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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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hatten wir die beiden in die Stadtschänke einladen wollen, um die Amtsübergabe rituell zu begießen, aber Thomas mußte zum Zahnarzt, und Mona hatte noch zwei Stunden Sport.
    Mama und Papa kuckten Einer wird gewinnen , diese Quiz-Sendung mit Hans-Joachim Kulenkampff, die noch aus der Steinzeit des Fernsehens stammte. Eine bissige Bemerkung über dieses zwanghafte samstagabendliche TV -Geglotze konnte ich mir nicht verkneifen, und da sagte Papa: »Ich weiß gar nicht, was du hast. Der macht das ganz ordentlich, der Kulenkampff.«
    Aber hätte Papa sich denn vor mir rechtfertigen müssen?
    Eigentlich nicht fair von mir, den beiden Alten ihren Feierabend zu vermiesen, wo sie doch selten genug so traut beisammensaßen.
    Ich radelte mit Heike zu einer Abi-Fete im Neubauteil des Kreisgymnasiums, doch ohne allzu große Lust. Was kriegte man auf diesen Feten schon geboten? Schales Bier, zu laute Mucke, dumme Witze und Gewäsch über die Penne.
    In einem zum Raucherzimmer deklarierten Pausenraum hielt der Holzmüller hof. Der hatte Geburtstag und nahm Glückwünsche entgegen, so huldvoll, wie es ihm die schätzungsweise zwei Promille, die er intus hatte, gerade noch gestatteten.
    Aus einem Lautsprecher röhrten die Bots:
    Dann wollen wir schaffen, sieben Tage lang,
    Dann wollen wir schaffen, komm faß an.
    Dann wollen wir trinken, sieben Tage lang …
    »Sieben Tage lang trinken!« hörte ich jemanden rufen. »Seid ihr denn des Wahnsinns fette Beute?«
    Ralle war das. Auch nicht mehr ganz nüchtern.
    Heike hatte ich aus den Augen verloren. Ich besorgte mir ein Bier und schlenderte umher. Falls man es als Schlendern definieren konnte, wie ich mich zwischen den Leuten in der Durchgangshalle herumdrückte und hoffte, daß ein akzeptabler Ansprechpartner auf meinem Radarschirm erschien.
    Von den Lehrern ließen sich nur wenige blicken. An einer Säule lehnte Geschi- und Gemeinschaftskunde-Kröger und plauderte angeregt mit Axel Reinert. Ich kam genau zur rechten Zeit für eine Story aus der Lokalgeschichte: Anno 1964, erzählte der Kröger, sei Ingmar Bergmans umstrittener Spielfilm »Das Schweigen« auch in Meppen gelaufen, und vor dem Kino hätten die Lehrer Wache geschoben und jeden Schüler aufgeschrieben, der da reinging. »Aus heutiger Sicht wirken solche Nuditäten gänzlich irrelevant, aber damals hat sich ein Sturm der Empörung erhoben! Glauben Sie mir das! Auch ich bin für meine Neugier auf diesen Streifen gemaßregelt worden!«
    Harte Zeiten. Aber wäre es nicht trotzdem geiler gewesen, in den sechziger Jahren erwachsen zu werden? Mit Flower-Power, Happenings, Anti-Springer-Demos, BH -Scheiterhaufen und allem? Und jedes Jahr ’ne neue Beatles-Platte?
    Nach einer Weile sah ich Heike draußen stehen und rauchen, und dort lungerte auch Hermann. Dem berichtete sie gerade von ihrem Plan, im Sommer auf einer Insel zu arbeiten.
    Das wäre doch vielleicht auch für mich ’ne Option, meinte Hermann. »Da werden doch auch Kellner gebraucht …«
    Heike sah mich an, und ich sah Heike an: War das nicht der Denkanstoß des Jahres? Wir zwei beide auf ’ner Insel?
    »Vielleicht kriegen wir ja sogar ’n Zimmer zusammen«, sagte Heike, und ich sah unser Domizil schon vor mir – eine urige Dachkammer mit knarrenden, aber bequemen Betten. Wasserkrug, Frisierkommode und Blümchentapete. Oder gab’s da etwa Sammelunterkünfte für das Personal? Getrennt nach Geschlechtern?
    Hermann hatte mitgedacht: »Dann mußt du dich zurückstellen lassen. Sonst schnappt dich im Juli der Barras.«
    Akkurat. So wollte ich das machen.
    Von Mona Feddersen bekamen Hermann und ich an diesem Abend noch zu hören, daß wir uns nie um sie gekümmert hätten in der Redaktion. »Der einzige, der das getan hat, is’ Andreas! Der hat mir auch mal was erklärt oder mich einfach mal gefragt, wie’s mir so geht und so, aber von euch, da is’ echt nie irgendwas gekommen …«
    Ach du je. Wenn ich geahnt hätte, daß ihr daran was lag, dann hätte ich doch ohne Punkt und Komma auf sie eingeredet! Dann wäre ich überhaupt nicht mehr von ihrer Seite gewichen!
    Hermann machte ein bedröppeltes Gesicht und schob die Unterlippe vor.
    »Der Andreas hat mich auch mal in ’n Arm genommen, wenn’s mir nicht so gut ging«, sagte Mona, und da nahm Hermann sie seinerseits in den Arm und versicherte ihr, daß ab jetzt alles besser werde.
    Ganz so selbstlos, wie sie vielleicht glaubte, war aber bestimmt auch das Betragen von Andreas nicht gewesen. Hängte sich so an

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