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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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), dann ist es doppelte Moral.«
    Henke kann nicht verstehen, warum sein Unternehmen, die größte deutsche Werft, nicht U-Boote für Chile bauen soll. Für Argentinien würden derzeit Waffen im Wert von zwei Milliarden Mark in der Bundesrepublik gefertigt. Die Fregatten aus Hamburg, das U-Boot aus Emden, alle für Argentinien bestimmt, seien doch auch für »eine ganz schöne Diktatur« (Henke).
    Werft-Betriebsrat Otto Böhm unterstützt den Chef: »Wenn wir’s nicht machen, dann die Franzosen oder Engländer.« Und überhaupt verstünden die Leute nicht, daß »ihre Söhne zum Bund müssen, aber die U-Boote nicht nach Chile sollen«. »Waffen«, findet der Arbeitersprecher, »sind nicht schön, aber die gibt’s nun mal.«
    Und deshalb stellte er welche her. Für eine Diktatur, in der alle Arbeitersprecher massakriert worden waren. Sonst hätten ja die Franzosen oder die Engländer die Waffen geliefert. Eine reizende Argumentation! Damit hätte sich auch ein Handtaschenräuber herausreden können: Gewiß, Euer Ehren, Handtaschenraub ist nicht schön, aber den gibt’s nun mal, und wenn ich es nicht mache, machen’s andere Ganoven …
    Und was hatte die Wehrpflicht in der Bundesrepublik mit der Frage zu tun, ob es legitim sei, eine faschistische Militärdiktatur mit U-Booten zu beliefern?
    Die Bundesregierung hatte keine Bedenken erhoben:
    Für die Sozialdemokraten gaben Helmut Schmidt und Hans Apel, für die Liberalen Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff im Bonner Sicherheitsrat ihre Erlaubnis für den Geschäftsabschluß mit der Pinochet-Diktatur.
    So daß sich die politischen Gefangenen in Chile sagen konnten: Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. (Neben Freidemokraten, die unter der Freiheit, die sie meinten, natürlich nicht die Freiheit für eingekerkerte Sozialisten verstanden, sondern die Freiheit, glänzende Geschäfte mit den Kerkermeistern abzuschließen.)
    Gut, daß ich nicht mehr Juso war.
    Aus der Stadtbücherei holte ich mir das vierbändige Erzählwerk »November 1918« von Alfred Döblin, aber das erwies sich als zäher Brocken. Als ob das Schreiben über die Novemberrevolution für Döblin kein Vergnügen, sondern eine reine Fleißarbeit gewesen wäre. Wie so ’ne Art Schulfunk in Romanform.
    In meinem Zimmer sei es »aasig kalt«, monierte Mama, und ich solle mal die Heizung hochdrehen.
    Also, mir war’s warm genug. Wenn meine Heizkörper so gebollert hätten wie die im Wohnzimmer, wäre ich eingegangen. Und sollte man denn nicht Energie sparen?
    »Aus dem Alltag eines Softi« hieß ein Cartoon in der neuen Titanic . Ein langhaariger Schlaffi im Bett mit einer Frau, die sagt: »Kannst aufhören, Hans.« Und er: »Tschuldigung, hab’ dich nicht kommen hören.«
    In konkret hatte der Filmemacher Horst Königstein die erste LP der Berliner Band Ideal und besonders deren Sängerin Annette Humpe gepriesen:
    Was bei der Nina Hagen nur erstarrte Posen sind – hier ist’s unglaublich lebendig … Ich liebe dich, Annette.
    Diese Platte gab’s sogar in Meppen, und ich kaufte sie mir, aber was diese Heulboje da sang, das klang so dumpf und lahm wie die letzten Worte einer sterbenden Elefantenkuh: »Doooo mmmoooochssst mmmöööch nooooooch goooooonnnz ööörrrrrrrrrrrrrröööö …«
    Und das sollte unglaublich lebendig sein?
    »Dooooiiinnnööö balaaaauuuuööönnn Aaaaauuugööönnn moooochööönnn mmmöööch soooo sööönnntimmmöööönnntoooooool …«
    Ich fuhr zu Heike, um deren Meinung einzuholen, und da stellte sich heraus, daß ich die Platte viel zu langsam abgespielt hatte, mit 33 Umdrehungen pro Minute statt mit 45. In Single-Geschwindigkeit hörten sich die Songs auf einmal richtig schmissig an.
    Deine blauen Augen machen mich so sentimental
    So blaue Augen
    Wenn du mich so anschaust, wird mir alles andre egal …
    Total egal …
    Heike lachte sich schlapp über meine Schusseligkeit.
    Zwei andere Platten trafen zur Rezension ein: »Monarchie und Alltag« von den Fehlfarben und »aufstehn« von den Bots.
    Alles ganz hübsch, aber auch nicht umwerfend.
    es liegt ein grauschleier über der stadt
    den meine mutter noch nicht weggewaschen hat …
    Oder dann die Bots:
    Alle, die nicht gerne Instant-Brühe trinken, soll’n aufstehn …
    Alle, die nicht schon im Hirn nach Deo-Spray stinken, soll’n aufstehn …
    Und wenn man aufgestanden war, wie ging’s dann weiter?
    In einem anderen Lied von den Bots klagte ein Patient mit jammeriger Stimme sein Leid:
    Ich gab nur

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