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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wenn mich hier jetzt irgendwer erblickte?
    Ich mußte handeln. Rasch. Aber wie?
    Kurzentschlossen drehte ich den Teppich um. Kladderadatsch!
    Genau. So sah es hier doch schon viel besser aus. Dann fing ich an, die verräterischen Spritzer mit den Hemdsärmeln aufzuwischen, und da platzte Volker ins Foyer.
    »Was machst du denn hier, du alte Pottsau? Und wonach riecht das hier? Pfui Teufel! Das darf doch nicht wahr sein! Ich geh lieber mal Papa holen ...«
    Auf meinen Knien flehte ich Volker darum an, Papa und alle anderen Erwachsenen aus dem Spiel zu lassen und mir stattdessen dabei zu helfen, meine Übeltat zu vertuschen, aber Volker ließ nicht mit sich reden, und kurz darauf erschien Papa am Tatort und verdrehte die Augen. »Es ist doch wirklich nicht mehr zu fassen, was du dir hier leistest ...«
    Papa fuhr mich im Peugeot nachhause, und Onkel Dietrich kam mit. Der hatte sich hinten zu mir gesetzt und einen Arm und mich gelegt. So ein Mißgeschick sei ihm auch selbst mal widerfahren, sagte Onkel Dietrich. »Mach dir nichts draus! Da müssen wir alle mal durch, wir Männer. Sowas gehört zum Leben dazu! Das ist doch keine Katastrophe. Im Gegenteil, das ist ’ne Tradition, die ist in unserer Sippe schon Asbach Uralt! Und nicht nur in unserer!«
    Und dabei knuffte er mich in die Rippen.
    Zuhause brachte er mich noch in mein Zimmer hoch, und als ich im Bett lag, gab er mir einen Klaps auf den Hinterkopf und sagte: »Und nun träum mal was Süßes, du Lausebengel!«
    Irgendwie mußte ich im Schlaf die Bettdecke so blöd verwurstelt haben, daß der eine Fuß unten rauskuckte und der andere sich durch einen Spalt am geknöpften Ende unter das Laken geschoben hatte, aber der Versuch, das im Dunkeln wieder in Ordnung zu bringen, mißlang mir so oft, daß ich’s irgendwann sein ließ.
    Mir war alles eins.
    Dieses nervige Geschwatze und Gelächter, dachte ich. Und dieses Porzellangeklapper und Kaffeelöffelgeklirre ...
    Einfach weiterschlafen dürfen, mehr verlangte ich doch gar nicht von der Welt ...
    Und dann fuhr ich auf. O nein!
    Es war heller Tag. Ich starrte auf den Wecker. Kurz nach halb zwölf.
    Und mir fiel alles wieder ein. Die ganze Schweinerei, die ich da angerichtet hatte. O Gott! O Gott! Ich Riesenrhinozeros!
    Und da unten tranken sie jetzt alle Kaffee, auf der Gartenterasse. Hatten längst gefrühstückt, schon vor Stunden, und mein Malheur war garantiert das Tischgespräch Nummer eins.
    Gütiger Himmel! Wie sollte ich denen unter die Augen treten?
    Am besten gar nicht. Hier oben liegenbleiben, bis die gesamte Bagage abgehauen war. Weiterschlafen. Durchpennen bis morgen früh!
    Schlafen ging aber leider nicht mehr. Außerdem mußte ich dringend aufs Klo, und ich wollte mir auch die Zähne putzen. Und unter die Dusche!
    Von Schweiß und Dreck konnte man sich reinigen, nur leider nicht von quälenden Erinnerungen. Hatte ich mir ernsthaft eingebildet, Volker zum Komplizen machen zu können? Und wie ich da in meiner Pampe rumgewatet war ...
    Nicht dran denken. Nicht dran denken!
    Nach dem Duschen verzog ich mich in mein Zimmer. Ob ich nicht doch nochmal schlafen konnte? Bis die letzten Gäste abgereist wären?
    Nein. Unmöglich. Und mich zwackte auch der Hunger. Also nach unten gehen. Vielleicht hatten Papa und Volker und Onkel Dietrich den anderen ja auch gar nichts verraten von meinem Aussetzer.
    Ich wankte auf die Terrasse und wurde von Tante Hilde mit den Worten begrüßt: »Ach, da bist du ja, du armer, armer Junge! Geht’s dir jetzt denn besser?«
    Und Tante Doro rief mir zu: »Jungchen, du hast doch bestimmt noch kein Frühstück gehabt! Hier sind drei von den aufgebackenen Brötchen übrig, und es gibt auch noch ein Ei für dich, aber ich fürchte ja, das ist kalt geworden inzwischen ...«
    Diese Bemutterung war beinahe schrecklicher, als wenn alle mit dem Finger auf mich gezeigt hätten. Ich trank eine Tasse Kaffee, mampfte ein Marmeladenbrötchen in mich hinein und hielt mich im Hintergrund auf.
    Die Hochzeitsgeschenke-Auspackerei hatte schon stattgefunden, aber dann kam Oma Schlosser mit einem letzten Präsent für das junge Ehepaar angehinkt: »Diese Kreuzstichdecke hätt’ ich ja bald vergessen!«
    Olaf bedankte sich artig, obwohl er über Kreuzstichdecken möglicherweise das gleiche dachte wie ich.
    »Halt den Kopf hoch«, sagte Tante Dagmar mir zum Abschied. »Und ich wünsch dir noch ’n guten Wirkungsgrad!«
    Mit jedem Hochzeitsgast, der abreiste, verschwand ein weiterer Zeuge meines

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