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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Millionen Arbeitslose, und von denen würden auch noch viele ihre Frauen vergewaltigen und unterdrücken. Und die Kinder erst! Die könnten einem leidtun. Nach außen die heile Fassade und dahinter tiefstes Mittelalter. »Obwohl, im Mittelalter war’s vielleicht sogar viel besser für die kleinen Leute, denn da gab’s noch keine Stechuhren und keine Mietskasernen.«
    »Aber die Pest.«
    »Na und? Dafür gibt’s heute Krebs durch radioaktive Strahlung und Chemie in Lebensmitteln und so ’ne Scheiße.«
    »Die durchschnittliche Lebenserwartung ist doch aber stark gestiegen seit der industriellen Revolution …«
    »Ja, bei uns vielleicht, aber nicht in der Dritten Welt. Da sterben jeden Tag zichtausend Säuglinge an Unterernährung!«
    Wir fraßen uns an Pfannekuchen satt und kehrten zum Zeltplatz zurück.
    In bekiffter Verfassung war Heike viel lachlustiger als in nüchterner. Dann konnte man sie mit minimalem Aufwand erheitern. »Willst du dich schon wieder über die Schufa echauffieren?« So eine Frage genügte, und Heike schmiß sich weg.
    Zigaretten dürfe man nicht an Kerzenflammen entzünden, sagte sie. Das verklebe die Lunge. Und man dürfe auch nie die Rußpartikelchen einatmen, die sich beim Rauchen gelegentlich von der Fluppe lösten und umherschwebten.
    Unter der Decke kamen wir einander näher. Heikes heißer Mund und ihre Hände auf meiner Brust und meinem Bauch und mit der Zeit dann auch ein Stockwerk tiefer, und ich lag so da und dachte: Ja. Dafür hat sich der ganze Streß gelohnt.
    Und dann, ritschratsch, riß irgendwer den Reißverschluß des Zelts auf.
    Henrik!
    Heike schrak zurück, und ich riß mir den Schlafsack über die Brust.
    »Wieso bist’n du schon wieder da?« fragte Heike.
    Henrik griente. »Ich hab ’n kleines Geschenk für euch …«
    Wenn er etwas mitbekommen hatte, ließ er sich nichts davon anmerken. Er machte einen auf happy und zimmerte eine Tüte, deren Konsum mich für rund anderthalb Tage ins Koma versetzte.
    Haschu Haschisch inne Taschen, haschu immer waschu naschen.
    Bedröhnt in einem Zelt zu liegen und die Realität mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, das war ja für eine Weile ganz anregend, aber tagelang? Immerfort high sein?
    Heike ging mit Henrik wieder in die Disco. Ich blieb lieber im Zelt und las Kafka.
    In der nächsten Zeit war es K. unmöglich, mit Fräulein Bürstner auch nur wenige Worte zu sprechen …
    Vor meinem geistigen Auge sah ich Henrik und Heike miteinander schnäbeln. Aber sie liebte ja nun einmal mich und nicht ihn.
    Irgendwann zu nachtschlafender Stunde kamen die beiden ins Zelt gestoppelt, kichernd und mit Alkoholfahne.
    Sollte ich jetzt wieder sauer sein? Weil Heike mich so lange alleingelassen hatte? Oder sollte ich so tun, als ob ich’s dufte fände, zu dieser späten Stunde noch mit Heike und Henrik zu kiffen?
    Ich entschied mich fürs Kiffen, und mir flog das Gehirn weg. In der einen Hand hatte ich Heikes Hüfte liegen, und mit meinem Oberstübchen ging ich auf Urlaub.
    Now it’s time
    to say good night …
    Wohin sollte das führen? Mein Unterleib an Heikes Unterleib, und hinter uns Henrik wieder am Schnarchen.
    »Laß man gut sein«, sagte Heike. »Mir ist heute heute sowieso irgendwie nicht so danach …«
    Und wer fragte nach mir?
    Die Freizeitgestaltung brachte tagtäglich die gleichen Schwierigkeiten mit sich. Was sollte man nach dem Frühstück tun? Zum Strand spazieren? Oder gleich wieder kiffen? Und später Pfannekuchen essen gehen?
    Henrik baute eine Tüte, und Heike sah ihm wohlgefällig dabei zu.
    »Ich glaub ja nicht, daß wir uns die noch vor dem Mittagessen reinziehen sollten«, sagte Henrik, und Heike sagte: »Das glaub ich aber für dich mit.«
    Auf dem Rücken liegen, breit wie sonstwas, und in den Himmel kucken. Was jetzt Mama und Papa wohl machten? Und was die dächten, wenn sie mich hier so liegen sähen?
    Papa wäre es lieber gewesen, wenn ich alle meine Kräfte daran gesetzt hätte, ein Haus zu bauen, aber Häuser gab’s doch schon genug, und die gesamte Häuslebauerei war Mama und Papa nicht gut bekommen. Die hätten sich auch mal besser ’ne Tüte von Henrik bauen lassen sollen und danach in den Himmel kucken.
    In die Disco mußten Heike und Henrik abends wieder ohne mich. Sich anbrüllen bei Kackmusik? Da las ich lieber Kafka.
    Das erste Läuten an der Tür des Advokaten war, wie gewöhnlich, zwecklos.
    Was auch immer der Erzähler sich vornahm, es ging gnadenlos alles schief. Fast wie bei mir, mal

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