Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Lachkoller.
Komischerweise gab es da gar nichts zum Lachen, und obwohl mir das bewußt war, mußte ich weiterlachen, angesteckt von Henrik und Heike, bis ich Bauchweh davon kriegte.
Irgendwann in der Nacht schob Heike mich energisch von sich weg, weil ich ihr im Halbschlaf zu nahe auf den Pelz gekrochen war.
Ich dreifach gehörnter Ochse. Wo sollte ich denn hin mit meinem Bock auf Heike? Weshalb hatte ich mich auf diesen idiotischen Urlaub eingelassen?
Morgens fragte Heike mich, wann ich mir das nächtliche Zähneknirschen angewöhnt hätte. »Dreimal hast du mich damit geweckt! Wie so ’ne Panzerkette! Echt, du hättest dich mal hören müssen!«
Den Vormittag verbrachten wir mit Herumlatschen am Strand. Die Sonne glühte, doch aufs Baden hatte keiner von uns Lust. Es war so elend heiß, daß einem schon bei der schlappsten Bewegung der Schweiß ausbrach. Und der brannte einem auch noch salzig in den Augen, statt einen zu kühlen.
Priele, Muscheln, Watt und Ebbe.
Wir liehen uns Räder aus und erkundeten die Orte Hollum, Bal
lum, Nes und Buren. Auf Ameland hatten früher einmal Walfänger und Strandräuber gewohnt, und jetzt pilterten wir hier herum.
Noch einmal Pannekoken essen?
Nachdem wir bestellt hatten, ging ich austreten, und als ich wiederkam, fand ich auf meinem Teller etwas vor, das aussah wie ein Klecks Tomatenmark.
Das sei ’ne Art Vorspeise, sagte Heike. »Lang nur zu. Wir haben unsere schon auf!«
Ich verputzte also dieses Zeug und kriegte fast ’n Erstickungsanfall. Es brannte wie Hölle, auf der Zunge, am Gaumen, im Hals, überall. Da half auch Wassersaufen nicht viel …
Reingelegt. Das war keine Vorspeise, sondern ein Irrsinnsgewürz namens Sambal Oelek. Das schärfste der Welt. Und das mir!
Sie habe der Versuchung nicht widerstehen können, sagte Heike unter Lachtränen. »Und dein Gesichtsausdruck war wirklich unbezahlbar!«
Auch Henrik lachte, und ich hätte ihn gern auf den Mond geschossen.
Als wir rausgingen, sagte Heike: »Nach dem Essen sollst du rauchen oder eine Frau gebrauchen. Kannst du beides nicht ergattern, laß die Handmaschine rattern!«
Am Abend wollten Heike und Henrik in eine Disco, und ich trottete mit, weil ich Heike nicht gern mit Henrik abziehen sehen wollte. Sonst hätte ich allein im Zelt herumgehangen und mir vorgestellt, was die beiden auf der Tanzfläche vollführten.
Die Musik in der Disco war dann allerdings so panne, daß ich es nicht mal eine Minute lang aushielt. Ich mußte raus, sonst hätte ich gespien.
Draußen drehte ich mir eine und stand paffend in der Gegend. Zu meiner grenzenlosen Erleichterung kamen kurz darauf auch Heike und Henrik aus der Disco wieder raus.
Die sei was für Kleinkinder, sagte Heike.
Auf dem Zeltplatz stolperten wir alle drei über die Schnüre von unserem eigenen Zelt, und innendrin fiel Heike ihre Zigarettenglut auf die Luftmatratze.
»O neien!«
Aber es passierte nichts.
»Von deutschem Boden darf Nivea Krieg ausgehen!« schrie Henrik.
In Hildesheim-Itzum hätte ich jetzt an der Feier von Oma Jevers 74. Geburtstag teilnehmen können, doch da zog es mich nicht hin. Henrik unternahm hin und wieder längere Spaziergänge, auf eigene Faust, und dann hatten Heike und ich füreinander Zeit. Aber mit Heike konnte man nicht einfach loslegen, denn es gab immer was, das sie daran hinderte, sich hinzugeben und alles zu vergessen, was ihr Ex-Freund ihr reingewürgt hatte.
»Ich kann das nun mal nicht einfach so abtun«, sagte sie. Es falle ihr ohnehin sehr schwer, den männlichen Sexualtrieb zu begreifen. Früher, da habe sie so vieles hingenommen. »Aber danach ist mir jetzt nicht mehr …«
Und dann kam Henrik von einem seiner Spaziergänge zurück und baute uns eine Pfeife, und ich mußte so tun, als ob ich das Leben lustig fände.
Mir hätten die Beziehungsgespräche mit Heike schon gereicht. Die Schauspielerei überforderte mich, und ich ging aufs stille Örtchen.
Widerlich. Wieso konnten wir Henrik keinen reinen Wein einschenken? Und was sollte diese Zimperlichkeit in Henriks Abwesenheit?
Was uns dann wieder zusammenschweißte, war das Kiffen. Einmal bog Henrik sich so entsetzlich vor Lachen, daß er die obere Partie seiner Luftmatratze zum Platzen brachte. Er war dort auf mit dem Kinn hart aufgeschlagen, und es gab einen Knall.
Darüber beömmelten wir uns bis zum Gehtnichtmehr.
Als Ersatz dienten Henrik zwei zusammengeknüllte Pullover.
Tief in der Nacht strich Heikes Hand über meinen Bauch. Dann glitt
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