Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Rippe mit Porree, das war auch nicht gerade mein Leibgericht. Und bei einem richtig guten Essen, fand ich, hätte hinterher die Küche nicht so abstoßend miefen dürfen. Da taumelte man mit den abgegessenen Tellern ja bald rückwärts wieder raus vor Ekel.
»Mach mal lieber deine Hausaufgaben, statt hier rumzustänkern«, sagte Mama.
Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach 2:1. Mir langte es nun allmählich.
Am vierten Advent war’s draußen diesig. Morgens Nebel und tagsüber Nieselregen, der einem die Kopfhaut wie mit vielen fiesen kleinen Nadelstichen punktierte, wenn man doof genug war, die Mülltonne an die Straße zu stellen, ohne sich vorher die Parkakapuze überzuziehen.
Papa rahmte im Eßzimmer Dias für einen wehrwissenschaftlichen Vortrag ein, den er an der Bundeswehrakademie in Mannheim halten mußte, und Mama brachte Sylvia zum Bahnhof. Was die bei sich daheim wohl so erzählen würde über uns.
Im DFB-Pokal schlug auch Werder Bremen Gladbach mit 2:1. War das noch meine alte Fohlenelf?
In der Schweiz hatte die Polizei zwei Terroristen geschnappt: Christian Möller und Gabriele Kröcher-Tiedemann. So zu heißen, Kröcher-Tiedemann, das war ja schon eine Strafe für sich.
Und in Utrecht war der Terrorist Knut Folkerts zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden. Der würde also erst Ende 1997 wieder auf freien Fuß kommen. Dann wäre ich selber, äh, fuffzehn plus zwanzig, also 35 Jahre alt. So alt wie Onkel Dietrich jetzt. Puha!
Am vorletzten Tag vor den Weihnachtsferien bauten ein paar Typen aus der Oberstufe Tische in der Eingangshalle auf und verkauften von da aus die druckfrischen Exemplare der Schülerzeitung, und die gingen weg wie warme Semmeln.
Gleich am Anfang, nach der Hausmitteilung und dem Inhaltsverzeichnis, stand mein Artikel über Bernd Neumann und Erich Fried. Einer aus der Oberstufe hatte sich kritisch mit der Militärdiktatur in Chile befaßt, und in einem anderen langen Beitrag wurde die Propaganda der Atomindustrie widerlegt. Da werde zum Beispiel behauptet, daß die Strahlenbelastung in zwei Kilometern Entfernung von einem Kernkraftwerk maximal zwei Millirem pro Jahr betrage. Die Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz der Universität Heidelberg habe aber nachgewiesen, daß allein die äußere Strahlenbelastung in der Umgebung des Kernkraftwerks Obrigheim bei jährlich 50 bis 250 Millirem liege und daß außerhalb der Kernforschungsanlage Karlsruhe Strahlenbelastungen zwischen 260 und 1750 Millirem pro Jahr gemessen worden seien.
Von Hermann stand ein Artikel über Günter Wallraff im Heft und von einem Zwölftklässer einer über Scientology. Das sei ein Studierkreis angewandter Philosophie mit Sitz in Gelsenkirchen und »die erste wirklich funktionierende Wissenschaft über das Denken und den Verstand ... Deswegen: Fahrt doch mal in den Weihnachtsferien nach Gelsenkirchen. Ihr werdet sehen, daß es sich lohnt.«
Es gab auch Anzeigen von Engbers und der Meppener Kreissparkasse und einen aus Pardon geklauten Comic, mit einem Engelchen, das einem Jungen in den Hosenstall faßte: »Emil kennt ein Engelchen, das zwiebelt oft sein Stengelchen.« Da hatten die Zensoren wohl nicht so genau hingesehen.
Über der unbedruckten Fläche auf Seite 17 stand: »Für Notizen«. Den Schüler hätte ich mal sehen wollen, der die Schülerzeitung wie ein Notizbuch mit sich herumschleppte, um sich dann auf Seite 17 irgendwas zu notieren: »Morgen Karin anrufen!« Oder: »Donnerstag Lakritze kaufen!«
Unter dem verfaulenden Laub im Garten wollten Igel ihren Winterschlaf halten, aber Papa bestand darauf, daß alle Blätter weggeharkt und kompostiert werden müßten. Die Igel würden sich dann schon zu helfen wissen.
In diesem Kleinkrieg hatten sie’s hoffentlich leichter als die Opfer der Mafiosi, die in einem Film im dritten Programm reihenweise abgeknallt wurden, von elegant angezogenen Killern, die beim Schießen auch noch grinsten.
Am ersten Weihnachtsferientag kamen Olaf und Renate angetuckert, in ihrem schwindsüchtigen VW-Bus. Dreieinhalb Stunden hätten sie nur gebraucht von Bonn bis Meppen. Renate sagte, bei ihr müsse ein Zahn überkront werden. Der sei schon viermal geflickt worden, und die Füllung habe nicht mehr genügend Halt.
Ich radelte noch einmal in die Stadt, letzte Weihnachtsbesorgungen machen. Am schwersten war es immer, irgendwas Passendes für Papa zu finden. Nach langer Suche entschied ich mich für das Buch »Kleine Bettlektüre für den feurigen
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