Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
birsten überall herum. Hinter der alten Waschmaschine hockte einer der Hamster, und Papa kriegte einen zu fassen, der sich hinter einen Holzstapel verkrochen hatte.
»Die restlichen Viecher müßt ihr dann eben nach der Schule einfangen«, sagte Mama.
Bis zum Mittagessen hatten wir fast alle geschnappt, bis auf einen.
Bloß gut, sagte Papa beim Essen, daß er noch keine Mausefallen aufgestellt habe.
Der letzte noch nicht eingefangene Hamster verriet sich durch sein Fiepen unter dem Gefrierschrank.
Da hatte ich ja wieder mal was zu schreiben, in meinem nächsten Brief an Michael, auch wenn’s nur lauter Kokolores war.
Er könne sich unseren Briefwechsel bald nicht mehr leisten, schrieb Michael mir.
Nicht nur, daß ich meine eigenes Porto bezahlen muß, nein, Deins muß ich auch noch berappen. Der Trick mit der zerschnippelten Marke ist ja ganz nett, aber wenn Du den Brief dann so vollpackst, daß der Briefträger auf allen vieren angekrochen kommt und für diese Mehrleistung 80 Pfennig Nachporto verlangt – zusätzlich zu den normalen 50 natürlich –, finde ich das ganze etwas unsinnig. Zerschnippel doch vier Marken. Das nenn ich sparen!
Ist ja wenigstens ein Trost, daß auch Du in Meppen nicht vom Pech verschont bleibst. Da lebt der Sadist förmlich auf, wenn er Deine Briefe liest. Allerdings schummelst Du beim Pechzusammenrechnen: Wenn Du Dir den Kopf und das Becken rammst, wieso ist das dann Pech? Sei doch froh, daß Dir keine Dampfwalze den Fuß zu Brei zermantscht hat. Bei dem Haufen Pech, der uns beide so überschüttet, sind Rempeleien, wo nichts weiter als ’ne Beule entsteht, schon als Glück zu bezeichnen.
Aber jetzt hab ich genug vom Pech geredet. Wollen wir doch mal sehen, wieviel Glück ich in der letzten Woche gehabt habe: Also, ich bin mindestens hundertmal über ’ne Straße gegangen, ohne daß ich umgefahren worden bin. Mir sind weder Blumentöpfe noch Ziegelsteine auf den Kopf gefallen. Ich bin nicht operiert worden und konnte somit auch nicht während des Eingriffs wegen eines zu heißen Skalpells explodieren (laut Bildzeitung passieren solche Sachen ja jeden Tag). Na, ist das nicht eine sagenhafte Glückssträhne? Kaum zu glauben, was?
Übrigens habe ich eben erst wieder ein riesiges Glück erlebt: Ich schreibe am 25.11. eine Grundkursarbeit in Geschichte, am 28.11. eine Grundkursarbeit in Chemie und am 1.12. eine in Erdkunde. Ich kann’s gar nicht fassen! So etwas von Glück! Schließlich hätte es doch mehr zu mir gepaßt, daß ich alle Arbeiten an einem und demselben Tag schreiben müßte oder wenigstens an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Aber weil ich so ein Glück mit meinem Stundenplan habe, geht das gar nicht! Jaja, ich gewinne bestimmt noch im Lotto.
Gerade hab ich Dein Löschblatt verbrannt. Hehe. War das ein Gefühl! Jetzt liegt es da im Aschenbecher, völlig verkohlt, eingefallen und jämmerlich. Haha, das wird mich nicht mehr ärgern! Das nicht!
Eben ist meine Mutter reingekommen. Hat rumgemeckert, was ich verbrannt hätte. Ich könnte ja das ganze Haus in Schutt und Asche legen. Zeter, Mordio. Und das alles wegen dem verfluchten Löschblatt! Wehe, Du schickst mir noch mal sowas! Dann verbrenn ich gleich den ganzen Brief, samt Nachgebühr und zerschnippelter Briefmarke!
Neulich gab es Ärger im Lateinkurs. Dem Lehrer hatten sie nämlich sein Auto quer auf den Bürgesteig gestellt. Der hat so ’ne kleine Karre, daß das anscheinend ganz einfach ging. Das wäre ja nun nicht so schlimm gewesen. Aber irgendjemand, der erbost über das rüpelhafte Parken war (es kam niemand mehr vorbei, ohne auf die Straße zu müssen), rammte eine Riesenschramme auf die Motorhaube. Na, und weil der Lehrer einen von unserem Kurs vorher an dem Auto hatte herumstehen sehen, waren wir völlig unbegründet in Verdacht geraten (das heißt, so völlig auch wieder nicht; ein oder zwei aus dem Kurs hatten wohl mitgewirkt). Lehrern sollte sich eben nicht so ein kleines Auto anschaffen. Das ist viel zu gefährlich.
Gestern bin ich in Deutsch drangekommen. Das dritte Mal in einer Woche. Die beiden vorherigen Male hatte ich so gut wie gar nichts gewußt. Diesmal war es anders: Ich hatte nicht den allergeringsten Schimmer. Und diesmal wurde ich auch noch nach vorn geholt, um meine vollständige Ahnungslosigkeit vor versammeltem Publikum kundzutun. Das soll angeblich die Fähigkeit zur freien Rede schulen. Mag ja sein. Bloß worüber denn reden? Ich stand also da vorn und blätterte verzweifelt in
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