Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Orchesterpartitur, aber in dem Geschäft wurde mir gesagt, daß da ohne Angabe von Verlag und Bestellnummer nichts zu machen sei.
Was waren das denn für Rindviecher? Bücher konnte man doch auch bestellen, wenn man nicht mehr als den Titel kannte, also wieso nicht Noten?
Bei Ceka kaufte ich mir dann eine LP von Leonard Cohen, und jeder Song hörte sich so an, als ob er über und für mich geschrieben worden sei.
Shouldering your loneliness
like a gun that you will not learn to aim ...
Renée, die bei uns in Meppen außer »Guten Morgen«, »Mahlzeit«, »Gute Nacht« und »Scheiße« kein einziges Wort Deutsch gelernt hatte, schwirrte wieder ab, und ich wußte gleich: Die siehst du niemals wieder, diese Mademoiselle.
Um das Loch in der Hecke zu schließen, hatte Papa da irgendwelche Sträucher eingepflanzt, doch die wollten nicht so richtig sprießen, und das konnte ich ihnen nicht verdenken. Wer hätte schon in Meppen Wurzeln schlagen wollen?
In Werner Herzogs Spielfim »Nosferatu« gefiel mir Klaus Kinski als Graf Dracula ganz gut, aber die Angeberei des Regisseurs ging für meinen Geschmack einen Tick zu weit.»In den kommenden fünfzig Jahren wird es unmöglich sein, einen Vampirfilm zu machen, der sich nicht auf meinen Nosferatu bezieht«, hatte Herzog verkündet. Denken hätte er das ja können, im stillen Kämmerlein, aber sagen? In einem Interview?
Es hagelte und schneite wie doof, und wenn man morgens die Schule betrat, dann beschlugen einem die Brillengläser, und man tappte erst einmal halbblind durch die Flure. Die meisten andere Brillenschlangen hatten ihre Brillenputztücher dabei. Ich benutzte zum Brillengläserputzen meistens die Daumen und am zweitmeisten eine aus der Hose hochgezogene Stelle meines Hemds, unter der Bank, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß gerade niemand in meine Richtung glotzte.
Nach Papas Meinung sah die neue englische Premierministerin Maggie Thatcher »wie ein Drachen erster Ordnung« aus. Das fand ich auch. Allein schon diese perverse Frisur! Und das war ja ein glänzender Sieg der Frauenbewegung, daß in England eine Xanthippe regierte, die sich vorgenommen hatte, die Arbeiterbewegung zu zerschlagen. Armes England!
Das Schönste, was ich mir selber antun konnte, waren Radtouren nach Rühle, an der Ems entlang. Da roch es überall so satanisch gut, daß ich mich hätte verlieben können. Aber in wen?
In Rühle bot Ralles Vater uns im Wohnzimmer einen Schluck Bärenfang an. Das war ein hochprozentiger, nach ostpreußischem Rezept gebrannter Honigschnaps, den wir auf Würfelzuckerstückchen geträufelt serviert bekamen.
Davon glühte mir die Kehle, und auf dem Heimweg schmierte ich mit meinem Rad in der Kurve vor der Emsbrücke in einer Ölpfütze um und gongte mit dem Kopf an irgendwas Hartes.
Wie ich danach ins Bett gefunden hatte, wußte ich am nächsten Morgen nicht mehr.
Papa wollte ein Gewächshaus bauen. Für das Fundament und den dazugehörigen Gartenweg ließ er sich von einer Baustoffgroßhandlung 25 Quadratmeter Betonplatten kommen. Die wurden per Kran von einem Lkw abgeladen und von der Einfahrt in den Garten gewuchtet.
Mama wirtschaftete währendessen in der Küche an den Töpfen und war am Schimpfen. Ob sich Papa da nicht übernommen habe? Was das alles koste! »Und wozu brauchen wir denn überhaupt ein Gewächshaus? Hier wächst doch schon viel mehr, als wir überhaupt ernten können!«
Ich sah mir das Verladen der Bodenplatten draußen eine Weile an, und dann hörte ich Papa brüllen: »Sag Volker mal, daß er sein Scheißmotorrad woanders hinstellen soll!«
Lotti hatte ihre Jungen gekriegt. Sieben auf einen Streich. Himmel hilf! Die konnten wir hier nicht gebrauchen.
Volker aber hatte nach seiner mündlichen Prüfung in Mathe das Abi bestanden. Notendurchschnitt 2,6.
Darauf solle er sich nicht zuviel einbilden, sagte Mama. »Ich hab zwei Komma drei gehabt, und unsereinem ist bei den Abiturprüfungen damals wahrlich nichts geschenkt worden!«
Für ein Dasein als Hausfrau in Meppen hätte sie 1949 auch mit lauter Fünfen und Sechsen durchrasseln können. Und nun hatte Volker sein Abitur. Was gab’s da noch zu knöttern? Hätte man aus diesem Anlaß nicht auch mal feiern können?
Mit Wiebke an Bord düste Mama nach Jever, um mit ihrer nach Südafrika ausgewanderten Freundin zu schnacken, die sich auf Deutschlandreise befand, und am Samstag wollte Mama mit Oma und Opa und Wiebke von Jever nach Itzum fahren, zu Hedda und Corinna
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