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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Ebbe im Rumtopf entdeckt. »Nun seh sich das hier mal einer an! Der ganze schöne Rumtopf! Rücksichtslos leergefressen und halb ausgesoffen!« Ob wir überhaupt wüßten, wieviel Mühe sie sich damit gegeben habe? Das alles anzusetzen?
    Sie stimmte ein schweres Geheul an, in einer Lautstärke, die mir übertrieben vorkam, denn es ging doch nur um ein paar Früchte, doch für Mama hatte diese Sache offensichtlich eine größere symbolische Bedeutung.
    Boing! Krach! Zong!
    So donnerte Mama die Treppe zum Elternschlafzimmer hoch.
    An Papas Stelle wäre ich an diesem Abend auch lieber im Keller geblieben.
    Ums Abitur machte ich mir keine großen Sorgen. In der letzten Deutschklausur hatte ich vierzehn Punkte und in der letzten Englischklasusur zwölf, und in Mathe hatte ich es mündlich auf sieben Punkte gebracht.
    Im Marianum trafen wir uns mit den Käsekuchen -Redakteuren, aber darauf hätte ich lieber verzichtet. Das waren lauter Würstchen, die keinen einzigen geraden Satz über die Lippen brachten. »Und ihr so, ey so, wah, ihr seid die dicken Macker oder watt, mit eurer Zeitung da, oder wie oder watt ey ...«
    Zum Davonlaufen.
    In dem Satiremagazin Titanic gab es eine prima Fotoreportage über Oberaudorf, die Heimatstadt des CSU-Generalsekretärs Edmund Stoiber. Von dem stammte die Sentenz: »Wir haben in der Vergangenheit nicht deutlich gemacht, daß die Nationalsozialisten in erster Linie Sozialisten waren.« In Oberaudorf hatten die Reporter nach den Ursachen für Stoibers Doofheit gesucht.
    Eine verdächtige Schadstelle an einer Ecke der Friedhofsmauer macht das »Titanic«-Forscherteam stutzig: Chefredakteur Lionel van der Meulen, an Körpergröße dem CSU-Generalsekretär gleich, demonstriert am eigenen Leibe, wie sich der junge Stoiber an dieser Stelle den Kopf gestoßen haben könnte. Auch niedrige Arkaden, überall herumstehende Pfosten und Pfähle stellen in Oberaudorf große Gefahrenmomente dar. Es ist sehr leicht, sich hier den Kopf zu verletzen.
    Hermann ereiferte sich über einen Artikel in der neuen konkret , den ich gar nicht gelesen hatte. Da berichtete ein Westdeutscher, ein gewisser Michael Schneider, von seinen Erlebnissen als DDR-Tourist.
    »Hör dir doch mal an, was der schreibt: ›Bei Müllers zum Abendessen eingeladen. Frau Müller hat einen herrlichen Kirschauflauf gekocht – mit Kirschen vom hauseigenen Baum ...‹« Da könne man doch auch gleich die Bäckerblume lesen. »Oder hier: ›Wir werden sehr herzlich empfangen. Frau Forbach, eine kompakte Frau mit schwarzen toupierten Haaren, läßt alles auffahren, was ihre Küche zu bieten hat: Kalbsbraten, Sahnetorte, Obsttorte, Schinken, Landwürste. Dazu das bunt zusammengewürfelte Geschirr, wo jeweils eine Tasse noch zur Untertasse, beides aber nicht mehr zum Teller paßt. Nach dem Kaffee der Wodka, nach dem Wodka der Wein – es ist wie bei einer russischen Bauernhochzeit.‹ Oder dann am Schluß: ›In der Tat haben wir selten in so kurzer Zeit so viele freundliche, hilfsbereite und herzliche Menschen getroffen wie während dieses dreiwöchigen DDR-Aufenthalts. Daß die mörderischen (kapitalistischen) Konkurrenz- und Profitmechanismen, die bei uns längst auch die Verkehrsformen innerhalb der Privatsphäre bestimmen und unsere ›Leistungsgesellschaft‹ zunehmend in ein Neurosen-Treibhaus rivalisierender Gruppen und Individuen, in eine Brutstätte manischer Einzelkämpfer und depressiver Aussteiger verwandelt, in der DDR-Gesellschaft jedenfalls außer Kraft gesetzt sind, das ist bis in die kleinste Parzelle hinein zu spüren; die menschliche Substanz seiner Bürger, sieht man von ihrem subalternen Verhältnis zum Staat einmal ab, scheint von den stalinistischen Härten und Zwängen dieses Systems noch nicht zerstört worden zu sein ...‹ Also«, sagte Hermann, »in der DDR ist alles dufte, bis auf das subalterne Verhältnis der Büger zum Staat, aber davon kann man ja mal absehen, wenn es dafür leckeren Kirschauflauf und Kalbsbraten und Schinken gibt und Kaffee und Wodka und Wein, und die Leute sind ja alle so lieb und so gut und umsorgen einen mit ihrer Herzlichkeit, wenn man als abgehetzter Psychokrüppel aus dem bösen Westen kommt – aber dann soll mir doch mal einer erklären, weshalb die Westeuropäer und die Amerikaner aus ihrer mörderischen Brutstätte nicht scharenweise in den Ostblock fliehen und weshalb die DDR-Grenzer auf jeden Bürger schießen, der in den Westen rübermachen will! Das müßte doch genau umgekehrt

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