Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
aufräumen, von der ich überhaupt noch nicht gewußt hatte, daß sie existiert.
»Schaffen Sie doch mal Ordnung beim Buchstaben M! Da steht alles durcheinander.«
Thomas Mann ... Heinrich Mann ... Golo Mann ... Erika Mann ... Klaus Mann ... Was hätten die Literaturwissenschaftler bloß angestellt, wenn diese Sippe nicht so fruchtbar gewesen wäre?
Sport fiel aus, und weil wir danach in Latein nur zu fünft waren, schickte uns der Dahlke nachhause. Was für ein schwachsinniger Schultag!
Bei einem schweren Verkehrsunfall war Sepp Maier nur knapp mit dem Leben davongekommen, und nach allem, was man wußte, würde er niemals mehr im Tor stehen. Das tat mir leid, auch wenn mir der Fußball seit der blöden WM in Argentinien gestohlen bleiben konnte. 473 Bundesligaspiele hatte Sepp Maier bestritten und davon 396 hintereinander.
Einen echten Grund zur Freude hatte allerdings der ewige Ersatztorhüter Walter Junghans vom FC Bayern.
Nach zwei öden Stunden Geschi war das zehnte Schuljahr endgültig vorbei. Ein schönes Gefühl, zum Fahrradständer gehen, das Rad aufschließen und in die Sommerferien entschwinden zu dürfen, wenn auch ungeküßt.
Auf ein Vorfahrtsschild hatte jemand die Parole geschmiert:
Folta für Travolta!
Wenn ich selber irgendwas hassen gelernt hatte in diesem Jahr, dann waren’s Mitochondrien und Krümmungsintervalle. Und der Tricarbonsäurezyklus. Und die Polynomdivision. Und Seine Majestät, der Differenzquotient.
Am besten war ich in Gemeinschaftskunde (11 Punkte) und am schlechtesten in Bio (1 Punkt). In Mathe hatte ich immerhin vier Punkte ergattert und in Sport sieben, also eine Drei minus, nach alter Rechnung.
Wiebke hatte drei Vieren und nur eine einzige Zwei, in Sport.
Auf den gedruckten Einladungskarten für die Familienfeier im August stand vornedrauf der Vers:
... erst nur flüchtig und zivil,
nun mit Andacht und Gefühl!
Renates und Olafs Hochzeit, Mamas 50. Geburtstag und Mamas und Papas Silberhochzeit sollten dann in einem Aufwasch gefeiert werden.
Nachdem ich Michael und Tante Dagmar die neue et cetera zugeschickt hatte, wußte ich schon nicht mehr, was ich mit dem Rest der Sommerferien anfangen sollte. Einmal würde ich für ein paar Tage nach Hannover dürfen. Und sonst?
Wiebke fuhr mit den Hannover-Schlossers nach Österreich. Die waren hart im Nehmen.
Heiko Meier rief an und sagte, daß wir den Kriegsfilm »M*A*S*H« nicht verpassen sollten. Mit Heiko Meier wollte sonst wohl auch so gut wie nie jemand ins Kino gehen. Mir kam das aber ganz gelegen, denn diesen Film hatte ich mir sowieso ansehen wollen, weil er von Robert Altman war und weil Donald Sutherland und Elliot Gould mitspielten.
Es ging da um eine amerikanische Truppe im Koreakrieg, die sich ununterbrochen danebenbenahm. In einer Szene kamen eine Krankenschwester und ein Major beim Vögeln zu spät dahinter, daß ihre Lustschreie über Lautsprecher durch das gesamte Lager hallten.
Er habe Tränen gelacht, sagte Heiko Meier beim Rausgehen.
Ich glaubte aber nicht, daß der Koreakrieg eine so lustige Sache gewesen war. Deplaziert fand ich auch Elliot Goulds ausladende Frisur. In den fuffziger Jahren waren die Soldaten doch nicht mit Hippielocken herumgelaufen? Einem zur Zeit des Koreakriegs spielenden Film hätte man jedenfalls nicht auf den ersten Blick ansehen dürfen, daß er erst 1969 gedreht worden war.
In Nicaragua hatten die Sandinisten die Macht übernommen. Ob es da nun auch wieder so zuging wie im revolutionären Frankreich oder wie in Moskau unter Stalin, mit Schauprozessen und Hinrichtungskommandos?
Abwarten. Die Sandinisten waren mir sympathischer als die Schurken, die das nicaraguanische Volk im Auftrag des Diktators Somoza ausgebeutet hatten.
Mit dem Spielfilm »Der falsche Mann« hatte Alfred Hitchcock sich mal wieder selbst übertroffen: Henry Fonda als Musiker und Kleinfamilienvater, der als Räuber denunziert wird und im Kittchen landet. Während er noch verzweifelt seine Unschuld beteuert, schnappt seine Ehefrau über, und als er sich endlich wieder auf freiem Fuß befindet, kann er sie bloß noch in der Klapse besuchen.
Tante Dagmar sagte am Telefon, daß es ja ganz schön frech sei, was ich da über unseren Herrn Bundespräsidenten geschrieben hätte: »Entblödete sich nicht ...« Und sie gab mir den Tip, Verlage anzuschreiben; die würden mir vielleicht Rezensionsexemplare zuschicken, zur Besprechung in der Schülerzeitung.
Probieren konnte man’s ja mal. Am Montag holte ich
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