die nächste Karte von Renate las ich der versammelten Familie am Eßtisch vor.
    Liebe Meppener, heute sind wir in Stockholm angekommen. Es ist ja eine tolle Stadt, nur etwas unübersichtlich, weil sie so groß ist. Übernachten tun wir in einem Stundenhotel ...
    »Was?« rief Papa dazwischen. »Das kann ja wohl nicht angehen!«
    Er hatte recht. Da stand »Studentenhotel«. Und was hatte man sich unter einem Stundenhotel vorzustellen?
    »Darüber unterhalten wir uns ein andermal«, sagte Mama.
    Der Spiegel dokumentierte Auszüge aus einem umstrittenen Nachruf, den ein anonymer Student aus Göttingen auf Buback verfaßt hatte.
    Ich konnte und wollte (und will) eine klammheimliche Freude nicht verhehlen ...
    Von den Attentätern distanzierte sich der Verfasser dann aber doch:
    Unser Weg zum Sozialismus (wegen mir: Anarchie) kann nicht mit Leichen gepflastert werden.
    Irgendwelche Professoren hatten diesen Nachruf vervielfältigt und kriegten Druck von oben.
    Elvis Presley war gestorben, an Verfettung, und ein deutscher Kriegsverbrecher war aus italienischer Gefangenschaft nach Deutschland geflohen, ein gewisser Herbert Kappler: Der hatte als

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