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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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menschlicher Perversion. Golo Mann hat recht: Nicht einmal die Nazis waren zu solcher Gemeinheit fähig.
    Ich wollte es nicht glauben, aber so stand es da, schwarz auf weiß.
    »Dann wird die Baader-Meinhof-Bande wohl als nächstes Rußland überfallen«, sagte Hermann. »Hätte ich den Typen gar nicht zugetraut!«
    Zum Training ging ich nicht mehr hin. Ich hatte keinen Nerv mehr dazu, meinen Stammplatz in der Abwehrreihe zu verteidigen. Wozu denn auch? Um irgendwann im Dreß der Fohlen und dann vielleicht sogar im Trikot mit dem Bundesadler als Manndecker aufzulaufen? Als Nachfolger von Berti Vogts? Das hatte ich mir anders vorgestellt, als ich in Vallendar zum erstenmal dem König Fußball hinterhergehechelt war.
    Für Fußball konnte man sich ja auch als Außenstehender begeistern, so wie Gustav, der alle Ergebnisse aller Bundesligaspiele auswendig kannte, aber selbst viel zu dick für eine Fußballerkarriere gewesen wäre.
    Als Leistungssportler hätte ich außerdem nicht mehr die Zeit gefunden, die ich brauchte, um mein Interesse an der Weltpolitik zu befriedigen. Wenn ich zum Training gegangen wäre, hätte ich solange nichts über die Spannungen im Mittelmeerraum nach dem Tod des Erzbischofs Makarios lesen können, und die waren ja nun wohl doch ein bißchen wichtiger als das Gebolze der B-Jugend im Hindenburgstadion.
    Papa ärgerte sich über die Mäuse in den Hügelbeeten, aber mehr noch über ein Kaninchen, das angeblich alle Beete kahlfraß. Um das Biest zu fangen, baute Papa eine Falle aus Holz und Maschendraht. Da konnte das Kaninchen von beiden Seiten aus hineinspazieren, wenn es nach der Mohrrübe gierte, die in der Mitte lag, und sobald es inndendrin durch sein Gewicht einen Mechanismus auslöste, würden an beiden Eingängen die Luken runterklappen.
    Beim ersten Spiel in der neuen Saison schaffte Gladbach im Bochumer Ruhrstadion nur ein mausgraues 0:0 gegen den VfL. Da hatten die Frankfurter in ihrem Waldstadion besser abgeschnitten – 4:0 gegen Saarbrücken! Drei der Tore hatte Bernd Nickel geschossen. Wieso Helmut Schön den nur ein einziges Mal nominiert hatte, 1974 für ein Länderspiel gegen Malta, wußte der Geier. Steckte Neuberger dahinter?
    Bayern München mußte jetzt ohne Beckenbauer auskommen, der bei Cosmos New York unter Vertrag stand.
    Das erste Tier, das in Papas Falle tappte, war ein Igel. Dem servierte er ein Schälchen Milch und ließ ihn laufen.
    Am nächsten Morgen hatte irgendein anderes wildes Tier die Falle von innen heraus zerstört und den festgenagelten Maschendraht zerbissen und aufgerissen. Ob das der Karnickelbock gewesen war?
    »Weiß der Kuckuck«, sagte Papa, und er trug die Falle in die Werkstatt.
    Mittags gab es Bratkartoffeln mit Zwiebeln, Rührei und Speck. Ich langte zu, bis mir übel wurde, und den Nachmittag verbrachte ich größtenteils auf dem Gästelokus unten, mit Durchfall und erhöhter Temperatur. Das vom Bett aus bequemer erreichbare Klo im ersten Stock sollte Papa vorbehalten bleiben.
    Mama telefonierte einen Hausarzt herbei, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Der verschrieb mir Penicillintabletten, und als ich die gefressen hatte, ging es mir so schnell wieder besser, daß ich sogar noch meine Hausaufgaben erledigen mußte.
    Und ich hatte mich schon auf mehrere Karenztage im Bett gefreut.
    Aus Ruhpolding schickte Michael mir eine Ansichtskarte mit ’ner Seilbahn vornedruff.
    Hallihallo – Grüße aus dem Bayernland. Schönes Wetter, gutes Essen. Ich lebe hier wie im Schlaraffenland. Morgens Brötchen mit Honig, mittags Jägerschnitzel, Pfeffersteak oder was das Herz begehrt und abends das gleiche, wenn man will. Und zwischendurch Bootfahren (wir haben ein Schlauchboot, und hier gibt’s tolle Seen!). Oder Berge erklettern oder einfach faulenzen und dabei Zitronenlimo saufen. Tschö denn, und amüsier Dich gut in der Schule. Höhöhö!
    Das alte Schwein. Dem würde ich’s noch zeigen!
    Auch von Renate war ein Kärtchen eingetroffen, aus Boda Kyrkby in Schweden: Es herrsche prachtvolles Wetter, nur die Mücken und die Bremsen seien eine Plage.
    »Dann hättense da eben nicht hinfahren sollen«, sagte Papa.
    Zum 48. Geburtstag kriegte Mama aus Jever einen Zuschuß zu den Kosten einer Bodenvase und von Papa einen neuen Plattenspieler, Marke Telefunken Studiocenter, mit Radio und Kassettenrekorder, alles inklusive unter einem transparenten Plastikdeckel. Mit dem Gerät konnte man LPs auf Kassette überspielen oder auch Sachen aus dem Radio auf

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