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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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gesprochen, ich hab meine Schwester im Verdacht, daß sie als Söldnerin des Monopolkapitals hinter mir herspioniert …«
    In einem der Zimmer im ersten Stock war für Heiner und mich ein Doppelbett zum Schlafen vorgesehen, ein ehrwürdiges Trumm, das Hermanns Eltern einst als Ehebett gedient hatte. Und da begab es sich, daß Heiner nachts in die Besucherritze göbelte.
    Ich holte Hermann zu Hilfe. Mit vereinten Kräften säuberten wir das Areal, so daß weitergepennt werden konnte. Hermanns Mutter würde aber höchstwahrscheinlich noch was nachzuwischen haben.
    Das wußte auch Heiner. In dessen Haut hätte ich nicht stecken wollen.
    Zum Frühstück deckte Hermanns Mutter wahre Gebirge aus Schinken und Wurst auf. Bei der Landbevölkerung schien das Mästen der Gäste zum guten Ton zu gehören.
    Heiner war schon wieder obenauf und bekundete sein Interesse daran, uns nach Texel zu begleiten. »Das wäre dann ja wohl die letzte Station vor dem Ernst des Lebens …«
    Nach dem Zivildienst wollte Heiner Biologie studieren und einen ökologisch sinnvollen Beruf ergreifen.
    Im Spiegel stand eine Reportage über Harald Naegeli, den Sprayer von Zürich. Der hatte anderthalbtausend Wände mit Schnörkeln besprayt und war zu zweihunderttausend Franken Schadenersatz und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden, mit vier Jahren Bewährung.
    Wenn er könnte, sagt er, würde er seine Zeichen der ganzen Welt aufsprühen.
    Typisch Kapitalismus: Die Strafen für Sachbeschädigung fielen viel höher aus als die für Totschlag im Affekt. Aber auf unserer Hauswand hätte ich mir diese Krakelstrichmännchen auch nicht immer ansehen mögen. Und was hätte Naegeli wohl gesagt, wenn ihm seine eigene Hütte mutwillig vollgesprayt worden wäre?
    In Nürnberg waren nach einer Demonstration mehr als 170 Jugendliche inhaftiert und tagelang grundlos gefangengehalten worden, darunter auch viele Unbeteiligte.
    Tjaja, der Freistaat Bayern. Der züchtete sich seinen eigenen Nachwuchs an Terroristen heran.
    Nach einer Woche Dauerregen hatte die Hase Hochwasser. In der Tagespost erschien darüber ein Bericht mit den goldenen Worten:
    Das Wasser ging fast bis zum Ufer.
    Es sei doch wirklich unfaßbar, was da für Holzköpfe in der Redaktion säßen, sagte Papa. »Diese Schreiberlinge sollte man unangespitzt in den Boden rammen.«
    Ich erhielt aufs neue Post von der Bezirksregierung, weil sie an zwei Artikeln in der Schülerzeitung etwas auszusetzen hatte.
    Zu dem Bildungsauftrag der Schule gehört unter anderem die Weiterentwicklung der Schülerpersönlichkeit auf der Grundlage des Christentums und des europäischen Humanismus. Die Schüler sollen unter anderem fähig gemacht werden, Grundrechte für sich und andere wirksam werden zu lassen, nach ethischen Grundsätzen zu handeln sowie religiöse und kulturelle Werte zu erkennen und zu achten. Diesen Erziehungszielen laufen die o.g. Beiträge zuwider.
    In dem Beitrag »Ich« wird die Selbstbefriedigung als Mittel zur Entspannung« und zum Lustgewinn angepriesen ( »Nichts drückt mich mehr«, »Es war schön, zum Vergehen …«). Diese Einstellung wird in dem Artikel »Sünde?« noch verstärkt und erweitert. Neben einer obszönen Illustration einer Frau auf Seite 72 wird im Ergebnis eindeutig und undifferenziert die Selbstbefriedigung als manchmal »einzige sexuelle Freude für Jungen und Mädchen« dargestellt. Beide Beiträge, die offensichtlich in bewußt gewähltem Zusammenhang abgedruckt sind, fassen in der Tendenz Sexualität einseitig als Mittel zum narzißtischen Lustgewinn auf und lassen damit ein Sexualitätsverständnis erkennen, in dem die partnerschaftliche Zuwendung völlig fehlt. In den Beiträgen dominiert der ichbezogene Wunsch der Verfasser nach Lustgewinn …
    Die Ichbezogenheit, da war sie wieder. Auf der Grundlage des Christentums und des europäischen Humanismus konnten sich tatsächlich nur Perverse einen von der Palme wedeln. Aber wenn wir eine Bildergeschichte über die liebevolle partnerschaftliche Zuwendung in der Sexualität veröffentlicht hätten, wär’s den hohen Herren auch wieder nicht recht gewesen.
    Vom Schwärzen hatte ich nachher ’n lahmen linken Arm mit allen Anzeichen einer Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk.
    Vielen Dank, Bezirksregierung!
    Nach dem Verkauf der neuen Schülerzeitung reichten Hermann und ich die schwere Bürde der Chefredaktion an Thomas Korn und Mona Feddersen weiter.
    »Ihr werdet das Kind schon schaukeln«, sagte Hermann.
    Eigentlich

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