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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Möglicherweise verbessern sich jetzt jedoch die Ausgangsbedingungen (möglich soll ja angeblich alles sein). Ich werde meine Anstrengungen eben verdreifachen, verviervachen oder sogar vertausendfachen (1000 x 0 = 0). Macht alles keine Schwierigkeiten. Ein faules Schwein bleibe ich dann zwar immer noch, aber was soll’s? Schweine sollen doch ziemlich schlau sein.
    War da nicht noch ’ne Frage? Ach, Bundeswehr. Was sollten die denn wohl mit mir beim Bund anfangen? Es hat eben seine Vorteile, als Suppenkaspar im Endstadium durch die Gegend zu laufen. Wenn die Waage bei der Musterung auf mein »Gewicht« gar nicht erst anspricht, bin ich die längste Zeit Soldat gewesen. Und wenn der Jahrgang ’62 wirklich so überfüllt ist, brauch ich echt keine Angst zu haben. Während Du beim Manöver durch den Matsch robbst, sitze ich daheim und mache Ferien. Vielleicht krieg ich dann auch besser ’nen Studienplatz (wenn’s Abitur nicht platzt), trotz des überfüllten ’62ers. Dann wäre ich beim ’60er Jahrgang. Ist der nicht ebenfalls überfüllt? Na, mal sehen.
    Was gibt’s denn Neues aus der Schulszene? Mein Deutschpauker wird allmählich schwerhörig. Jetzt hat er mich in die erste Bank gesetzt, direkt vor seine brillenlutschende Schnauze. Angeblich spreche ich so leise, daß er mich dahinten nicht versteht. Soll er sich doch ein Hörgerät kaufen.
    Deutsch ist überhaupt das absolute Streßfach. In keinem andern mache ich Hausaufgaben, nur in Deutsch. Jeden Tag, aber auch an jedem, gibt es irgendeine Wahnsinnsaufgabe, für deren Erledigung man eigentlich drei Wochen braucht. Immer irgendsoein unklar dahergebrabbelter Firlefanz, den kein Mensch kapiert. Und weil nur elf Mann im Kurs sind, kommt auch jeder hübsch dran, besonders aber ich, weil ich sonst kein Wort im Unterricht rede. Deswegen kriege ich auch immer Extraaufgaben aufgebrummt. Schweinerei!
    Es ist schon zum Kotzen. Und erst in Mathe. Ach, könnte ich doch Mathe bloß abgeben! Sowas von konfus haste noch nicht gesehen! Man kann’s gar nicht beschreiben. Stell Dir ein klapperdürres, rothaariges Elend mit Schnäuzer und Lupenbrille vor (hinter der die Augen riesig aussehen). Das steht also da vorne und kritzelt wirr an der Tafel herum, faselt dabei irgendeinen Unsinn und murmelt Zauberformeln vor sich hin. Dann dreht es sich ruckartig um, brüllt »Ist doch klar!« in die Klasse und erwartet Zustimmung. Da diese natürlich ausbleibt, wendet sich das Männchen abermals seinem Gekritzel zu und ist dann selbst ratlos. Es ertönen Aussprüche wie: »Moment! Wie war das gleich? So! Jaaa. Nein! Also das nehmt ihr dahin und das dorthin! Oder umgekehrt. Ja. Nein. Jaaa. Moment ...« Und dann wischt der Heini sein Gekritzel teilweise aus und schreibt anderes Gekritzel hin. Darauf wieder Drehung um 180 Grad und der Ausruf: »Ist doch ganz klar, Mensch!« Dabei womöglich noch leichte Kniebeuge zur Verdeutlichung. Ignorierung der ratlosen Gesichter und ab zum nächsten Punkt.
    Und was das Schlimmste ist: Dieser Uhu, von dem ich gerade erzählt habe, sitzt in irgendeinem Ausschuß und darf über die Lehrpläne in ganz Rheinland-Pfalz mitbestimmen. Ist es da ein Wunder, daß die Leute die MSS zum Reihern finden? Wen wundert da überhaupt noch irgendwas? Mich jedenfalls nicht mehr. Ich laß alles über mich ergehen, bis hin zur Straßenkehrerlehre.
    Wenn man wenigstens nicht so faul wäre. Dann könnten einen die Pauker nicht jedesmal fertigmachen, wenn man drankommt. So aber sitzt man da, hat von nichts ’ne Ahnung und wird angeschnauzt: Du bist jetzt schließlich Oberstufe, da muß man was leisten und so weiter. Ach nee, es heißt ja jetzt Sie. Also: Sie sind jetzt schließlich ... hört sich auch nicht besser an. Und unser Deutschlehrer duzt uns immer noch. »Was hast ’n da herausgefunden?« (Standardfloskel.) »Nichts? Das ist aber nicht viel! Das weißt du ja selber, nich’ wahr?« So redet der Typ. Dabei soll einer nicht überschnappen. »So rede doch! Du Unglückswurm!«
    Schluß damit. Ich kann’s nicht mehr ertragen.
    Es ist fünf nach halb zwölf. Ich schwebe jetzt von dannen. Tannengrün. Bis später dann. Dannemann Cigarillos. Tschüß dann.
    Dann Michaeldann.
    Und dann stand ich mit meinem Fahrrad vor der Ampel an der Haselünner Straße, und diese Ampel sprang nicht um auf Grün, und als ich da wartete, zeigten irgendwelche Weiber aus dem Schaufenster einer gegenüberliegenden Arztpraxis auf mich und lachten sich halbtot, bis ich kapierte, daß die

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