Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
hat ...« Damit kämen sie nicht durch.
Ob aber der Niedersachse Ernst Albrecht ein besserer Kandidat gewesen wäre? Nach einem Zeitungsbericht, den Albrecht allerdings dementiert hatte, wurden in seiner Familie die Kinder manchmal zur Strafe zum Brennesselpflücken in den Wald geschickt, mit bloßen Händen. Und Ernst Albrecht hatte mal geschrieben, daß es »sittlich geboten« sein könne, eine Information »durch Folter zu erzwingen, sofern dies wirklich die einzige Möglichkeit wäre, ein namenloses Verbrechen zu verhindern«.
Mit den Gesetzen nahmen es die Unionspolitiker generell nicht so genau.
Als nächstes kaufte ich mir ein Fischer-Taschenbuch mit Liedertexten aus dem Mittelalter von Oswald von Wolkenstein.
Ach senliches leiden
meiden neyden schaiden das tut we ...
Es waren auch Sauflieder dabei und derbe Liebeslieder.
zung an zünglin brüstlin an brust
bauch an beuchlin rauch an reuchlin
snel zu fleiss
alltzeit frisch getusst
Ob sich »rauch an reuchlin« wohl auf das Schamhaar bezog? In dem Buch stand nichts darüber, und den Wolfert hätte ich schlecht fragen gekonnt. (Und der hätte es wahrscheinlich sowieso nicht gewußt.)
Mit dem Kassettenrekorder nahm ich abends in meinem Zimmer ein paar Liebesseufzer auf. Die hörten sich bei der Wiedergabe so entsetzlich bekloppt an, daß ich fast gekotzt hätte. Bloß weg damit, weg! Die Kassette rausholen und das Band zerfetzen! Überspielen reichte da nicht.
Hermann hatte sich das Axel-Springer-Blatt Die Welt gekauft und las mir in der Pause daraus vor.
Die Nominierung des CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Strauß zum Kanzlerkandidaten der CDU/CSU hat am Aktienmarkt eine kleine Hausse ausgelöst. Die Standardwerte waren meist zwischen zwei und drei Mark verbessert, doch wurden auch deutlich höhere Tagesgewinne erzielt.
»Mit anderen Worten, die Aktionäre freuen sich schon darauf, daß Strauß den DGB zerschlägt«, sagte Hermann.
Gerödelt hätten sie, bis zur Verblödung, sagte Volker, als er von der ersten Woche Grundwehrdienst nachhause gekommen war, und dann zischte er zu seiner geliebten Vera ab.
Die beste Szene in dem Hitchcock-Film »Verdacht« war die, in der Cary Grant seiner kranken, mißtrauischen Filmfrau Joan Fontaine ein Glas Milch die Treppe hochbrachte, von dem sie annahm, daß er da Gift hineingemixt habe. In der Fernsehvorschau im Spiegel hatte gestanden:
Ein schöner Hitchcock-Trick: Im Glas mit der vergifteten Milch glimmte ein Lämpchen ...
Noch besser war dann allerdings »Halloween« von John Carpenter. Da richtete ein aus dem Irrenhaus abgehauener Killer ein Blutbad nach dem anderen an und ließ einen vor Angst dabei schlottern.
Ich wollte ja nicht, aber Hermann redete mir gut zu, und dann ging ich eben mit zu einer Geburtstagsparty, die Ulla Nölting gab, irgendwo draußen, und als wir da ankamen, waren alle schon blau. Es blakte ein Lagerfeuer, und der Niebold rief: »Wer hier jetzt zehnmal nackt ums Feuer rennt, dem spendier ich ’ne Kiste Bier!«
Ob das sein Ernst sei, fragte Henrik Osterlohe, den ich flüchtig vom Sehen kannte.
»Das ist mein blutiger Ernst!« schrie der Niebold, und da zog sich Henrik Osterlohe lachend die Klamotten aus, vor aller Augen, und rannte zehnmal splitternackt um das Lagerfeuer herum, unter allgemeinem Gejohle.
Von den Mädchen, die mich näher interessiert hätten, erblickte ich kein einziges. War wohl auch besser so.
Am Montag verkauften wir in der großen Pause die neue Schülerzeitung. Hermann und ich hatten uns dafür einen Schultisch in der Halle unten am Haupteingang aufgestellt. Peter Nossig und Gregor Hellermann betätigten sich als Verkäufer im Neubau.
Die Nachfrage war gewaltig, und in unserer Kasse klimperte das Geld.
»Immer langsam«, sagte Hermann zu den Mittelstufenschülern, die sich an unseren Tisch drängten. »Wir haben für jeden genug!«
Am Ende hatten wir 204 Hefte verkauft.
Nach der letzten Stunde machte Gregor Hellermann im Redaktionsraum die Endabrechnung auf: Von den achthundert gedruckten Heften waren noch genau 42 Stück über. »Ein voller Erfolg, würde ich sagen!«
In der Stadt sah man jetzt man immer wieder mal welche von den vietnamesischen Flüchtlingen, die es ins Emsland verschlagen hatte. Wenn die sich hier tatsächlich wohler fühlten als in ihrer Heimat, mußte wahrlich was faul sein im Staate Vietnam.
Michael hatte geschrieben.
Hallo!
Inzwischen habe ich also Ferien. Das Thema Zeugnisse wollen wir mal ganz
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