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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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begriffen hatten, daß sie sich von einer Witzfigur regieren ließen?
    Hermann tippte in der Redaktion einen Artikel über eine Schülerratssitzung, in der der Antrag gestellt worden war, den Innenhof des E-Gebäudes in den Pausen für die Sek I freizugeben. Die Befürworter dieses Antrags gaben zu bedenken, daß die große Entfernung zwischen dem Innenhof einerseits und den Sek-II-Räumen beziehungsweise dem F-Hof andererseits die Kommunikation zwischen den Sek-II-Schülern behindere. Bei der Öffnung des Innenhofes würden alle Schüler der Sek II auf den F-Hof ausweichen, was die Kommunikation fördern und damit die Gemeinschaft innerhalb der Sek II stärken werde. Die Vertreter der Sek I begründeten ihren Anspruch auf den Innenhof damit, daß der bisherige Sek-I-Hof einen sehr tristen Eindruck mache und daß es keine Möglichkeit gebe, die Pausen sinnvoll zu gestalten. Die Freigabe sei daher notwendig, um a) die Möglichkeiten der Sek I zur Pausengestaltung auszuweiten und b) auch der Sek I ein Kommunikationszentrum zu bieten. Die Gegner der Öffnung hielten es für bedenklich, daß damit ein Privileg der Sek II aufgehoben werde.
    Dieses Problem steht bei der nächsten SR-Sitzung zur Debatte. Alle Schüler werden gebeten, sich damit zu befassen.
    Das waren die bewegenden Worte, mit denen Hermanns Artikel endete.
    »Und was ist, wenn ich mich als Schüler nicht mit diesem Mist befassen will?«
    »Dann hast du dich als kriecherisches, minderwertiges, für eine demokratische Gestaltung des Schulwesens unreifes Subjekt erwiesen«, sagte Hermann und gab mir noch einen anderen Artikel zu lesen, in dem er allgemein gegen den Allmachtsanspruch der katholischen Kirche auf das Erziehungssystem polemisierte und speziell gegen die Forderung deutscher Bischöfe nach einer schulischen Sexualerziehung, die die Heranwachsenden zu einem christlich verantwortungsvollen Sexualverhalten befähige:
    Wohlgemerkt, es geht den Bischöfen nicht um eine neutrale Darstellung der christlichen Geschlechts- und Ehemoral, sondern bewußt um deren positive Darstellung, was wohl mit gezielter Indoktrination gleichzusetzen ist ...
    »Gibst du das auch deinen Eltern zu lesen?«
    »Bist du verrückt geworden?«
    Ein neuer Redakteur, Andreas Pohl, hatte was über Raucher geschrieben:
    Tag für Tag schmeißen sie ihr Geld für den Geschmack der großen weiten Welt auf den Ladentisch und geben in ihrer Großmut uns Nichtrauchern sogar noch ein Stückchen dieser jugendlich frischen und sportlich eleganten Happy-Bacardi-Welt ab, obwohl wir für diesen unbeschreiblichen Genuß den finanziellen Tribut nicht mit einem Pfennig mitzutragen haben ...
    Nach Redaktionsschluß kam Andreas Pohl dann aber trotzdem in die verräucherte Stadtschänke mit, und da ereiferte er sich über die Kinderarbeit in Entwicklungsländern. In der Dritten Welt müßten Kinder für einen Hungerlohn Produkte für den europäischen Spielzeugmarkt herstellen, und damit würden wiederum hier die Kinder zu Konsumwesen degradiert. »Und das alles im sogenannten Jahr des Kindes!«
    »Im Grunde ist der ganz in Ordnung«, sagte Hermann, als Andreas Pohl auf den Pott gegangen war. »Der ist nur ziemlich leicht erregbar.«
    Auf meinen schriftlichen Protest gegen seine Bewertung meiner Klausur ging der Wolfert nicht ein, aber in der nächsten Geschi-Stunde sagte er, nach einer vorwitzigen Bemerkung, die Hermann fallengelassen hatte: »Ich sehe das schon kommen, eines Tages wird der Gerdes Bundeskanzler, und der Schlosser wird sein ideologischer Berater!«
    Als sie mit Papa wieder da war, goß sich Mama einen Sherry ein und sagte, daß das Haus in Vallendar nun endgültig verkauft sei. »Vorausgesetzt, daß uns bis September das Geld dafür überwiesen wird.«
    »Und wieviel wäre das, wenn man fragen darf?«
    Mama zögerte. »Ich weiß nicht, ob Papa das recht ist, wenn ich mit euch über solche Sachen spreche.«
    Aber Papa war ja im Keller.
    »Vierhunderttausend und ’n paar Zerquetschte«, sagte Mama. »Und das behaltet ihr bitte für euch. Und bildet euch bloß nicht ein, daß wir damit große Sprünge machen könnten! Die Preise für Fertighäuser sind auch ziemlich gepfeffert, und wenn wir euch alle studieren lassen wollen, wird uns das ebenfalls ’n stattlichen Haufen Geld kosten ...«
    »Mir wär’s trotzdem lieber gewesen, wenn wir unser Haus behalten hätten«, sagte Wiebke, und da sprach sie mir zum ersten Mal im Leben aus dem Herzen.
    »Ja, weil du da aufgewachsen bist«, sagte

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