Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
SS-Obersturmbannführer 335 italienische Geiseln hinrichten lassen und einige davon auch selbst umgebracht, per Genickschuß, zur Vergeltung für einen Partisanenangriff. Die Italiener hatten Kappler nach dem Krieg zu lebenslänglicher Haft verurteilt. In der Bundesrepublik befand er sich in Sicherheit, weil deutsche Staatsbürger nicht ins Ausland ausgeliefert werden durften.
»Das ist ja eigentlich ’n dicker Hund«, sagte Mama. »Aber davon, daß der alte Tattergreis noch länger hinter Gittern sitzt, wird keiner von den Toten wieder lebendig.«
Was war bloß mit Gladbach los? Das 1:1 gegen Duisburg war keine Meisterleistung. Die Musik spielte woanders – im Rheinstadion (Düsseldorf –Bayern 4:2), im Ruhrstadion (Bochum–Hertha 5:0) und am allerherrlichsten im Müngersdorfer Stadion: Köln–Schalke 7:2, mit sechs Toren von Dieter Müller! In einem einzigen Spiel! Wenn in der zweiten Halbzeit das 5:1 und das 5:2 nicht gefallen wären, hätte er zwei Hattricks nacheinander geschafft. Ob das ein Weltrekord gewesen wäre?
Wahrscheinlich hatten Stürmer wie Pelé, Garrincha, Eusebio, Sir Stanley Matthews, Ferenc Puskás und Alfredo di Stefano in ihren besten Zeiten noch tollere Kabinettstückchen vollbracht, aber davon kriegte man im Fernsehen nie irgendwas zu sehen.
Allein im DFB-Pokal war noch Verlaß auf die Fohlen. Das wäre ja auch ein Trauerspiel gewesen, wenn sie die Amateure von BV 04 Düsseldorf nicht vom Platz gefegt hätten.
Die Terrassentür stand offen. Die Gardinen bauschten sich im leichten abendlichen Sommerwind, bis vom Durchzug irgendeine Tür zuknallte, und aus dem Keller brüllte ein Mastodont: »Und wessen Fahrrad steht mal wieder draußen?«
Wer war eigentlich wofür da? Ich für das Fahrrad oder das Fahrrad für mich?
Im Fernsehen wurde der Start von Voyager 2 gezeigt, einer Sonde mit irdischen Nachrichten und Fotos an Bord, für Außerirdische, die das Geschenkpaket vielleicht in ein paar Millionen Jahren in einer anderen Galaxie in Empfang nehmen würden.
»Wenn wir von den grünen Männchen so behandelt werden, wie die Amis mit den Indianern umgesprungen sind, dann gnade uns Gott«, sagte Volker. Es sei ziemlich leichtsinnig, Außerirdische darüber zu informieren, was hier auf Erden alles zu holen sei.
Bei uns im Garten hätten die grünen Männchen haufenweise fleckige Tomaten und matschige Erdbeeren konfiszieren können, ohne daß ich deswegen sauer gewesen wäre. Das einzige, was ich nicht kampflos preisgegeben hätte, war der Fernseher. In dem besten Film, den ich je gesehen hatte, spielte Cary Grant die Hauptrolle als Nervenbündel in der Auseinandersetzung mit zwei alten Mördertanten und einem brutalen Superschurken und dessen schwitzendem Gehilfen, dargestellt von Peter Lorre, einem deutschen Schauspieler, der vor den Nazis in die USA geflohen war. Den fand ich gut.
Auf der Heimreise machten Renate und Olaf in Meppen Station. Eine Flasche Scotch und eine Flasche Wodka hätten sie aus Deutschland mitgenommen und die Flaschen in Schweden für insgesamt achtzig Kronen verkauft, umgerechnet rund 45 Mark. In Bonn hätten die Flaschen zusammen nur knapp zwanzig Mark gekostet.
Quark gebe es da überhaupt nicht, und auch Obst und Gemüse seien teuer, schon fast Luxus. Und die Seen seien alle wunderschön und nur zum Baden viel zu kalt. Olaf habe eines Nachts einen Barsch geangelt, aber der habe zu lange unausgenommen rumgelegen, und sie hätten sich nicht überwinden können, den zuzubereiten. Der sei dann formlos beerdigt worden.
Einmal hätten sie im Wald zwei Elchbullen gesehen und hinterher noch zwei Elchkühe mit Nachwuchs. Wie bei uns vor Wildwechsel werde auf den schwedischen Straßenschildern vor Elchwechsel gewarnt. »Und in Stockholm«, sagte Renate, »haben wir das königliche Schloß besucht, aber ich würde in diesem grauen Kasten nicht wohnen wollen ...«
»Erzähl doch auch mal von der Achterbahnfahrt im Tivoli«, sagte Olaf, aber davon gab es offenbar nicht so viel zu erzählen oder nur Albernes.
Im September stand Renate ein Schulpraktikum mit Erstkläßlern bevor.
»Nicht daß dir das in ein paar Jahren leidtut, daß du keine Gymnasiallehrerin geworden bist«, sagte Mama. »Ewig diese kleinen Zappelphilippe unterrichten, ich stell mir das gräsig vor!«
»Ich aber nicht«, sagte Renate, und das war der Moment, in dem Papa mit einer angebrochenen Literflasche Weißwein in der Hand ins Wohnzimmer hereingestrunkelt kam.
Ein halbes Glas war alles, was ich
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