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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Dank für Ihre Aufmerksamkeit!«
    In Deutsch platzte mir der Kragen, als der Wolfert sagte: »Wenn ich weiß, daß einer für die Gesamtschule ist, dann ist der mir bei mir unten durch!«
    Das war ja wohl der Hammer.
    »Das kommt in die Schülerzeitung«, sagte ich, und da packte den Wolfert der Zorn. »Was soll das heißen? Daß Sie hier sitzen und jedes Wort protokollieren, um mich anschließend in ihrem Blättchen an den Pranger stellen zu können? Es gibt ein Vertrauensverhältnis zwischen einem Lehrer und seinen Schülern, und da muß es auch mal erlaubt sein, daß man Dinge sagt, die innerhalb des Klassenraums zu bleiben haben!«
    Vor Wut lief ihm die Rübe rot an, aber ich sah nicht ein, weshalb ich den Lesern der Schülerzeitung die Information vorenthalten solle, daß beim Wolfert nach dessen eigener Aussage jeder Befürworter der Gesamtschule unten durch sei.
    In der Pause legte ich Hermann die Sachlage dar, und er fand, daß der Wolfert im Recht sei. »Du kannst dich doch nicht da hinsetzen wie so’n Kapo, der nur darauf wartet, daß die Lehrer sich den Mund verbrennen ...«
    Mit dem Fahrrad strampelte ich abermals nach Haselünne, um mir da einen Film von Rainer Werner Fassbinder anzusehen: »Warum läuft Herr R. Amok?«
    Der Held des Films arbeitete in einem Bauzeichnungsbüro oder sowas und war ein armer Wicht, auf dem alle herumhackten, und als er’s nicht mehr aushielt, erschlug er nacheinander eine Bekannte seiner Frau, seine Frau und seinen Sohn, und dann hängte er sich auf.
    Zeit zum Nachdenken darüber hatte ich auf der Rückfahrt in rauhen Mengen.
    Zu »Così fan tutte« kam Mama mit. Da wurde aber, wie ich fand, zuviel herumgehopst. Ich hatte jedenfalls mehr von der Schallplattenaufname gehabt, wenn auch bei weitem nicht soviel wie von »Bob Dylan at Budokan«.
    She knows where I’d like to be
    But it doesn’t matter ...
    Das konnte ich mir immer wieder anhören. Und es gab auch noch andere phantastisch gute Songs auf dieser Doppel-LP.
    Can you cook and sew, make flowers grow,
    Do you understand my pain?
    Oder der über die Geliebte, die sich spurlos davongemacht hat:
    He woke up and she was gone,
    He didn’t see nothing but the dawn ...
    Die Frau ist verschwunden, ohne Erklärung und ohne ein Abschiedswort. Das sei »a simple love-story, happended to me«, sagte Dylan auf der Platte.
    Maybe he’ll see her once again, how long must he wait ...
    Wenn das tatsächlich Dylan selbst widerfahren war, mußten diese Worte der betreffenden Frau in den Ohren gellen.
    Die Amis wollten die Olympischen in Moskau boykottieren, wegen Afghanistan. Das Wort Afghanistan mochte ich schon gar nicht mehr hören. Afghanistan, Afghanistan, Afghanistan! Im Fernsehen sah man immer nur Bilder von öden Gebirgslandschaften und fusselbärtigen Afghanen.
    Als Afghane hätte ich den Russen Afghanistan kampflos überlassen und versucht, nach Europa oder in die USA zu fliehen. Afghanistan, das war ein Kackiland, das nur aus Einschußlöchern, Felsgeröll und Staub bestand.
    Man mache uns Konkurrenz, sagte Hermann und drückte mir das druckfrische Exemplar einer alternativen Schülerzeitung mit dem sinnigen Titel Die Alternative in die Hand. 48 Seiten im DIN-A-4-Format, und ganz ohne Anzeigen. Gleich auf Seite 2 wurden uns »Nazi-Methoden« vorgeworfen, wegen der Strauß-Karikatur. Nazi-Methoden? Wenn wir Strauß ins KZ gesteckt hätten, wäre der Vorwurf berechtigt gewesen, aber so?
    Im Impressum standen die Namen der Redakteure.
    »Alles aufrechte Gefolgsleute der Jungen Union«, sagte Hermann.
    In verschiedenen Artikeln wurden der Aufklärungs-Comic, unsere Doppelmoral in Sachen Menschenrechte, die Abtreibung Ungeborener und der Überfall der UdSSR auf Afghanistan angeprangert. Positiv sprachen sich die Autoren über die Soziale Marktwirtschaft und den Aberglauben aus, daß Jesus Christus vom Kreuz herabgestiegen und vor der Himmelfahrt in die Hölle hinabgefahren sei. Und es gab auch einen Witz:
    Was ist das einzige Argument der Kommunisten? Die Faust!
    »Das Ding ist von der CDU finanziert worden«, sagte Hermann.
    Die CDU, huhu!
    Bei einem Wandertag, der sich nicht umgehen ließ, mußten alle vom Deutsch-Leistungskurs nach Bokeloh tapern, zum Buddrich. Bei dem zuhause sollte Tee getrunken werden, und man sollte auch Marmelade mitbringen, als Brotaufstrich. Schlurf, schlurf, durch den Schnee, und dann glitschte ich aus, und das Glas mit der Scheißerdbeermarmelade, das ich mir innen in die Parkatasche gesteckt

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