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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Mußte das sein? Das Verbrennen unliebsamen Schriftguts war immer noch eine Domäne der Nazis und nicht der Linken.
    »Das wußt ich gleich, daß du das blöde findest«, sagte Heike.
    Blöde fand ich auch den Plebs, der die Wiesenfläche in eine einzige Müllhalde verwandelt hatte. Bierbüchsen, Wurstpappen, Kippen, Pommesgabeln, Zigarettenschachteln, Papiertaschentücher, Flips- und Lakritzetüten, Eisstiele, Trinkdosenverschlüsse und abgenagte Hühnerknochen blieben liegen, als die Massen von dannen zogen.
    Aber sich für progressiv halten, ja?
    Wir machten dann im Pub noch einen drauf, und ich versuchte es danach mit Hermanns Anti-Kater-Rezept, indem ich mir aus dem Kran in der Küche zwei Liter Wasser einverleibte.
    »Liter habe ich gesagt, nicht Hektoliter!« schrie Hermann, der hinter mir stand, und von oben giftete Wiebke runter, daß andere Leute in diesem Hause schlafen wollten.
    Die Hauptresultat der Wasserzufuhr bestand in einer nächtlichen Blasenschwellung der Sonderklasse. Aus unserem Spitzensortiment: Harndrang de luxe – jetzt auch im Viertelstundentakt!
    Beim Frühstück stellte Hermann die Hypothese auf, daß wir die Marmelade der Marke Bonne Maman als Hommage an Isabelle erworben hätten, aber damit lag er falsch.
    Mamas und Papas Weltreiseplan war unter Dach und Fach. Auf der Rückfahrt von Hamburg hatten sie Volker in dessen Wildeshausener Kaserne besucht; da sei Tag der offenen Tür gewesen. »Und ich bin in Volkers Panzer sogar in die Haubitze geklettert«, sagte Mama.
    Der Teufel hätte mich holen sollen, wenn ich inzwischen genug von der Welt gesehen hätte, um zu wissen, wie ’ne Haubitze aussah.
    »Erst Wildeshausen und in Cloppenburg noch das Museumsdorf. Und in Hamburg Hagenbecks Tierpark …« Da hätten sie dem prominenten, im NDR -Fernsehen als Pausenfüller zahnenden Walroß Antje gegenübergestanden und auch die Warzenschweine fotografiert. Die armen Viecher knipse ja sonst keiner. »Ach, und im Hafen war ’ne große Segelregatta!«
    Auch mit sowas hätte man mich jagen können. Segelboote begaffen? Und den Bootsbesitzern schelmisch glucksend zuwinken wie in einem Schmachtfetzen aus den Fünfzigern?
    Im Wohnzimmer packte Mama die Reiseprospekte aus und goß sich Sherry ein. Unterwegs wollte sie mit Papa nur in exquisiten Hotels wie dem Hyatt Singapore absteigen.
    Das First-class-Hotel der Weltenbummler und Geschäftsleute …
    Mit Spezialitäten-Restaurant, Schönheits-Salon, Sauna, Friseur, Shopping-Arkade, Swimmingpool und 24-Stunden-Room-Service.
    In einem anderen Faltblatt stand, was man sich in Fernost alles einfangen konnte: Pocken, Cholera und Malaria. Oder Gelbfieber.
    Jaja, sprach da der alte Oberförster, Hugo war seine Name …
    Nach 22 Uhr rief Mama bei ihrer nach Neuseeland emigrierten Schulfreundin an, weil sie mit der was abzukaspern hatte wegen der Reisetermine. In der neuseeländischen Zeitzone war es schon zwölf Stunden später.
    Im zweiten Wahlgang hatte François Mitterand die absolute Mehrheit errungen. Ein sozialistischer Staatspräsident in Frankreich!
    Allons, enfants de la patrie …
    Ob da jetzt die Schlüsselindustrien verstaatlicht wurden? Ein Gespenst geht um in Europa?
    Hermann glaubte nicht, daß die französische Bourgeoisie sich widerstandslos enteignen lasse. »Wenn die Sozialisten ernst machen, dann setzt da eine Kapitalflucht ein, die das Staatswesen in den sofortigen Ruin treiben wird. So liegen nämlich die Dinge! Wenn man mit Wahlen irgendwas ändern könnte, wären sie verboten.«
    War das nun Zynismus oder Realitätssinn? Es hätte jedenfalls nicht so sein dürfen, daß die französischen Plutokraten den Volkswillen nach Gutdünken konterkarieren konnten.
    Isabelle gnickerte nur dümmlich, wenn man sie darauf ansprach.
    Mama wollte ihren Polo verticken und sich einen neuen anschaffen. Mindestens fünftausend Mark sei der alte noch wert. 68 492 Kilometer hatte der auf ’m Tacho. Wie lange besaß Mama diese Mühle jetzt? Fünf Jahre? Ungewöhnlich, für ’ne Hausfrau, in fünf Jahren an die siebzigtausend Kilometer in der Botanik rumzuheizen, oder?
    In Frankfurt war der hessische Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry erschossen worden, in seinem Schlafzimmer, durchs offene Fenster, und man wußte nicht, von wem und warum. RAF ? KGB ? CIA ? Mossad? Mafia?
    Hermann hatte ein Alibi: Er war zur Tatzeit (fünf Uhr morgens) in Rütenbrock bei der Geburt von sechs Ferkeln behilflich gewesen. Wobei mir der angejahrte Kalauer von Ingo

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