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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Altersruhesitz.
    Beim Hausbauen wollte ich Mama und Papa nie wieder zusehen. Das eine Mal hatte mir gereicht, und das sagte ich ihnen auch.
    Wie konnte man denn überhaupt so dämlich sein, zusammenzuziehen und zu heiraten und Kinder zu kriegen und sich hoch zu verschulden für ein Eigenheim, mit dem man nur lauter Ärger hatte? Und dann noch ein zweites Haus bauen und abermals ins Verderben rennen? Sehenden Auges?
    Die Freuden des Lebens: Nägelschneiden, Schuheputzen, Unkrautjäten, Rasenmähen und Zimmeraufräumen. »Und zwar picobello!«
    Als Renate und Olaf kamen, brachten sie auch Wiebke wieder mit. Die hatten sie in Hannover eingesammelt.
    Renate produzierte voller Stolz eine Karte aus Stockholm, von Astrid Lindgren:
    Liebe Renate Blum! Wie nett von Ihnen, mir Ihre Examensarbeit zu übersenden. Ich habe Ihre Analyse mit großem Interesse gelesen. Sie haben es wirklich gut gemacht, und es freut mich, daß es Ihnen Spaß gemacht hat, die Arbeit zu schreiben. Für mich ist es merkwürdig, daß so viel aus Pippi entstehen kann. Zum Herbst kommt hier in Schweden eine Doktorarbeit über Pippi. Das konnte diese kleine Göre nicht ahnen. Also, vielen Dank und alles Gute! Ihre Astrid Lindgren.
    »Ist das nicht toll?«
    Allerdings. Und wer hätte gedacht, daß Astrid Lindgren so gut Deutsch konnte?
    »Und nun machen wir’s uns mal gemütlich«, sagte Mama, nachdem sie den ganzen Tag über wie eine gesengte Sau durch Meppen gerast war, Einkäufe erledigen, und durchs Haus, um auch das letzte Staubkörnchen zu beseitigen. »Weißwein oder Sherry?«
    »Habt ihr nicht auch Sekt?« fragte Renate. »Ich finde, an so ’nem Abend kann man auch mal mit Sekt anstoßen, wenn wir hier schon keinen Riesenpolterabend veranstalten ...«
    Also Sekt. Mama schickte Volker los, eine Flasche holen, und ich mußte die Gläser organsieren. Nur Wiebke wollte lieber Orangensaft haben, aber den durfte sie sich selber aus der Küche beschaffen. Ich war doch nicht Wiebkes Laufbursche.
    Als wir alle, bis auf Wiebke, schon einigermaßen blau waren, fragte ich Olaf, was er sich dabei denke, beim Heiraten, als Bräutigam: »Man kann doch nicht einer einzigen Frau sein ganzes Leben lang treu sein!«
    »O doch«, sagte Olaf. »Ich hab mich nun mal entschieden, für Renate, und dabei bleibt’s!«
    Da wollte ich noch einmal nachhaken, aber ich war schon zu müde, und von hinten rief Mama im Nachthemd: »Seid ihr denn noch bei Sinnen? Kuckt doch mal auf die Uhr! Ich denke, hier soll morgen Hochzeit gefeiert werden!«
    Tante Gertrud und Onkel Edgar konnten nicht kommen, wegen ihrem Chor. Verhindert waren auch Onkel Walter und Tante Mechthild. Vier Esser weniger.
    Am frühen Nachmittag tischte Mama ein kaltes Büfett auf, und nach und nach trudelten die Gäste ein: Oma und Opa Jever mit Gustav und Tante Luise samt Anhang, Olafs Eltern und eine Tante und ein Onkel von Olaf, Onkel Dietrich und Tante Jutta, Tante Doro und Onkel Jürgen mit ihren komischen Söhnen.
    »Hier könnt ihr euch aufhängen!« sagte Mama an der Garderobe.
    Tante Grete mit Mann. Die hatten auch gerade geheiratet. Der Mann war Frauenarzt. Und Tante Gisela und der Dellbrügge. Dem durften wir keine frechen Antworten geben. Mama hatte mir eingeschärft, daß ich mich zurückhalten solle, ganz egal, welche Idiotismen der von sich gebe.
    Onkel Rudi und Tante Hilde mit ihren Ablegern und Tante Dagmar, begleitet von einem gutaussehenden Freund. Was Männer betraf, hatte Tante Dagmar einen guten Geschmack. Äußerlich ähnelte ihr Typ Leonard Cohen. So ein bißchen jedenfalls.
    Um halb vier sollte die Trauung in der Gustav-Adolf-Kirche beginnen. Ich quälte mich in den Anzug, den ich das letzte Mal bei der Goldenen Hochzeit in Jever angehabt hatte.
    »Nu leg mal ’n Zahn zu« giftete Mama mich an, als ich mir im oberen Bad die Haare kämmte.
    Diese Scheißfamilienfeiern. Taten dabei alle nicht nur so, als ob sie sich freuten?
    Unter großem Gehupe fuhr Olaf mit Renate zur Kirche, vorneweg, im roten Käfer, mit blumen- und schleifengeschmückter Motorhaube. Das Brautkleid hatte Renate selbst geschneidert. Cremefarben, nicht weiß. Das hatte sie so gewollt: Wenn man jahrelang in wilder Ehe zusammengelebt habe, sei es albern, zur Hochzeit in jungfräulichem Weiß zu erscheinen. Der Hut dazu war ein Geschenk von Tante Dagmar.
    Olaf hatte sich eine Fliege appliziert.
    In der Kirche schoß Onkel Rudis und Tante Hildes Tochter Franziska viele Fotos. Durfte man das überhaupt?
    Die ganze

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