Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
weil man da jedes Flüstern verstehen konnte, auch von weit weg. Achthundert Stufen, ein schönes Stück Arbeit, aber der Rundblick von oben sei’s wert gewesen.
    Und sie hätten Kim in ihrem Büro bei Reuters besucht. Die sei da ein richtig hohes Tier in der Personalabteilung. »Ach, und Bob! Jetzt will dieses Filou auf einmal zurück zu Therese! Aber darauf läßt sie sich nicht ein. Da wär sie ja wohl auch verrückt! Um völlig sicherzugehen, will sie das Haus auf sich überschreiben lassen und sich demnächst auch mal gründlich mit Rudi beraten. Der kennt ja aus seiner Praxis solche Pappenheimer wie Bob und die juristischen Fußangeln, auf die man bei so ’ner Trennung achten muß, wenn man nicht plötzlich ohne Dach überm Kopp dastehen will ...«
    Das Allermerkwürdigste sei aber was ganz anderes gewesen: »In London sind wir aus Jux und Dollerei bei ’ner Wahrsagerin gewesen, Madame Rosaline, und der ist zuerst gar nix eingefallen zu mir, aber dann hat sie gesagt, daß sie jemanden sieht, der eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat, a Jewish person, and it has something to do with a railway station, aber damit hab ich nix anfangen können. Welche jüdische Person sollte das denn wohl sein? Und welcher Bahnhof? Wir haben das als Unfug abgetan, und erst auf der Fahrt nach Basildon ist mir eingefallen, daß ich doch in Jever im Bahnhof geboren worden bin, als wir da noch gewohnt haben, und daß ich dabei fast erstickt wäre, weil ich mir irgendwie die Nabelschnur um den Hals gewickelt hatte, wie Mutti mir mal erzählt hat, und die Hebamme, die mir damals das Leben gerettet hat, war eine Jüdin!« Mama stellte ihr Sherryglas ab. »Da hast du deine Jewish person und deine railway station, hab ich gedacht, und ich wär fast von der Straße abgekommen!«
    Es gebe doch wahrlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lasse. »Und diese jüdische Hebamme hat sich 1940 in Jever in ihrer Wohnung in der Sankt-Annen-Straße aufgehängt.«
    Davon hatte Oma Jever mir auch mal erzählt.
    Von den Klamotten, die Mama in England eingekauft hatte, bei »Marks & Sparks«, war ein braunes Baumwollhemd für mich.
    Rudolf Augstein war verhaftet worden, auf Sardinien, nachdem die Polizei in seinem Gepäck vierzig Gramm Haschisch entdeckt hatte. Er kam zwar schon am nächsten Tag wieder frei, aber die Schande war doch beträchtlich. Im Verlauf der sogenannten Spiegel -Affäre hatte Augstein als Märtyrer der Pressefreiheit eingesessen. Und jetzt noch einmal im Knast wegen so einem Quatsch?
    Nach allem, was ich wußte, wirkte Haschisch bei weitem nicht so schlimm wie Heroin.
    Der Film »Pépé le Moko« war 1936 gedreht worden, mit dem jungen Jean Gabin. Wenn der einen Gangster spielte, konnte man unmöglich für die Polizei sein, und erst recht nicht, wenn er am Ende aus Liebeskummer und Verzweiflung Selbstmord beging.
    Eigenartig war’s, sich vorzustellen, daß Jean Gabin nach dem Ende der Dreharbeiten theoretisch nach Jever hätte reisen können, um der Familie Lüttjes einen Besuch abzustatten. Oder nach Ostpreußen zu den Schlossers. Papa war damals neun gewesen.
    In dem nächsten guten Spielfilm nahm sich ein mieser afrikanischer Geschäftemacher eine dritte Ehefrau, doch er konnte sie nicht entjungfern, weil er impotent gehext worden war, und er wollte sich dann von Medizinmännern kurieren lassen.
    Ob in Afrika der Glaube an die Hexerei tatsächlich noch so stark verbreitet war?
    Opa Jever gehe es gesundheitlich sehr schlecht, sagte Mama, und wir sollten uns am besten auf alles gefaßt machen. Die Ärzte wüßten zwar nichts Genaues, aber bei einem Mann von 83 Jahren müsse man im Grunde ja sowieso täglich mit allem Möglichen rechnen.
    Die erste Schulstunde nach den Sommerferien war Englisch. America in the Past and in the Present. Im Krieg um die Unabhängigkeit Amerikas von England hätte ich mich auf die Seite der Amerikaner geschlagen, aber im Krieg um die Eroberung Amerikas hätte ich lieber an der Seite der Indianer gekämpft. Wie die behumpst worden waren, bei den Vertragsabschlüssen, und nachher hatten sie sich dann doch jedesmal in ein »Reservat« zurückziehen müssen. Was für ein Wort! Wenn 1968 Marsmenschen die Horchheimer Höhe besetzt und allen irdischen Einwohnern ein »Reservat« irgendwo im Hunsrück zugewiesen hätten, wäre ich vor Wut explodiert, und ich hätte mich bewaffnet, auch als Sechsjähriger, um die Marsianer zu attackieren.
    In den Ferien

Weitere Kostenlose Bücher