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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Fernsehterminen mußte ich ein letztes Mal der Visage des Radowksi standhalten. Dem war es nicht verborgen geblieben, daß Mama mich von der Musikschule abgemeldet hatte. Er sah mich doof an, so von oben herab irgendwie, und ich dachte nur: Du Arsch, jetzt kannst du dich alleine mit dem Schrott vergnügen, den du mir so gern noch aufgebrummt hättest.
    Aus der Scheißmusikschule wäre ich danach am liebsten hinausgetanzt, und zuhause schmierte ich mir ein fettes Marmeladenbrot, zur Belohnung für alle Strapazen, die ich als Klavierschüler auf mich genommen hatte.
    In Papas Arbeitszimmer schrieb ich auf Mamas elektrischer Schreibmaschine einen Artikel über den Etüdenkomponisten Czerny. Von Musik habe dieser Typ soviel verstanden wie eine Kuh vom Klavierspielen, wollte ich schreiben, aber weil ich beim Antippen der Tasten nicht vorsichtig genug gewesen war, stand auf dem Blatt »Kih viom Klvrrrspleen«. Für solche Fälle gab es Tipp-Ex. Das waren kleine schmale Streifen, die man in die Schreibmaschine einspannen mußte, zwischen Farbband und Papier. Wenn man den falschen Buchstaben dann noch einmal tippte, war er weg, das heißt, er war mit einem weißen Korrekturmehl zugepudert, und man konnte den richtigen Buchstaben obendrübertippen. Wenn einem dabei allerdings ein weiterer Tippfehler unterlief, war auch mit Tipp-Ex nicht mehr viel zu machen. Dann sah die korrigierte Stelle aus wie Sau.
    Es gingen viele Tipp-Ex-Streifen drauf, bis ich das Wort »Klvrrrspleen« in das Wort »Klavierspielen« verwandelt hatte, denn manchmal flutschte das verfluchte Tipp-Ex-Dings auch weg, bevor man den falschen Buchstaben anschlug. Dann prangte er umso fetter auf dem Papier, und man durfte den Tipp-Ex-Streifen mit ’ner Pinzette irgendwo aus den Innereien der Maschine herausangeln. Nach einer knappen halben Stunde war ich halb wahnsinnig vor Wut auf die Kackschreibmaschine, und da platzte Mama rein und rief: »Was sind denn das für Ausdrücke? Beherrsch dich gefälligst! Und nimm die Pfoten weg von meiner Schreibmaschine! Wer hat dir überhaupt erlaubt, dich hier breitzumachen? Raus hier, aber dalli! Zackzack!«
    Das Blatt mit meinem Artikel durfte ich noch mitnehmen, und das knüllte ich in meinem Zimmer zusammen und ballerte es in den Papierkorb.
    Czerny, dieser Dreckskerl! Und das schmadderige Leben in Meppen!
    Mit was für einem Dreck sich Papa als Hausbesitzer und Vermieter abplagen mußte, ging aus einem Brief hervor, den der Mieter unseres Hauses auf dem Mallendarer Berg geschrieben hatte.
    Heute möchte ich Ihnen von einem soeben behobenen Defekt an der Heizungsanlage berichten. Vor einiger Zeit haben wir völlig unerwartet den Plastikhebel, der das Mischventil steuert, zerbrochen vorgefunden. Gleichzeitig war die Heizung dauernd gestört. Wir zogen deshalb die Firma Metzler zu, ließen die Störung beseitigen und das Ersatzteil besorgen. Die Beschaffung dauerte geraume Weile. Mittlerweile konnte ich feststellen, daß vom Schalthebel des Mischventils ein Widerstand ausging. Der Heizungsmonteur erklärte uns, daß der Widerstand im Zusammenhang mit dem Anschweißen der im vergangenen Jahr erneuerten Umwälzpumpe entstanden sei. Angeblich sei das eine hin und wieder vorkommende Begleiterscheinung. Heute ist endlich die ganze Sache im Rahmen einer Inspektion behoben worden. Dabei ist auch das Ersatzteil (jetzt übrigens Metall) für die Steuerung des Mischventils eingebaut und der Widerstand durch Ausfeilen beseitigt worden. Ich hoffe, daß dieser Ablauf in Ihrem Sinne liegt und vor allem, daß uns das Mischventil länger erhalten bleiben wird.
    Und das war es dann, bis auf die Abschiedsformalitäten:
    Wir bitten um eine Empfehlung an Ihre verehrte Gattin und verbleiben mit besten Grüßen ...
    Die Querelen wegen des Mischventils und der Umwälzpumpe wirkten sich nicht gerade förderlich auf Papas Stimmung aus.
    In den Osterferien hätte Michael Gerlach ja mal nach Meppen kommen können, dachte ich mir, und weil Mama nichts dagegen hatte, durfte ich in Vallendar bei Gerlachs anrufen.
    Die Idee sei gut, sagte Michael, aber da müsse er erst einmal seine Alten fragen.
    Der Dollar war jetzt weniger als zwei Mark wert, und es gab Finanzexperten, die sich deswegen Sorgen um die Stabilität der Weltwirtschaft machten. Wenn der Dollar in den Wechselkursen um einen Pfennig absank, hätte ja sogar ich den Amis aushelfen können, denn was war schon ein Pfennig?
    Hermann schüttelte den Kopf, als ich ihm meine Pläne zur Rettung des

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