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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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herumgetrieben hatte.
    »Frühreif«, sagte Mama. »Traurig, sowas.«
    Ob es wohl Frauen gab, die an mir als frühreifem Sechzehnjährigen interessiert gewesen wären?
    Den Schauspieler Hansjörg Felmy mochte Mama gern leiden, das merkte man. Der kuckte immer etwas bedripst, weil er als Kommissar keine glückliche Ehe führte.
    Der Marschall Bokassa hatte sich selbst zum Kaiser von Zentralafrika ausgerufen und gekrönt.
    »Der spinnt doch«, sagte Hermann. »Der soll erstmal zusehen, wie er seine Landeskinder sattkriegt, bevor er sich mit solchen Würden behängt.«
    Aber spinnte dann nicht auch die Königin von England?
    Im Nahen Osten wollte der ägyptische Präsident Sadat Frieden mit Israel schließen, und nun argwöhnten die Syrer, daß Ägypten ein Separatabkommen anstrebe. Für die Spannungen zwischen Kairo und Damaskus brachte Hermann jedoch nur wenig Verständnis auf. »Was könnte diesen Idioten denn besseres passieren als eine lange Friedensperiode? Dann würden sie doch alle nur um so fester im Sattel sitzen, wenn die Wirtschaft prosperiert und die Bevölkerung genug zu futtern hat!«
    Schweren Ärger gab es wegen einer Zeichnung von Kurt Halbritter, die in der Schülerzeitung erscheinen sollte. Da sagte eine Katholikin in der Kirche, so weit hätte es nicht gehen dürfen, daß man zur Kommunion die Pille reiche, und am Altar sah man ein Mädchen stehen, das vom Priester die Pille empfing. Diese Seite mußte geschwärzt werden, sonst hätte die Schülerzeitung nicht auf dem Schulgelände verkauft werden dürfen.
    Geschwärzt werden mußte auch ein Satz, in dem es hieß, daß Franz-Josef Strauß die letzten freiheitlichen Trümmer vom Boden des Grundgesetzes fegen wolle.
    Ärgerlich, einerseits, aber andererseits war es ja auch bemerkenswert, wie hoch die Wellen der Erregung schlugen, fand ich, aber Hermann wiegelte ab: Das sei doch nur ein Sturm im Wasserglas.
    Die Bilder von Papas Geburtstagsfeier waren allesamt total mißlungen. Wiebke mit ihrer Käferspange im Haar! Und dann noch die unmöglichen Treppenfotos: Auf dem einen prangten Gustav und Volker unten vorne riesengroß und breitbeinig im Bild, und von Mama und Papa und mir hinten oben hätte man nicht einmal mit der Lupe die Köppe erkennen können.
    Ich bastelte irgendeinen Dreck für Oma Schlosser zusammen, doch ohne Erfiolg, und Volker plagte sich mit der Herstellung eines bebilderten Wandkalenders für Onkel Walter ab. Mit dem Moped war Volker angeblich schon fünftausend Kilometer weit gefahren, aber nach dem ersten Schnee wollte er’s stillegen. Die Gangschaltung sei im Eimer, und Ersatzteile gäb’s für die alte Kiste nicht mehr. Ein neueres Modell müsse her, da helfe alles nichts!
    Für Onkel Walters und Tante Mechthilds Brut besorgte Mama einen Scherenschnittkalender. Die Motive seien zwar stark katholisch angehaucht, aber doch ganz reizvoll.
    Leider ließ sich dann Volkers eigenes Kalenderfabrikat beim besten Willen nicht in die vorbereitete Pappröhre würgen, und es mußte extra eingepackt und verschickt werden.
    Gegen Bochum holte Gladbach nur ein 2:2 heraus, und auch das bloß mit Dusel, durch Simonsens Ausgleichstreffer zwei Minuten vor Schluß. In der Ära Weisweiler hatte man als Fan von Gladbach ein leichteres Leben gehabt als jetzt, wo der Lattek am Ruder war.
    In einem rororo-aktuell-Band über die Revolte in Soweto und den Kampf der Schwarzen gegen die Apartheid berichtete ein Mitglied des African National Congress von seiner Zeit als Häftling auf Robben Island. Für die weißen Wärter seien die schwarzen Häftlinge da Freiwild. Wenn sie ihr Arbeitspensum im Steinbruch nicht erfüllten, kriegten sie nichts zu essen, und wenn sich einer beklage, werde er gefesselt, hinten an ein Pferd gebunden und eine Meile weit zurück zum Gefängnis geschleift. Und das sei noch lange nicht das Schlimmste. Wenn den Folterknechten der Sinn danach stehe, würden sie Gefangene bis zum Hals in einem Loch im Sand eingraben und sie in der brütend heißen Sonne schwitzen lassen.
    Und wenn der Gefangene um Wasser bat, zwang ihn ein Wärter, den Mund aufzumachen, pißte ihm da rein und sagte, das sei »der beste Whisky«, den er jemals bekommen habe ...
    Und die Bundesrepublik unterhielt mit einem Regime, in dem so etwas zum Alltag gehörte, freundliche diplomatische Beziehungen.
    Auf Michaela Vogt wollte ich demnächst einmal ganz beherzt zugehen, das nahm ich mir fest vor, aber dann brach in der Spülmaschine der Henkel von meiner Jägertasse

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