Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
lachte sie nur.
Am Ostermontag beehrte uns Onkel Rudi mit seinem Besuch, auf der Reise vom Jeverland nach Hannover, um Papas Komposthäcksler zu inspizieren. Angeblich wollte Onkel Rudi in seinen Mußestunden künftig dem Gartenhandwerk frönen und sich dafür auch so einen Apparillo zulegen.
Wie war die alte Mutter Natur eigentlich in den vergangenen drei Milliarden Jahren der Evolution ohne Komposthäcksler über die Runden gekommen?
In dem Western »El Dorado« stand John Wayne – nebst einem jugendlichen Ballermann – abermals ein nur bedingt abwehrbereiter, in diesem Fall von Robert Mitchum verkörperter Schluckspecht zur Seite, und die Bösen gingen trotzdem alle hops.
Anders endete der zu Recht in der Sendereihe »Gruselkabinett« ausgestrahlte Schocker mit dem programmatischen Titel »Du lebst noch 105 Minuten«. Da sah sich die bettlägerige, von aller Welt verlassene Barbara Stanwyck einem Mordkomplott gegenüber. Hatte nur ihr Telefon als Waffe, und das nützte ihr ’n feuchten Käse, als der Auftragskiller sich an ihr vergriff.
Ich hatte mir ein vom Spiegel wärmstens empfohlenes Buch über die Kulturgeschichte der Imbißbude bestellt und mußte bald ’ne Woche darauf warten. Doch es lohnte sich.
Das Standardrepertoire der meisten Buden, hieß es da, sei recht begrenzt.
Suggerieren Preistafeln dennoch ein reichhaltigeres Angebot, so stellt man fest, daß es sich nicht um qualitative Ausdehnung des Programms auf neue Speisesorten handelt, sondern um quantitative Erweiterungen des bestehenden Angebots durch geschmacksverändernde Zutaten; man denke nur an die vielfältigen Variationsmöglichkeiten, die aus dem einfachen »Hamburger« unter Hinzufügung einer Scheibe Käse einen »Cheeseburger« oder mittels bunt-dekorativer Ausstattung durch Ketchup, Salatblatt und Ananasscheibe einen Hamburger »with everything« machen …
Unklar war mir allerdings, ob die Autoren das nun alles ernst meinten oder nicht.
Für den Scheibenwischer , die Sendung des Kabarettisten Dieter Hildebrandt, bemühte Papa sich mitunter extra aus der Werkstatt hoch. Doch diesmal war er gnatzig, denn es gab eine Gesangseinlage von Udo Lindenberg.
Eiszeit statt Zärtlichkeit
das schafft Hitze und Gewalt
und die ist kalt, die ist kalt, die ist kalt …
»Wozu lädt denn der Hildebrandt bloß so einen Idioten ein?« fragte Papa, und das hätte auch ich gern mal gewußt.
Zum Geburtstag hatte ich mir Zuschüsse für meine Reisekasse erbeten. Der von Tante Dagmar lag in einer Grußkarte mit einem plattdeutschen Gedicht:
Met Glücke un vull Sünnenschien,
sau mag ett in Dien Liärben sien.
Bliev frohgemut un auk gesund,
dat wünsk ik Di ut Hattensgrund!
Wieso hatte Mama mit uns fast nie Platt gesprochen? Dann hätten wir doch gleich ’ne zweite Muttersprache aufgesogen. Völlig unverständlich, diese Unterlassungssünde.
Bei den Parlamentswahlen in Südafrika waren nur die Weißen stimmberechtigt. Und in den Diamantminen durften die Schwarzen ihre Knochen hinhalten für das Rassistenpack. Da hätte man doch jedem Bombenleger alles Gute wünschen müssen.
Im Gasthaus Eppe in Teglingen war Halligalli: Walpurgisnacht, Spanferkelessen und Tanz in den Mai. Von den Spanferkeln durfte man soviel verschlingen, wie man schaffte, ohne Aufpreis für den Nachschlag. Auch die Tische draußen waren eingedeckt. An der Peripherie des Geländes, abgeschirmt durch eine Hecke, baute Henrik eine ansehnlich ausgebauchte Wasserpfeife auf, mit allerlei Schlauchgebammsel, und wer wollte, durfte einen durchziehen.
»Wein auf Bier, das rat ich dir«, sagte Hermann, »aber Wasserpfeife auf Spanferkel auf Bier, das könnte nach hinten losgehen …«
Was mich betraf, war das jedoch genau die richtige Mixtur. Die vom Bier und von der Mahlzeit bewirkte Erdenschwere und das Highsein glichen sich gegenseitig aus. Mir war ganz animalisch wohl.
Heike und ich hielten unter dem Tisch Fußkontakt. Viermal tippte sie mich an, und das hieß immer noch: »Ich hab dich lieb.«
Unter normalen Bedingungen hätte ich diesen Bescheid durch viermaliges Antippen erwidert, doch aus Übermut hörte ich schon nach dem dritten Mal auf.
Heike runzelte die Stirn und sah mich fragend an.
Ich wiederholte die drei Morsezeichen und erwartete von Heike, daß sie die auch ohne meine Hilfe decodierte.
Some people never say the words »I love you«
But like a child they’re longing to be told …
In unserer Nähe wurde plötzlich laut geraschelt und gerülpst, und dann
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