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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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davon, sonst regt die sich nur unnötig auf, und es steht ja auch noch gar nichts fest.«
    Das erfuhr ich so zwischen Tür und Angel.
    Nach Jever ziehen? Ohne Papa? Und schon wieder die Schule wechseln?
    Nein, dann wollte ich lieber in Meppen bleiben. Obwohl, zwei Jahre allein mit Papa im selben Haus, das war auch keine verlockende Aussicht.
    Stand uns denn jetzt endgültig der große Bruch zwischen Mama und Papa bevor?
    Vielleicht wäre es ja ganz gut so. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Mama und Papa hatten sich in ihrem Eheleben lange genug wie Hund und Katze aufgeführt.
    Der HSV war Deutscher Meister, und Borussia Mönchengladbach stand in der Abschlußtabelle der Bundesliga auf dem zehnten Platz. Mich ging das ja nun alles nichts mehr an, aber es war doch traurig, die Fohlenelf in der Mittelmäßigkeit versacken zu sehen.
    »Der Hessische Landbote« hieß eine Flugschrift, die Georg Büchner 1834 verfaßt hatte.
    Friede den Hütten! Krieg den Palästen!
    Darin hatte er die Bauern zur Erhebung gegen den Adel aufgerufen:
    Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug, der Vornehme aber geht hinter ihm und dem Pflug und treibt ihn mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und läßt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.
    Seiner Verhaftung war Büchner damals nur durch die Flucht von Gießen nach Straßburg entgangen, und 1836 war er im Exil in der Schweiz an Typhus gestorben, mit 33 Jahren. Aber hatte er nicht recht behalten, mit jeder Zeile?
    Abends ging ich mal wieder ins Kino. »2001 – Odyssee im Weltraum« hieß der Film. Regie: Stanley Kubrick. Das meiste kapierte ich ja noch halbwegs, die technischen Fortschritte im Krieg der Affenmenschen und die Gefahren, die den Zukunftsmenschen durch selbstherrliche Maschinen drohten, aber was hatten die letzten Szenen zu bedeuten? Spielten die im Himmel? Und/oder im Jenseits? Beim lieben Gott persönlich?
    Es gab niemanden, den ich danach fragen konnte, weil außer mir kein Mensch, den ich kannte, diesen Film gesehen hatte.
    Wenn wenigstens Ralle mitgekommen wäre. Oder Hermann! Aber der hatte an diesem Abend seinem Vater auf dem Bau aushelfen müssen, irgendwo bei Haren-Erika.
    Wieso hatte ich Depp Hermanns Angebot abgelehnt, ein Rendezvous mit Ute Hinrichs zu arrangieren? Jetzt war’s natürlich zu spät dafür.
    An Wiebkes dreizehnten Geburtstag hatte ich nicht rechtzeitig genug gedacht, um ihr ein Geschenk überreichen zu können. Und was hätte ich der auch schenken sollen?
    Dreizehn Jahre war diese Trina nun schon alt und benahm sich noch immer wie ein dreijähriges Kind. Ob ich mit dreizehn Jahren auf die Außenwelt wohl auch so infantil gewirkt hatte wie Wiebke jetzt auf mich?
    Das Haus, das Mama in Jever inspiziert hatte, war ihr zu teuer. Soso. Und wenn es ihr nicht zu teuer gewesen wäre? Hätte ich dann von Meppen nach Jever umziehen müssen? Mit Mama und Wiebke? Ohne gefragt zu werden?
    Bei der Europawahl erhielten die bundesdeutschen Grünen 3,2 % der Stimmen. Das war nicht viel, aber mehr als nichts.
    Anstatt mich auf die bevorstehende vierstündige Deutschklausur vorzubereiten, hätte ich lieber mal wieder Tischtennis gespielt, aber mit wem?
    Der Wolfert hatte nicht verraten wollen, ob es in der Klausur um Büchner oder um Schiller gehen werde. »Ich kann Ihnen nur eines versichern: Es wird sich in jedem Fall um einen Klassiker handeln.«
    Was ist paradox? Wenn ein Goethedenkmal durch die Bäume schillert.
    John Wayne war gestorben. The Duke. An Krebs. Er war nicht mehr der Jüngste gewesen, und wahrscheinlich hatte er auch privat gesoffen wie ein Loch und geraucht wie ein Schlot, aber dem größten Schauspieler aller Zeiten hätte ich dann doch ein längeres Leben gegönnt und mit Wonne zugesehen, wie er sich noch als Greis im Saloon einer Goldgräberstadt herumschlägt, heimtückischen Heckenschützen den Rest gibt und danach auf einem braven Zossen in den Sonnenuntergang reitet.
    In einem Nachruf im Fernsehen hieß es, daß John Wayne sich nicht umgedreht hätte, wenn ihm von irgendwem auf der Straße »John!« hinterhergerufen worden wäre, denn sein

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