Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
Altertümliche Vornamen: Trienke, Lübbo, Wübke. Todesursache:
    Auf See geblieben.
    Mit dem Ausdruck »Altvater« war ein Urahn gemeint.
    Schon interessant, das Ganze, aber irgendwie hatte die Ahnenforschung auch was Piefiges an sich, so ähnlich wie Briefmarkensammeln.
    Zum Rauchen ging ich vor die Tür. 1981 nahte, das Jahr der Befreiung. Endlich raus aus Meppen! (Falls nicht noch irgendwas schieflief.)
    – Und wie fühlen Sie sich jetzt, Herr Schlosser?
    – Danke der Nachfrage. Blendend.
    –
Darf man fragen, welche Pläne Sie fürs neue Jahr geschmiedet haben?
    – Erst einmal das Abi packen.
    – Und weiter?
    –
Für ein halbes Jährchen zur Bundeswehr gehen und dann verweigern.
    – Ach?
    – Damit ich ein Buch darüber schreiben kann, wie’s da zugeht.
    – Sagen Sie bloß! Ist das Ihr Ernst?
    – Ja sicher. Und hinterher ZDL .
    – ZDL ?
    – Zivildienst. Und Studium.
    – Was wollen Sie denn studieren?
    – Literaturwissenschaft.
    – Und mit welchem Berufsziel?
    Tja. Das war mir noch nicht klar. Beim Spiegel oder bei der Zeit anheuern, als Kulturjournalist? Romane besprechen, zu den großen Filmfestspielen reisen, Ausstellungen besuchen, Berühmtheiten interviewen und Reportagen verfassen? Wäre ja nicht übel. Doch wie sollte man reinkommen in diesen Betrieb, ohne Klinken zu putzen?
    – Haben Sie etwas gegen das Klinkenputzen, Herr Schlosser?
    – Ja.
    – Sie möchten wohl lieber ohne Ihr Zutun entdeckt werden?
    – Korrekt.
    – Und als was?
    Ja, wenn ich das gewußt hätte! Ich wußte nur, was ich auf gar keinen Fall wollte, nämlich so wie Papa leben – irgendwo in der Provinz in einer verkorksten Ehe stecken und einen mir verhaßten Beruf ausüben müssen.
    Im Wohnzimmer dozierte Papa über die Hügelbeete, die er im Garten angelegt hatte. Es sei ein Trugschluß, daß man die Beetfläche damit vergrößere, denn die Pflanzen wüchsen ja nicht schräg in die Gegend, sondern auch auf Hügelbeeten geradewegs nach oben, und das könnten sie auch auf ebenen Beeten tun.
    Als es auf Mitternacht zuging, stellte Mama den Fernseher an und ging in die Küche, den Sekt holen.
    Wiebke knipste zwischen den Programmen hin und her, bis Papa ausrief: »Mach mal das da mit den Beinen wieder an!«
    Damit meinte er eine Darbietung leichtgeschürzter Funkenmariechen, die so taten, als ob es ihnen Spaß mache, vor den Zuschauern herumzutanzen und die Schenkel hochzuschmeißen.
    Zehn … neun … acht … sieben … guter Gott, nun ging das alte Jahr tatsächlich zuende!
    Vier … drei … zwei … eins …
    Vom Garten aus sahen wir uns das Feuerwerk über den Dächern von Meppen an. Violette, grüne und orange Knallschoten, feurige Heuler und in allen Regenbogenfarben glitzernde Spiralen. Der ganze handelsübliche Hokuspokus.
    Ihr sei kalt, sagte Mama, und sie ging als erste wieder ins Haus.
    Am Neujahrsmorgen hatte Papa Zahnschmerzen. Er saß gekrümmt und leise stöhnend auf der Wohnzimmercouch, wo er mit Feuerwasser gurgelte und sich die rechte Backe hielt. So kannte man ihn gar nicht.
    Heike fand es blöd, daß ich zur Bundeswehr gehen wollte, bloß um darüber zu schreiben. »Das weiß man doch, was das für ’n Laden ist!«
    Im Sommer wollte sie auf einer deutschen Nordseeinsel Geld verdienen, als Zimmermädchen, und erst im Wintersemester mit dem Studium anfangen. Diplompädagogik. In Bielefeld, aller Voraussicht nach.
    Reichlich ungerecht, daß Frauen weder Kriegsdienst noch Zivildienst leisten mußten, sondern unbehelligt von der Schule in die Uni wechseln durften. Wo blieb denn da die Gleichberechtigung?
    Papa war ein Backenzahn gezogen worden, doch das sollte nur der Startschuß sein für eine ganze Serie von Sitzungen im Zahnarztstuhl.
    Spritzen, Bohrer, Speichelsauger …
    Ich wäre getürmt.
    In einem Film von Claude Sautet spielte Michel Piccoli einen Architekten, der sich nach einem schweren Autounfall die wichtigsten Begebenheiten seines mehr oder minder verpfuschten Lebens ins Gedächtnis rief, in langen Rückblenden. Jeder Mensch, sagte er einmal, brauche so viel, so viel, so viel, so viel, so viel, so viel Liebe …
    Am Ende sah man ihn (oder sah er sich selber) im Wasser absaufen.
    Eine deutsche Werft wollte U-Boote an Chile liefern, und daran gab es, wie der Spiegel berichtete, zwar Kritik, aber nicht vom Bonner Sicherheitsrat:
    Norbert Henkes Verständnis für die Argumente hat Grenzen. »Wenn ich eins nicht leiden kann«, entrüstet sich der Chef der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft ( HDW

Weitere Kostenlose Bücher