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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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den Lüften da liegt man nicht eng
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
    er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
    er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz ...
    Das hatten die Nazis wirklich getan: Juden gezwungen, ihr eigenes Grab zu schaufeln und bei Hinrichtungen Musik zu machen.
    Die schwarze Milch der Frühe kam in dem langen Gedicht immer wieder vor, so wie auch die Zeilen:
    dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith
    »Ich versteh nicht, was mit den Schlangen gemeint ist, mit denen der Mann da spielt«, sagte Rudi Buddrich, der Blödi, und daraus entwickelte sich eine Diskussion über die Frage, ob die Schlangen symbolisch gemeint seien und an die Schlange im Paradies erinnern sollten.
    Wir müßten darauf achten, sagte der Ruffhold, schon ins Klingeln hinein, wen wir uns zum Feind machen wollten: »Die einen haben die Parole ausgegeben, daß die Juden unser Unglück seien, und die anderen schreien heute: 'Haut dem Springer auf die Finger.’ Denken Sie darüber mal nach.«
    Na, da hatte der Ruffhold aber zwei grundverschiedene Dinge durcheinandergeworfen, denn was hatte der Protest gegen das Monopol des Hauses Springer und die Sauereien der Bild -Zeitung denn mit der Judenverfolgung zu tun?
    In Mathe saß ich wieder neben Ralle, dienstagmorgens, in einer erdrückenden Doppelstunde, und danach konnten wir uns beim Tischtennis austoben. Die Tatsache, daß ich mit links spielte, verwirrte die anderen. Damit kamen sie nicht klar, weil sie an rechtshändige Gegner gewohnt waren, und ich machte auch Ralle alle, obwohl er eine schweinsgemeine Art hatte, die Bälle anzuschneiden, so daß sie nach dem Aufprallen in unberechenbaren Winkeln zur Seite sprangen oder sogar nach hinten.
    Am übelsten war der Mittwoch. Zwei Stunden Geschi bei Göde über die Französische Revolution, anschließend zwei Stunden Englisch bei Göde und dann noch zwei Stunden Latein bei Dahlke.
    Ob wir historische Sachbücher läsen, wollte die Göde wissen.
    Der Holzmüller meldete sich und sagte, daß er die Hitler-Biographie von Joachim C. Fest gelesen habe.
    Da stand der Göde das Maul offen. Sie gaffte den Holzmüller an, und als sie sich gefangen hatte, sagte sie: »Ist das Ihr Ernst? Das haben Sie gelesen, dieses dicke Buch? Das kann man doch kaum hochheben!«
    O Gott. Wie hatte die sich denn durchs Studium gemogelt, wenn sie zu schwächlich war, um das eine oder andere dicke Buch zu lesen?
    Kurz vor der Englischstunde schüttelte eins der Mädchen den Tafellappen aus, und da hastete die Göde röchelnd zum offenen Fenster. Konnte Kreidestaub nicht ab, die Alte. Die hätte mal besser Kronprinzessin oder Primaballerina werden sollen als Gymnasiallehrerin.
    Und dann wurde es ernst in Latein.
    Gallia est omnis divisa in partes tres ...
    »Genau wie Deutschland«, sagte der Dahlke. »Das ist ja ebenfalls dreigeteilt, in die Bundesrepublik, die DDR und die polnisch besetzten Gebiete, aber lassen Sie sich davon nicht beirren. Weiter im Text!«
    Einmal die Woche mußte Wiebke jetzt zum Vorkonfirmandenunterricht eiern. Ein praktischer Gradmesser für die Festigkeit der Feindesliebe des Pastors: Wenn er ein Scheusal wie Wiebke aufrichtig lieben und den Impuls bezwingen konnte, ihr die Gurgel umzudrehen, dann kam er bestimmt in den Himmel.
    Volker hatte seine Führerscheinprüfungen bestanden, nach nur fünfzehn Fahrstunden; zehn für ein nichtvorhandenes Auto und fünf für das erträumte Motorrad. Er hätte sich gern eine Suzuki gekauft, mit 26 PS und 250 ccm, doch dafür fehlte ihm leider, wie schon erwähnt, das nötige Kleingeld, und er spielte mit dem Gedanken, sich bei der Sparkasse zu verschulden und da den Fahrzeugbrief zu hinterlegen, bis der Kredit irgendwann abgestottert war.
    26 Pferdestärken, das verstand ich noch, aber 250 ccm? Ja, wovon denn? Vom Hubraum? Und wenn ja, worin bestand eigentlich dieser Hubraum? Und wozu war er nütze? Darüber schienen alle außer mir Bescheid zu wissen, obwohl niemals darüber geredet wurde, was der Hubraum sein sollte, und wenn man mal nachfragte, dann kriegte man zu hören: »In was für ’ner Welt lebst ’n du eigentlich?«
    So ging es mir auch, als ich zum ersten Mal das Wort »Fahrradnabe« gelesen und mich gefragt hatte, was das wohl sein könne und ob’s

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