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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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im Rumtopf war nun schon merklich gesunken, und damit das nicht so auffiel, aß ich welche von den Früchten auf. Die hatten es in sich, vollgesogen mit hochprozentigem Alkohol.
    Kinderleicht waren die Klausuren in Musik. Da konnte man in aller Ruhe seine Mogelzettel auf dem Tisch ausbreiten, ohne daß es dem Behrendt auffiel. Zweimal ging er sogar raus, um im Lehrerzimmer Kaffee zu trinken.
    Papa machte mittags Ravioli heiß.
    Am Totensonntag kam Mama zurück und fing sofort zu schimpfen an: »Das Wohnzimmer nicht geheizt, die Küche ein einziger Saustall, Handschuhe und Mützen im Flur auf die Erde gefeuert, überall Nikotingestank und hier lauter Dreckspuren auf dem Teppich, weil ihr euch die Schuhe nicht ordentlich abgetreten habt ... es ist doch wirklich zum Heulen! Sobald man das Haus verläßt, benehmt ihr euch wie die Wildschweine!«
    Ob das auch für Papa galt?
    Der kam den ganzen Abend über nicht aus dem Keller hoch.
    Mit Opa Jevers Gesundheit stehe es nicht zum besten, sagte Mama. »Aber von welchem Dreiundachtzigjährigen will man auch was anderes erwarten?« Opa sei appetitlos und abgemagert. »Richtet euch mal besser darauf ein, daß der seinen hundertsten Geburtstag nicht mehr erleben wird ...«
    In dem chinesischen Eintopf, den Mama am Montag servierte, schwammen Glasnudeln herum.
    Papa blickte mit finsterer Miene auf das Gericht in seinem Suppenteller, nahm eine Kostprobe davon, blickte noch finsterer drein und sagte: »Also damit kannst du mich jagen, mit diesem Asiatenfraß.«
    Bim, bam, beier, die Katz mag keine Eier.
    Axel Reinert brachte eine Schülerzeitung vom Marianum mit. Käsekuchen hieß die, und sie war von A bis Zett ein Plagiat der et cetera . Texte, Aufmachung, Überschriften, Illustrationen, alles war nachgeäfft oder schamlos von uns geklaut worden, zum Beispiel mein Artikel über die Schulbuchzensur. Den hatten die Käsekuchen -Redakteure abgekupfert, ohne Angabe der Quelle, aber jede Menge Tippfehler hineinbugsiert.
    Aber sollten wir uns nun beschweren bei diesen Idioten?
    »Dafür wäre mir meine Zeit zu schade«, sagte Hermann.
    Gregor Hellermann suchte seinen Autoschlüssel. Den hatte er nur eben mal kurz auf dem Tisch abgelegt, aber das hätte er nicht tun sollen. Auf dem Redaktionstisch war schon so mancher Gegenstand verschollen, für immer, unauffindbar zwischen Schmierpapier, Zeitungen, Tipp-Ex-Streifen, Tesafilmrollen, Lochern, Kugelschreibern, Heftklammern, Pommesgäbelchen, Bonbonpapieren, Briefumschlägen, leeren Bierflaschen und vollen Aschenbechern. Auf diesem Tisch hätte eine ganze Armee von Autoschlüsseln mitsamt den dazugehörigen Autos Verstecken spielen können.
    Im Pub bestellten wir uns Erdbeerbowle. Andreas Pohl kritisierte die geplante Stationierung amerikanischer Pershing-II-Mittelstreckenraketen, weil die seiner Meinung nach nicht das Geringste zur Fähigkeit der Nato beitragen könnten, die sogenannte Second-Strike-Capability aufrechtzuerhalten und im Falle eines atomaren Angriffs zurückzuschlagen. Hermann lenkte das Gespräch abrupt zu einem anderen Thema hin: »Was sagt ihr denn zu dem Entwurf der Neufassung des niedersächsischen Schulgesetzes, den das Kultusministerium vorgelegt hat?« Da werde die Position der Schüler in diversen Punkten entscheidend verschlechtert. »Um nur mal ein Beispiel zu geben: Mit dieser Reform wird die innere Demokratie der Schülervertretung dadurch eingeschränkt, daß der Schülersprecher künftig ein Mitglied des Schülerrats sein soll ...«
    Ich trank mein Bier aus und fuhr heim. Schülerrat, Schülervertretung, Pershings, mir war alles scheißegal.
    Ich liebte ein Mädchen in den Niederlanden,
    unsere Kleider wir niemals wiederfanden .. .
    Ein Weltbürger hätte man sein müssen.
    Wiebke saß allein im Wohnzimmer und war am Häkeln.
    »Und wo ist Mama?«
    »Die ist noch beim Konfirmandenelternabend.«
    »Und Papa?«
    »Unten.«
    Aha.
    Der »Fischer Weltalmanach« kam in neuer Aufmachung heraus, in größerem Format als die drei Vorgänger, die ihrerseits schon nicht mehr gut zu denen davor gepaßt hatten.
    Im Regal sah das total beschissen aus, und ich hätte mich totärgern können über die Trottel, die daran schuld waren.
    Konnte nicht mal irgendwas so bleiben, wie es war?
    Sehr gut gefiel mir dann aber Robert Mitchum als Philip Marlowe. Am Ende hatte er zwei Riesen in der Tasche und ging schmunzelnd ins Bordell.
    Ich tapste ahnungslos die Treppe hinauf, als ich Mama vor Zorn explodieren hörte. Sie hatte die

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