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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wiederholen müssen, und das war eindeutig zuviel verlangt.
    Ich mußte es eben drauf ankommen lassen.
    »Also, von so ’ner Nacht in ’nem beheizten Schlafzimmer wird man ja wirklich rammdösig«, sagte Papa beim Frühstück, und Volker lachte auf und rief: »Das halt ich aber für’n Gerücht!«
    Vor dem Umzug isolierte und verschalte Papa im neuen Haus die eine große Außenwand im künftigen Wohnzimmer. Da war ich mal wieder als Handlanger gefragt: Halogenlampe aufhängen, Zollstock anreichen, Bohrfutterschlüssel suchen, Verlängerungskabel anschließen, Dübel sortieren, Boden fegen und die Trittleiter festhalten.
    Mama und Papa wollten auch Büsche und Stauden mitnehmen und im neuen Garten einpflanzen, doch der Boden war hart gefroren.
    Meine Karte hatte nichts gefruchtet: Die SPD bedachte mich weiterhin mit ihrem stupiden Sozialdemokrat Magazin . Das las wahrscheinlich nicht mal die verschworene Troika aus Herbert Wehner, Helmut Schmidt und Willy Brandt. Und die Austrittserklärungen schien auch niemand zu lesen.
    Nach insgesamt 444 Tagen ließ der Iran die Geiseln frei, die im November ’79 in der amerikanischen Botschaft in Teheran gefangengenommen worden waren.
    »Dafür haben die Amis was springen lassen«, sagte Hermann. »Aber ich glaube, daß die auch schon Pläne wälzen, wie sie sich das Geld zurückholen können, notfalls mit Gewalt …«
    Fast viertausend Mark hatte Papas Zahnbehandlung gekostet. Du liebe Güte! Was sollten denn einfache Arbeiter machen, wenn sie das gleiche Problem hatten, aber keine Rücklagen für solche Fälle? Oder lief das anders, wenn man nicht privat versichert war?
    Und wieso kriegte man sowas nicht in der Schule beigebracht? Ich hätte damit mehr anfangen können als mit Trigonometrie und Polynomen.
    Von morgens bis abends war Mama am Packen. Im Wohnzimmer, im Eßzimmer, in der Küche, in Papas Arbeitszimmer, im unteren Flur und im oberen Flur: Kartons, Kartons, Kartons. Und dann noch der gerammelt volle Dachboden. Und die Kellerwerkstatt! Wer war das noch, der den Augiasstall ausgemistet hatte? Herkules?
    So jemanden hätten wir jetzt brauchen können.
    Meine Zeitschriften und Bücher durfte ich fast alle wieder auspacken, weil die Kartons zu schwer geworden waren. Und ich mußte auch die leeren Bierflaschen noch entsorgen, die sich mit den Jahren in der Abseite unter der Dachschräge akkumuliert hatten.
    Am Tag des Umzugs wurde man von Mama schon um sechs Uhr morgens aus dem Bett geschüchert.
    Jenseits des Toilettenfensters wallte dichter Nebel. Jetzt hätte es bloß noch frieren müssen. Oder hageln. Oder beides.
    Um kurz vor sieben hielt ein LKW der Spedition Wilhelm Heine vorm Haus. Das Team bestand aus drei breitschultrigen Möbelpackern. Die kamen mit Sackkarren an und fackelten nicht lange.
    In meinem Zimmer rückte ich schon mal den ausgeräumten Kleiderschrank von der Wand ab und legte eine monumentale Staubflusenwurst frei, der man ansah, daß sie für ihr Wachstum viele Monate benötigt hatte. Außerdem fand ich ein Pfennigstück, eine Haarklemme, zwei Halmafiguren und ein versteinertes Stück Brot.
    Beim Klavier faßte Papa selbst mit an. Das wurde auf ein flaches Rollwägelchen gehievt, aber damit kamen sie nicht über die Türschwelle.
    »Die schwarzen sind die schwersten«, sagte Mama scherzend.
    Und zum ersten Mal seit Jahren war ich froh, daß ich Schule hatte.
    Hermann und ich sollten nach Unterrichtsschluß bei Direktor Berthold erscheinen. Mit der Annahme, daß es um die et cetera gehen werde, lagen wir richtig.
    Er sei es nun leid, sagte er. »Die neuesten Schülerzeitungsbeiträge, die Sie mir freundlicherweise vorgelegt haben, zeigen mir einmal mehr, wie sehr Ihnen daran gelegen ist, so viele Leute wie nur möglich vor den Kopf zu stoßen, und ich sehe nicht ein, wieso ich meinen eigenen Kopf dafür hinhalten soll …« Er werde sich daher in einem Brief an die Erziehungsberechtigten von Inhalt und Tendenz unserer Schülerzeitung distanzieren. Diesen Brief werde er der Gesamtkonferenz vorlegen und sie darüber diskutieren und abstimmen lassen. »Ich lade Sie und Ihre Mitarbeiter ein, an der Diskussion teilzunehmen, und ich räume Ihnen sogar das Rederecht ein, aber Sie werden sich wundern, meine Herren, welcher Wind Ihnen da entgegenblasen wird!«
    Dabei sah er uns so an, als ob wir vorhätten, Meppen an die Russen auszuliefern. Und dann ließ er einen Seufzer los. »Sie machen sich ja überhaupt keine Vorstellung davon, was ich schon alles

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