Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
meiner Lektüre, in der Hoffnung, irgendeine Notiz von Holger zu entdecken, der das alles schon gemacht hatte. Aber die faule Sau hat kein Sterbenswörtchen hinterlassen, bloß irgendwo »II« hingeschrieben. Und da stand ich nun. Ich hatte mir das Ding vor etwa einem halben Jahr aus Jux durchgelesen und dann – im Vertrauen auf mein phänomenales Gedächtnis – nie wieder, auch nicht, als wir das als Hausaufgabe hatten. Was sollte ich tun? Der Lehrer machte den Vorschlag, ich solle die Geschichte gliedern. Wieviele Teile, welche, warum und wo. Aha. Konnte ich natürlich nicht. Aber da war ja noch Holgers »II«. Also zwei Teile. Lehrer: »Quatsch, Blödsinn, Idiotie.« Na ja, war ja nur ein Versuch. Was kann »II« denn noch bedeuten? Römisches Zahlzeichen. Römisch? Antike? Götter. Also Götterglaube. Das ist immer richtig. Noch ein paarmal »Mythologie« gesagt, und die Sache haut hin. Lehrer: »Und was nun genau?« Ach, diese Lehrer ... alles wollen sie genau wissen! Wozu nur, wen interessiert’s? Also genauer: Parodie. Das ist auch immer gut. Ein modernes Stück mit antikem Thema? Parodie. Lehrer: »??« Kulturbanause! Wahrscheinlich weiß der Trottel nicht mal, was ’ne Parodie ist. Woher sollen es dann seine Schüler wissen? Na, woher denn wohl? Also passe ich. Und darf mich setzen.
Hier der Brief. Ich schicke ihn am 28.11. ab. Wenn er nach Monatsende kommt, bin ich nicht schuld!
Der Quintenzirkel: Die Verwandtschaftsfolgen der Kreuztonarten G-Dur, D-Dur, A-Dur, E-Dur, H-Dur und Fis-Dur sowie der b-Tonarten f-Moll, b-Moll, es-Moll, as-Moll, des-Moll und ges-Moll könne man sich mit Hilfe zweier Eselsbrücken einprägen. »Geh, du alter Esel, hole Fische« für Dur und »Frische Brezen essen Asse des Gesangs« für Moll. Und was es so alles für Tempo- und Ausdrucksbezeichnungen gab: Largo lamentabile, Adagio sostenuto, Allegro non troppo, Allegro appassionato, Vivace furioso, Prestissimo tumultuoso ...
In Bio wurde ich aufgerufen, im Halbschlaf: Wie die Aminosäuren zur m-RNS transportiert würden, wollte der Kleinschmidt wissen, und zwar von mir.
»Von der t-RNS.«
»Richtig. Und wo liegt die m-RNS?«
Gute Frage. Denk, denk, denk ...
»An den Ribosomen?«
»Wieder richtig. Der Kandidat hat drei von hundert Punkten! Jetzt mußte mir nur noch sagen, wo die Anticodone der t-RNS die komplementären Codone suchen, und du bist erlöst.«
Das war leicht. »Auf der m-RNS.«
»Siehste, ist doch gar nicht so schwer«, sagte der Kleinschmidt und erlöste mich dann endlich von dem Übel seiner Aufmerksamkeit.
Papa bastelte in seinem Arbeitszimmer an dem Rahmen für die Ahnentafel und schimpfte dabei in einem fort laut vor sich hin, was nicht gerade dazu beitrug, daß man sich im Wohnzimmer entspannt einen Abenteuerfilm mit Jean-Paul Belmondo ankucken konnte.
Am Nikolaustag ging Papa ging auf Dienstreise nach Koblenz, und ich versuchte, eine Bierflasche aus dem Keller in mein Zimmer hochzuschmuggeln, unter einem Handtuch, aber Mama stoppte mich auf halber Treppe: Was ich denn da verborgen hätte? »Kann ich da mal einen Blick drauf werfen?« Und zack, schon war ich die schöne Bierflasche wieder los. »Das fehlte uns ja nun gerade noch«, sagte Mama, »daß die Kinder hier heimlich das Biersaufen anfangen ...«
Tags darauf mußte Mama nach Bonn, zu Renates standesamtlicher Trauung, und ich da holte ich mir gleich drei Bierflaschen aus dem Keller hoch. Ätschibätschi. Die wollte ich alle nacheinander aussaufen.
Der sozialdemokratische Bürgermeister von Hamburg, Hans-Ulrich Klose, hatte in diesen Tagen schweren Ärger gekriegt, weil er in einem konkret -Interview Verständnis für den linken Flügel der Jusos geäußert hatte:
So würde ich heute nicht mehr ohne weiteres bereit sein, die Analyse von Stamokap als ganz und gar falsch zurückzuweisen. Ich halte die Therapie-Vorschläge von Stamokap nach wie vor nicht für richtig, aber mindestens Teile der Analyse finden – wenn ich das vorsichtig formuliere – eine gewisse Entsprechung in der Wirklichkeit.
Stamokap: Das bedeutete, daß der Staat als Monopolkapitalist in das Wirtschaftsgeschehen eingriff. Oder so. Der Staat als Reparaturbetrieb des Kapitalismus. Aber ob das stimmte?
Ordentliche Sozialdemokraten würden konkret nicht einmal unter dem Tisch lesen, bemerkte der Leitartikler Dieter Buhl in der Zeit .
Ich nahm jetzt alles, wie es auf mich zukam: »Iphigenie auf Tauris«, »Iphigenie in Aulis«, »Herr des Wilden Westens«, ganz egal –
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