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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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unausgegoren.
    Für mich kam ein Riesenpaket mit insgesamt dreizehn Bänden der »Heyne Filmbibliothek«, über alle möglichen Hollywoodschauspieler. Leider waren diese Taschenbücher alle doof geschrieben. In dem Buch über James Stewart prangte der Satz:
    Diese Augen unter dem makellosen grauen Toupet brennen intelligent wie Kohlen.
    Schon mal ’n intelligent brennendes Stück Kohle gesehen?
    Besser gefiel mir das Buch von Joe Hembus über Alfred Hitchcock und seine Filme, das mir der Goldmann-Verlag kredenzt hatte. Darin stand, daß Tippi Hedrens Flucht vor den Vögeln in eine Telefonzelle die Umkehrung der Machtverhältnisse symbolisiere: Vorher hatte Tippi Hedren ihre Vögel in einen Käfig gesteckt.
    Und dann gab’s noch ein schlaues Buch von Georg Seeßlen und Claudius Weil über die Geschichte und die Mythologie des Western-Films. Wie die am stärksten von John Wayne verkörperte Figur des kämpferischen Einzelgängers den Westen erobert, als Vorhut einer Zivilisation, in der er selbst nicht beheimatet ist: Das hätte Mama mal lesen sollen, statt über das angeblich sinnlose Geballer in Cowboyfilmen zu mosern.
    Obwohl ich aus der SPD ausgetreten war, kriegte ich weiterhin regelmäßig das olle Sozialdemokrat Magazin zugeschickt, aber wenn die Sozis glaubten, mich damit noch einmal auf die Parteilinie einschwören zu können, dann täuschten sie sich. Entweder Martin Schlosser oder die Nachrüstung. Beides auf einmal war für die SPD nicht zu haben.
    Die Kurztexte von Kafka hätten mir besser gefallen, wenn es mir erspart geblieben wäre, dazu in Deutsch was zu sagen oder zu hören.
    Ich stehe auf der Plattform des elektrischen Wagens und bin vollständig unsicher in Rücksicht meiner Stellung in dieser Welt, in dieser Stadt, in meiner Familie.
    Das stand alles für sich, und es war überflüssig, irgendwas darüber zusammenzufaseln von wegen Entfremdung, Ellenbogengesellschaft, Anonymität der Großstadt, Minderwertigkeitskomplex und Spätkapitalismus.
    Der Kaiser – so heißt es – hat dir, dem Einzelnen, dem jämmerlichen Untertanen, dem winzig vor der kaiserlichen Sonne in die fernste Ferne geflüchteten Schatten, gerade dir hat der Kaiser von seinem Sterbebett aus eine Botschaft gesendet.
    Die aber niemals ankommen wird, weil der Bote nicht einmal aus den innersten Palastgemächern hinausgelangt und auch den gewaltigen Rest der Strecke selbst in Jahrtausenden nicht bewältigen könnte.
    Niemand dringt hier durch und gar mit der Botschaft eines Toten. – Du aber sitzt an deinem Fenster und erträumst sie dir, wenn der Abend kommt.
    »Ich würde das als Kritik an der Realitätsblindheit dieser Person interpretieren«, sagte der Buddrich, und da stöhnte Heike Schmitz vernehmlich auf. Doch das brachte ihn nicht zur Vernunft. Er salbaderte weiter: »Von der Botschaft eines Toten zu träumen, das ist für mich per se schon mal ein erstes Anzeichen für Realitätsverweigerung ...«
    Der Buddrich sonderte gern solche küchenlateinischen Formeln ab wie »per se«, »ad hoc«, »cum grano salis«, »de facto« und »sui generis«. Zum Speien.
    In dubio Torero.
    Mama und Papa fuhren nach Düsseldorf, wo Tante Doros 50. Geburtstag gefeiert werden sollte. Fuffzig Jahre alt sein? Auch nicht gerade lustig. Zum alten Eisen gehören und an allen möglichen Zipperlein leiden: Krampfadern, Diabetes, Rheuma, grauer Star und/oder Schlaflosigkeit, Verstopfung, Haarausfall und Impotenz. Mit einem Bein bereits im Grab stehen und sich damit abfinden müssen, daß die eigenen Kinder viel zu dämlich sind, um ihr Leben zu meistern ...
    No, thanks. Ich würde nie irgendwelche Kinder in die Welt setzen. Wozu denn auch? Es gab doch sowieso schon viel zuviele Menschen.
    Am schulfreien Samstag chauffierte Andreas Pohls Mutter ihn und mich nach Rütenbrock zu Hermann. Das war nett von ihr, aber der Mief! Die mußte sich mit irgendwas Üblem parfümiert haben. Ich kurbelte hinten heimlich das Fenster runter. Andreas saß vorn und ließ sich nichts anmerken. Der war diesen Pesthauch wohl schon gewohnt.
    Wir versammelten uns in Hermanns Zimmer und hielten Kriegsrat. Was tun?
    Wir könnten nach Bohnekamp hingehen, sagte Hermann. »Aber wir können auch hierbleiben und uns ein Brettspiel vornehmen ...«
    Andreas war für das Brettspiel. Da mußte man Halmafiguren über Hürden und Wassergräben befördern, mit Würfelglück, und ich kackte ab dabei.
    Wir gingen dann halt doch noch zu Bohnekamp hin, aber bei dem war auch nichts

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