Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
einen schönen Gruß zu bestellen und ihnen vorzuflunkern, daß ich großen Spaß an diesem Urlaub hätte.
Nachts kam alles darauf an, die Tatzen tief im Schlafsack zu behalten, denn sonst froren sie einem ab.
In »Play It Again, Sam« spielte Woody Allen einen Humphrey-Bogart-Fan, der zu ungeschickt war, um mit seinem großen Vorbild gleichzuziehen. In einer der komischsten Szenen hampelte Woody Allen vor einer Frau, die er zu bezirzen hoffte, mit einer Schallplattenhülle herum, wobei die Platte aus der Hülle flog und irgendwo in seiner Bude zerschellte.
Von der italienischen Synchronisation verstand ich natürlich kein Wort.
Meine Strümpfe, die wie ’ne Kuh aus’m Hintern rochen, wusch ich im »Spühlbecken« aus und hängte sie an einer von Angela zwischen zwei Bäumen gespannten Wäscheleine auf.
Mit Michael begab ich mich dann noch auf einen Abendspaziergang, den wir aber besser gar nicht erst angetreten hätten, denn als wir wiederkamen, war das Tor verriegelt. Um diese Hürde zu überwinden, mußten wir unsere letzten Kräfte mobilisieren, und als wir auf der sicheren Seite angelangt waren, mit hohem Blutdruck und verschrammten Unterarmen, entdeckten wir neben dem großen Tor eine offene Seitenpforte. Da hätten wir ohne Probleme durchgehen können, wir Idis.
Am Ostersamstag ging ich zum zweiten Mal und am Ostersonntag zum dritten Mal allein in »Play It Again, Sam«. Sollten die anderen mich doch für exzentrisch halten. Alte Protzpaläste zu besichtigen, das war auch nicht weniger Panne.
Ich trieb mich noch lange allein in der Stadt herum und landete dann im verkehrten Bus. Bis ich die Orientierung wiedergefunden und mich bis zum Campingplatz durchgekämpft hatte, war es fast Mitternacht, und diesmal rüttelte ich auch an der Seitenpfortenklinke vergeblich. Alles verrammelt.
Ich also wieder wie ein Zirkusakrobat über das Eisentor, und da kam auch schon ein menschlicher Zerberus angeschossen, um mich zur Schnecke zu machen. Ich tat so, als ob ich weder wüßte noch ahnte, was ich verbrochen hätte. »Sorry, I don’t speak Italian … I don’t understand ...«
Die Ohren auf Durchzug stellen, das war in Italien ohnehin das oberste Gebot.
Wir sollten auch mal alle was zusammen machen, sagte Angela. Zum Beispiel ein Ruderboot mieten und auf dem Arno herumschippern.
Damit war ich einverstanden. Ich hatte sogar Bock darauf, beide Ruderblätter zu übernehmen, während Angela, Udo und Michael sich’s auf den Logenplätzen gemütlich machten. Ich kam gut voran. Flußabwärts war das Rudern ja auch ein Kinderspiel. Vom Ufer aus winkten uns Leute zu, und wir winkten zurück. Nett von denen, so fröhlich zu winken, dachte ich. Die hörten überhaupt nicht wieder auf. Und genaugenommen winkten sie auch nicht so richtig fröhlich, sondern mehr wie Leute, die Alarm schlagen wollten, und sie brüllten.
Ich sah mich um. Keine Haiflossen in Sicht, kein Piratenschiff und kein Schaufelraddampfer. Dafür hörte ich aber irgendwas tosen. Auch Angela, Udo und Michael hörten irgendwas tosen.
Als ich schnallte, daß da ein waschechter Wasserfall toste, auf den wir zutrieben, trennten uns nur noch ein paar Meterchen vom Abgrund. Um uns das Leben zu retten, mußte ich das Boot im Eilverfahren wenden und mich dann wie Popeye in die Riemen legen, gegen die Strömung und gegen den Sog, der von diesem Scheißwasserfall ausging. Dabei hätte ich Hilfe brauchen können, von Michael oder von Udo, aber für umständliche Sitzplatzwechselmanöver fehlte die Zeit.
Zentimeter für Zentimeter stemmte ich uns aus der Gefahrenzone hinaus, im zähen Ringen mit den Kräften der Natur, und als wir anlegten, setzte es noch einen derben Anschiß vom Bootsverleiher.
Die Nacht von Ostermontag auf Dienstag war die kälteste, die ich je erlebt hatte. Wie in der einen Geschichte von Kafka:
Verbraucht alle Kohle; leer der Kübel; sinnlos die Schaufel; Kälte atmend der Ofen; das Zimmer vollgeblasen von Frost; vor dem Fenster Bäume starr im Reif; der Himmel, ein silberner Schild gegen den, der von ihm Hilfe will ...
Und wir hatten auch nichts mehr zu fressen. Vor lauter Hunger probierte ich einen Löffel Kaffeepulver, doch das bekam mir nicht gut.
Es gab auf dem Gelände auch eine Jugendherberge, mit geheizten Zimmern, aber die war ausgebucht.
Mit meinem Vorschlag, unsere Zelte abzubrechen und die letzten Ferientage woanders zu verbringen, in Wien beispielsweise oder in München, drang ich nicht durch.
»Ich hab hier in Florenz
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