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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Werner, aber ich müßte auch mal rauskommen mit meinen eigenen Gefühlen. »Du wirkst manchmal so ichbezogen und so abgekapselt, daß ich gar nicht mehr weiß, wo der Kontakt zwischen uns hinne ist …«
    Wo sollte der denn hinne sein?
    »Hab ich dir wehgetan mit dieser Frage?« fragte Heike. Sie war stehengeblieben und sah mir fest in die Augen.
    Warum mußte das denn alles bloß wieder so schwierig sein? An sich war es doch ganz einfach: Ich liebte Heike, Heike liebte mich, und wir hätten uns eine schöne Zeit machen können, solange Henrik auf Achse war. Wozu das Gequatsche über Ichbezogenheit und Kontaktprobleme? Ich hatte kein Kontaktproblem. Ich wollte mich mit Heike auf der Luftmatratze kugeln.
    Was es für sie so schwierig mache mit mir, sagte Heike, das sei meine Einsilbigkeit, wenn es um meine innersten Gefühle gehe. »Wenn du willst, daß ich mich tiefer auf dich einlasse, dann mußt du mir auch mehr von dir persönlich zeigen … und auch mal von dir sprechen und das nicht einfach alles mir überlassen …«
    Das hatte ich nicht geahnt, daß man permanent über seine Gefühle quasseln mußte, wenn man eine Freundin hatte und sie bei der Stange halten wollte. Von meinen Gefühlen gab es aber gar nichts zu erzählen, außer daß ich mich zu Heike hingezogen fühlte und mich gerne splitterfasernackt mit ihr getummelt hätte. Von wegen »Ichbezogenheit«, das war doch alles Kappes!
    Der Nordseewind pfiff uns kalt um die Ohren, und wir suchten ein Café auf.
    Da ging’s dann erst so richtig los. Werner, ihr Ex, der sei ebenfalls unfähig dazu gewesen, über seine Gefühle zu reden, aber von mir, sagte Heike, habe sie sich etwas mehr erhofft. Doch ich sei stumm wie ein Fisch.
    Herrje! Weshalb reichte es Heike denn nicht, daß ich in sie verliebt war?
    »Jetzt machst du dicht«, sagte sie. »Genau wie Werner. Von dem kenne ich das ja schon. Aber das laß ich mir von keinem anderen Typen mehr bieten.«
    »Wieso? Was biete ich dir denn?«
    »Du machst dicht!«
    »Das ist doch Blödsinn. Ich mach doch nicht dicht!«
    »Und ob du dichtmachst!«
    »Du spinnst!«
    »Das hat Werner auch immer gesagt.«
    »Hör doch mal auf mit Werner! Ich bin nicht Werner!«
    »Aber du benimmst dich so.«
    Da hätte ich ihr gern eine geklebt.
    Abends nebeneinander im Zelt liegen und so tun, als ob man sich ganz fremd wäre. Was ’n Krampf!
    Ich las Kafka, »Der Prozeß«, und Heike las »Das Schloß«.
    Hatte ich dichtgemacht? Nein! Wenn hier irgendwer dichtgemacht hatte, dann Heike! Aber doch nicht ich!
    Beim Einschlafen kehrte ich ihr den Rücken zu. Wenn die noch was von mir wollte, mußte sie sich Mühe geben. Ich war sauer. Unsere einzige Nacht ohne Henrik! Aber wenn das für Heike okay war – bitte! Ich konnte auch heimreisen, am nächsten Morgen, und dann würde sie schon sehen, was sie davon hatte. Sollte sie sich doch mit Henrik die Birne zuziehen! Ich würde Meppen derweil nach reiferen Frauen durchforsten.
    Adieu, du Zimtziege!
    Wie hatte ich’s mit Heike überhaupt so lange ausgehalten?
    Morgens kuschelte sie sich an mich, so von hinten, und sie legte eine Hand auf meinen Bauch.
    Da waren wir uns wieder gut.
    Und was sollten wir nach dem Frühstück anstellen? Baden, Spazierengehen, Lesen, Essen, Trinken, Sex. Und Kiffen. Das waren so ungefähr unsere Programmpunkte.
    Am Morgen ein Joint, und der Tag ist dein Freund.
    Eigenartig, wie sich die Prioritäten änderten, wenn man stoned war. Hatte man gerade noch vor Tatendurst gebrannt, so fand man sich auf einmal in demütiger Betrachtung einer Wolke wieder, die gemächlich am Himmel dahinfloß.
    Schön war es auch, in so einem Zustand nahe bei Heike zu liegen, ihr in die Augen zu schauen und mit den Fingerspitzen über den fast unsichtbaren hellen Haarflaum auf ihrer Wange und an ihrem Hals zu streichen.
    Einfach breit zu sein und nichts tun zu müssen.
    Bei einem unserer Spaziergänge regte Heike sich über die Schufa auf. Das war die Schutzvereinigung für allgemeine Kreditsicherheit. Von der hatte ich vorher noch gar nichts gewußt.
    »Die von der Schufa überprüfen jeden Bankkunden und wissen alles über dich, und wenn du mal ’n Kredit aufnehmen willst, über tausend Mark oder so, und die haben spitzgekriegt, daß du verschuldet bist, dann informieren sie deinen Sparkassenfilialleiter, und der verpaßt dir dann ’n Arschtritt …«
    Übel fand Heike überhaupt die gesamte Vermögensverteilung in Deutschland. Oben lauter fette Milliardäre und darunter

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