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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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hatte, ging in Scherben.
    Udo Zobel half mir bei der Behebung des Unfallschadens. Irgendwie sollte dann an der Hase weitergewandert werden, und Udo und ich hatten Mühe, die anderen, die im gestreckten Galopp vorangeprescht waren, wieder einzuholen. Wir mußten wie die Pfadfinder auf Spurensuche gehen und kamen erst mit geraumer Verspätung in Bokeloh angehechelt.
    Ein Riesenmist, das alles.
    Als ich morgens in Bio ankam, sagte der Kleinschmidt: »Ach, der auch noch!«
    Außer mir waren nur drei andere erschienen, und der Rest war am Schwänzen, weil es sich in den letzten Semestertagen nicht mehr lohnte, zur Schule zu gehen.
    In Bio war ich diesmal auf fünf Punkte gekommen. Eine Leistungssteigerung um vierhundert Prozent! Oder um fünfhundert? Wie rechnete man das, wenn man vorher nur einen einzigen Punkt gehabt hatte?
    Überall sonst hatte ich irgendwas zwischen neun und elf Punkten.
    Wiebke dagegen hatte diesesmal fünf Vieren im Zeugnis und nur in Musik eine Zwei, und wenn es irgendwelche Fächer gab, die nicht so richtig zählten, dann waren es Musik und Kunst und Sport.
    In konkret konnte man einen Witz nachlesen, der zuerst in der Zeitschrift Der deutsche Arzt veröffentlicht worden war, herausgegeben vom Hartmann-Bund, dem Verband deutscher Ärzte:
    Meyer trifft Müller und erzählt ihm, daß er auswandern will. Müller fragt erstaunt nach dem Grund erhält zur Antwort: »Also weißt Du, die Sache mit den Homosexuellen. Zu Kaiserszeiten wurden sie zum Tode verurteilt. Unter Hitler hat man sie kastriert. Als die CDU noch an der Regierung war, wurden sie immerhin noch eingesperrt. Jetzt können sie schon ungefährdet tun, was sie wollen. Da hau ich lieber ab, bevor es Pflicht wird!«
    So sah also der goldene Humor der Ärzte aus.
    Viel weniger Humor hatte der Schnapsfabrikant Günter Mast. Der wollte eine Reklameparodie verbieten lassen, in der ein jägermeistersaufendes Kind erklärte: »Ich trinke Jägermeister, weil meiner Dealer zur Zeit im Knast sitzt.«
    Michael hätte mir mal wieder schreiben können, dachte ich, und rumms, schon lag ein Brief von ihm auf der Treppe.
    Bin ich dran mit Schreiben? Es darf nicht wahr sein! Dein letzter Brief ist vom 4. Januar. Das kommt daher, daß hier absolut nichts los ist. Selbst von der Schule gibt es nichts zu erzählen. Inzwischen haben wir die Zeugnisse. Mein Durchschnitt: 7,9 Punkte. Schwamm drüber.
    Und das waren auch schon alle interessanten Neuigkeiten. Und so interessant waren die gar nicht mal. Weil nichts los ist, hab ich mir ein Buch gekauft. Das war allerdings ein Mißgriff. Samuel Beckett, »Der Namenlose«. Ich dachte mir: Beckett, den Namen kennste doch. Zuhause kam die große Überraschung. Ich zitiere die ersten Zeilen: »Wo nun? Wann nun? Wer nun? Ohne es mich zu fragen. Ich sagen. Ohne es zu glauben. So was Folgen, Hypothesen zu nennen.« Und so weiter. Mit der Zeit werden die Sätze zwar syntaktisch normaler, doch der Inhalt gibt nicht viel mehr her. Von Seite 24 an beschließt der Autor dann, bis zum Schluß (S. 176) keine Absätze mehr zu machen. Worum es bei der Sache geht, ist mir noch nicht ganz klar. Muß mir das Ding wohl noch mal durchlesen. Eine nette Episode ist die, wo ein Typ namens Mahood davon erzählt, daß er auf einem Sockel vor einem Speiserestaurant sitzt, und zwar in einem Krug. Der Typ hat keine Arme und Beine mehr und kann auch den Kopf nicht mehr drehen, seit man eine Manschette um seinen Hals gelegt hat. Der einzige Mensch, der von diesem Mahood Notiz nimmt, ist eine Frau aus dem Restaurant, die den Krug saubermacht und Mahood mit einer Plane zudeckt, wenn es schneit (nur wenn es schneit; wenn es regnet, nicht). Kein Mensch sonst bemerkt den Typen, obwohl er direkt bei der außen aufgehangenen Speisekarte hockt, die sich alle ansehen, und obwohl er nachts auch noch von bunten Lampions angestrahlt wird. Soweit ich kapiert habe, rätselt der Erzählende herum, wer er nun eigentlich ist: dieser Mahood oder ein gewisser Molloy oder Murphy. Die Entscheidung fällt ihm deshalb so schwer, weil er glaubt, daß alles, was er denkt, nicht von ihm selbst stammt, sondern ihm eingetrichtert wird, von irgendwelchen ominösen Menschen, die ihrerseits auch nicht selbständig sind, sondern ihre Anweisungen von einem Meister erhalten, dem sie regelmäßig Bericht erstatten müssen. Der Typ wünscht sich nun nichts sehnlicher, als daß endlich das große, echte, ewige Schweigen anbricht. Hier ein Detail aus dem Familienleben des Typen: Seine

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