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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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ein bißchen Anschauungsunterricht, und schon waren wieder 15 Mark im Eimer. Heute ist der Sehtest dran, der kostet auch noch extra Geld. Und dann irgendwann die Prüfung, wenn ich all die Scheiße gepaukt habe, die man dafür wissen muß. Die Prüfung muß ich dann natürlich ebenfalls bezahlen.
    Und nun zu betreffendem Moped. Der Typ, dem’s gehört, ist in Holgers Jahrgang. Holger hat mir erzählt, daß der’s für 150 Mark verkaufen will. Ich hatte die Kiste schon öfter auf ’m Schulhof stehen sehen. Und weißt Du, was ich dabei jedesmal gedacht und manchmal auch gesagt habe? »Auf dieses Ding würd ich mich niemals setzen.« Ehrlich, jedesmal. Und warum? Das ist schlecht zu beschreiben, wenn Du’s nicht gesehen hast. Irgendwie paßt es natürlich schon zu mir, so jämmerlich, wie das aussieht. Es ist regelrecht abgemagert, jedenfalls im Vergleich zu den anderen Mopeds, die da so herumstehen. Es wirkt ungefähr so wie ein Fahrrad zwischen lauter Harley Davidsons. Na ja, für 150 Mark darf man nicht zuviel verlangen. Aber es ist leider auch nicht so, daß das Moped nur erbärmlich aussieht. Bei dem ist auch alles verdreht. Bei sämtlichen motorisierten Zweirädern, die man auf der Welt findet, liegt die Fußbremse logischerweise rechts, und die Schaltung ist links. Bei dem Ding ist es umgekehrt. Und auch die Schaltung ist verdreht: Die Gänge sind genau spiegelbildlich zur normalen Ausführung angelegt. Außerdem hat das Ding keine Bremsleuchte, vom Werk aus schon nicht. Und jetzt kommt die Krönung: Das Benzin, das man braucht, gibt es normalerweise gar nicht. Ich muß es selbst zusammenpanschen. Das sieht dann so aus: Wenn der Tank leer ist, fahre ich mit dem Reservetank zur nächsten Tankstelle und begebe mich an die Zapfsäule für Normalbenzin. Dort fülle ich den Tank zur Hälfte. Dann wechsele ich zur Zapfsäule für Zweitaktmopeds und mache den Tank ganz voll.
    Ziemlich beknackt, was? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, daß der Erwerb genau dieses Gefährts mir vorherbestimmt war.
    Aber noch ist nicht raus, ob ich’s überhaupt kriege. Heute fällt die Entscheidung. Den Führerschein mache ich vorsorglich, weil es verdammt lange dauert, bis man den endlich hat, und weil ich das Moped hauptsächlich für die Sommerferien haben möchte. Ich muß eben auf mein Glück vertrauen.
    Moment, was habe ich da eben geschrieben? Bei meinem »Glück« sieht es nachher so aus, daß ich den Führerschein für 60 DM in der Hand halte und nichts habe, wofür ich ihn brauche. Ich Depp! Hätte ich doch bloß gewartet, bis ich das Ding besitze, und dann den Führerschein gemacht!
    Aber auch das wäre sicher schiefgegangen. Dann hätte es so lange bis zur Führerscheinprüfung gedauert, daß die Ferien längst um gewesen wären. Das wäre allerdings das kleinere Übel gewesen. Scheiße. Ich bin eben nicht nur ein Pechvogel, sondern noch dazu ein Idiot. Eine lebensgefährliche Kombination. O Himmel, ist das Leben grausam!
    So. Die Entscheidung ist gefallen: Es kann noch Wochen dauern, bis ich das Moped bekomme. Und den Führerschein kriege ich auch erst in drei Wochen. Das können ja amüsante Ferien werden. Sowas Dämliches. Wann sind bei Euch eigentlich Ferien? Ich hoffe, Deine werden nicht so trostlos.
    Auf bald – Dein Vollgasidiot!
    Was ich nicht begriff, war Michaels Zuversicht, seinem Elend durch das Herumdüsen mit einem Moped entrinnen zu können. Es mochte ja ganz nett sein, damit mal zur Sporkenburg zu karriolen und zurück, aber wenn man es danach in der Garage geparkt hatte, war doch nichts gewonnen. Und was hätte ich in Meppen mit ’nem Moped anfangen sollen? Nach Bramsche fahren? Oder nach Aschendorf? Und dann?
    In den Sommerferien mit InterRail verreisen, zum Pauschalpreis, das hätte mir schon besser gefallen. Von Meppen über Amsterdam nach Paris und Madrid und Rom und Budapest und unterwegs einen Haufen interessanter Typen kennenlernen, aber Mama meinte, das könne ich tun, wenn ich volljährig sei. »Ich laß doch kein minderjähriges Kind wochenlang durch Europa gondeln! Was glaubst du wohl, welche Gefahren dir da blühen!«
    Die Gefahr, daß ich mich in Meppen zu Tode langweilte, nahm Mama dagegen in Kauf.
    Zur ersten Stunde war außer mir niemand in den Musiksaal gekommen, und zur zweiten, in Deutsch, trudelten auch nur drei weitere Schüler ein. Die anderen befanden sich bereits im Urlaub. Wir durften dann unter Wolferts Anleitung in der Schulbibliothek

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