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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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heute vollkommen. Eigentlich gebe es schon vielzuviel davon. »Wer freiwillig in eine Mondrakete steigt und da irgendwo in der Stratosphäre verglüht, der hat’s auch nicht besser verdient!«
    Als Jünger dieser Lehre säßen wir noch immer alle auf den Bäumen, sagte Papa, aber Mama beharrte darauf, daß es früher viel gemütlicher gewesen sei, zum Beispiel mit der Singerei im Familienkreis, wo gebe es das denn heute noch?
    Jaja, sprach da der alte Oberförster, Hugo war sein Name, indem er sich von Kronleuchter zu Kronleuchter schwang, und alle Tiere des Waldes duzten ihn, und seine Frau, die Käte, die saß am Nähtisch und nähte, bis sie sich mit der Nadel in den Finger stach, und das Blut spritzte meilenweit bis in den Himmel empor ...
    Im Ersten fing um zehn eine Silvestershow an, mit Didi Hallervorden, Helga Feddersen, Karl Dall und Ingrid Steeger. Wiebke durfte umschalten.
    »Du wirst mir auch bald über den Kopf wachsen«, sagte Mama, und daran schloß sich eine Unterhaltung über die Variable der menschlichen Körperlänge an. Friedrich der Große habe darauf geachtet, in seine Armee nur sogenannte lange Kerls zu holen, sagte Mama, aber aus heutiger Sicht wären selbst die Längsten von denen nur Mittelmaß. »Wer da einen Meter siebzig lang war, der hatte schon die Chance, rekrutiert zu werden!«
    Das brachte nun wieder Papa auf die Palme: »Was heißt hier Chance? Die liefen Gefahr, die Leute!«
    So habe sie das nicht gemeint, sagte Mama. Ihr brauche doch keiner zu erzählen, was der Krieg für ’ne Scheiße sei. »Wenn ich bloß an diese Bombennächte denke ...«
    Die Friesen seien im Zweiten Weltkrieg noch verhältnismäßig billig davongekommen, sagte Papa. Und den Vertriebenen hätten sie dann die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Renate produzierte von irgendwoher eine Zigarre, als Gag, und Papa sollte sie anrauchen. Dann durfte jeder mal dran ziehen, bis auf Wiebke, die aber sowieso nicht wollte, und Olaf schoß Fotos davon. Jetzt hätte man Rauchringe aushauchen können müssen, so wie Opa Jever früher.
    Zu einer Platte von Baccara, die Renate angeschleppt hatte, tanzte sie nach der Silvesterknallerei barfuß mit Mama durchs Wohnzimmer.
    Yes Sir, I can boogie ...
    Und da tanzte dann sogar Papa mal mit. Volker ging raus, der hatte genug, und als Papa sich in seinem Sessel niederließ, goß Mama Sekt nach. »Wohl bekomm’s!«
    1978: Mit dieser futuristischen Jahreszahl konnte ich mich noch nicht anfreunden, aber den anderen schien es nicht viel auszumachen, vom Kalender in die Zukunft katapultiert zu werden.
    Nach dem Frühstück verzögerte sich die Abfahrt, weil Renate im gesamten Haus ihren blöden Jeanshosenrock suchen mußte. Als ob sie den nun unbedingt gebraucht hätte, um ihre Diplomprüfung zu bestehen.
    Als die Reise endlich losging, kam mir Volker mit seinen langen Spinnenbeinen in die Quere. Für normale Leute wäre die halbe Sitzbank im VW-Bus weißgott breit genug gewesen.
    Zur Wegzehrung hatte Mama uns eine große Tüte Nutellabrötchen mitgegeben, die bis Bonn reichen sollte, aber die war schon kurz hinter Nödike leergefressen. Ich wollte dann in meinem Kursbuch -Reprint lesen, doch beim Fahren wurde mir schlecht davon, und so genoß ich das Vergnügen, vier Stunden lang aus dem Fenster eines fahrenden Autos in die Infrastruktur zu glotzen und Volker alle fünf Minuten darum bitten zu müssen, seine Beinknochen einzusammeln.
    In Bonn hatte ich am nächsten Vormittag noch Zeit für einen Abstecher in eine Buchhandlung, bevor mein Zug nach Koblenz fuhr, und ich kaufte mir Heinrich von Kleists sämtliche Werke in einem Band. 1390 Seiten!
    Die Gedichte hatten es in sich. Da wünschte Kleist den Franzosen Schlimmeres als den Tod:
    Dämmt den Rhein mit ihren Leichen;
    Laßt, gestäuft von ihrem Bein,
    Schäumend um die Pfalz ihn weichen,
    Und ihn dann die Grenze sein!
    Was waren denn das für Töne?
    Meine Vorfreude auf die Ferienwoche in Koblenz wäre geringer gewesen, wenn ich geahnt hätte, was mir bevorstand. Am Montag brachen Michael und ich zum Kühkopf auf, einem von Vallendar aus gesehen auf der anderen Rheinseite gelegenen Berg im Koblenzer Stadtwald. Vom Kühkopf ragte auch so ein riesiger Fernseh- oder Fernmeldeturm in die Höhe, den wir mal aus der Nähe bestaunen wollten. Ob man das schaffen könnte, zu Fuß dahin und wieder zurück, an einem und demselben Tag?
    Die Wanderung fing nicht gut an. Hinter der Haarnadelkurve unten in Urbar wollte Michael über einen Zaun

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