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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Zahl. Zu so 'ner unchristlichen Uhrzeit schon arbeiten müssen und dann noch als Dachdecker? Darum hätte ich mich auch nicht gerade gerissen.
    Mittags erkannte ich schon von ferne, daß die Brüder keine halben Sachen machten. Auf der Gartenseite sah das Hausdach wie nach einem Fliegerangriff aus. Alle alten roten Ziegel sollten runter und dann neue schwarze wieder drauf. So wollte es Papa, und sein Wille geschah.
    Den Garten mied man besser, solange es da von Plastikplanen, Ziegelstapeln, Schubkarren, Brettern und Dachdeckern wimmelte.
    Anläßlich des Todes von Jean-Paul Sartre konnte sich jeder Fernsehzuschauer die Gewissheit verschaffen, daß dieser Philosoph auch als junger Spund schon fast genauso gruselig ausgesehen hatte wie im reiferen Alter. Und trotzdem sagte man ihm ein reges Liebesleben nach. Wie hatte den bloß jemand küssen mögen, zu schweigen von weiteren Intimitäten?
    Die Frau, das unbekannte Wesen.
    Der Kunstpauker Lorber, sonst eher bekannt als Landplage und Gottesgeißel, war seit neuestem als Leiter eines Filmclubs aktiv und organisierte Vorführungen im sogenannten Berufsbildungszentrum, abgekürzt BBZ. Da lief »Nordsee ist Mordsee« von Hark Bohm. Es kostete bloß drei Mark Eintritt, und ich wäre gern hingefahren, doch mir erschien das Risiko zu groß, beim Einlaß Angela und Udo zu begegnen.
    In der Schule ging ich ihnen so weit aus dem Weg, wie es sich eben machen ließ, wenn man die gleichen Leistungskurse hatte. Seit dieser unseligen Italienreise war mein Bedarf an Angelas und Udos nachhaltig gedeckt. Bloß gut, daß die auch nicht mehr in der Schülerzeitungsredaktion aufkreuzten.
    So allmählich hatte ich von »Effi Briest« die Nase voll beziehungsweise weniger von dem Roman als von dem Gelaber darüber. Wer wollte schon wissen, welche Gedanken Koryphäen wie dem Buddrich so durch die Rübe gegangen waren beim Lesen?
    Helmut Schmidt hatte vor der Weltkriegsgefahr gewarnt. Es gebe Ähnlichkeiten mit der politischen Lage von 1914: »Ich habe Angst, daß die Sicherungen durchbrennen.«
    Hermann meinte, daß die USA vor allem ihre eigenen geopolitischen Optionen im Auge behielten. Die BRD sei zwar ein Verbündeter, aber im Ernstfall würden es die Amis vorziehen, den Dritten Weltkrieg auf Europa zu begrenzen. »Und die Russen, die werden auch lieber ihre Bündnispartner über die Klinge springen lassen als sich selber. »Oder sie verlagern den Konflikt ans Horn von Afrika oder sonstwohin in die Dritte Welt ...«
    Von dem französischen Spielfilm »Zazie«, der im NDR lief, war ich begeistert, ohne daß ich die Handlung hätte nacherzählen können. Weshalb gab es eigentlich Filmkunst nicht als Schulfach?
    Ach nee, dann hätten ja solche Ausgeburten wie der Lorber den Unterricht erteilt.
    Axel Reinerts Eltern waren übers Wochenende weggefahren, und er wollte bei sich zuhause, wie er sagte, »ein kleines Faß aufmachen«. Zu den geladenen Gästen gehörten außer mir u.a. Hermann Gerdes, Andreas Pohl, Henrik Osterlohe und Kurt Wilkens sowie die Deutsch-Leistungskurslerinnen Astrid Kohler, Heike Schmitz und Marita Bredenkamp. Die anderen Teilnehmer zählten zur Kategorie der Gesichtsbekannten, und Angela und Udo glänzten durch Abwesenheit.
    Es gab Flaschenbier und Chips und Salzstangen. Zum Pissen stellte sich der Gastgeber aus ökologischen Gründen, wie er erklärte, jedesmal an eine Birke im Garten. Axel Reinert war so grün, grüner ging's nicht mehr.
    Er besaß das Album »Concert for Bangladesh«, mit live dargebotenen Songs von George Harrison, doch das konnte ich leider nicht auflegen, weil Kurt Wilkens und Martia Bredenkamp den Plattenspieler okkupierten. Die spielten sich gegenseitig ihre Lieblingsstücke von Bands vor, deren Namen mir nichts sagten und deren Musik mich nervte.
    In der Küche hielt Andreas Pohl einen Vortrag über den jüngsten Stand der Abrüstungsverhandlungen zwischen Ost und West. »Ich will gar nicht verhehlen«, erklärte er, »daß ich auch den sowjetischen oder den chinesischen Standpunkt akzeptabel finde ...«
    Eine Weile stand ich noch mit einem Bier in der Hand in der Nähe von Astrid Kohler, die mit Henrik Osterlohe über Fragen der Verhütung diskutierte. Die Pille greife viel zu tief in den weiblichen Hormonhaushalt ein, hörte ich Astrid Kohler sagen, während Henrik Osterlohe sich eine Zigarette drehte, und da fuhr ich heim.
    Ich hatte es geahnt, daß es ein Fehler war, im Nachmittagsprogramm der ARD eine Folge der Serie Unsere kleine Farm zu

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