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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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    »O doch, den haben Sie! In Form des Briefs, in dem Ihre Verlobte mich rechtsverbindlich darüber informiert hat, wie lange das Arbeitsverhältnis dauern soll.«
    Ich sagte, das müßten wir mit unserem Anwalt besprechen.
    »Tun Sie das. Aber sputen Sie sich! Ich kann Ihnen nicht den ganzen Tag für derartige Extravaganzen freigeben.«
    Na, so ein Reinfall! Konnte das denn stimmen? Und woher wußte der Alte Bescheid über unsere Pläne?
    Anke mußte uns verpfiffen haben. Denunzianten gab’s hier also auch noch. Ein weiterer Grund, den Dienst in dieser Schlangengrube zu quittieren.
    Von einer Telefonzelle aus rief ich Tante Dagmar an, um mir von ihr Onkel Rudis Nummer geben zu lassen. Als Jurist mußte der einem ja wohl sagen können, ob Creutzenberg geblufft hatte oder nicht.
    Zum Glück nahm Tante Dagmar gleich ab. Sie hörte sich meinen Lagebericht an, versicherte mich ihres Mitgefühls, gab mir die gewünschte Nummer und brachte meine Kenntnisse bezüglich des Verlaufs der Weltreise meiner werten Eltern auf den neuesten Stand: »Bei Mutti« – also bei Oma Jever – »haben die sich zuletzt aus Australien gemeldet, und wie man hört, ist bei denen alles in Dortmund. Nächste Woche Samstag landen sie in Frankfurt, und am Sonntag ist dann ja schon Lisas Taufe in Meppen! Vielleicht sieht man sich da ja!«
    Onkel Rudi, den ich danach an der Strippe hatte, faßte sich kürzer: Unser Arbeitgeber sei im Recht. »Insoweit kann ich dir und deiner Angetrauten nur empfehlen, daß ihr eure Zeit da abreißt und das Ganze unter Lebenserfahrung abbucht. – Nichts zu danken.«
    Schöner Mist. Freie Menschen hatten wir sein wollen, und nun mußten wir zurück in die Tretmühle. Ende einer Meuterei.
    Wir erhielten neue Arbeitsplätze in Creutzenbergs Trust: Heike im Hotel Rheinischer Hof, als Zimmermädchen, wie gehabt, und ich als Spüler im Kurcafé. An unserer Unterbringung änderte sich leider nichts.
    Rechts von der Spülmaschine staute sich das schmutzige Geschirr über mehrere Meter, und ich legte los. Auf der Caféterrasse herrschte einstweilen noch Flaute. Als ich aus dem Gröbsten raus war, rückten allerdings von hinten sukzessive schon die neuen Tassenmassen an und türmten sich bedrohlich auf. In der nachmittäglichen Stoßzeit ging’s dann ratter-ratter-ratter-ratter, Fließbandarbeit, fast schon wie in »Modern Times« von Charlie Chaplin: Tee-, Kakao- und Kaffeetassen, Untertassen, Gläser, Löffel, Kuchengabeln, Kuchenteller, Tortenheber, Sahnekännchen, Eisschälchen und aus der Küche rauhe Mengen schmieriger Utensilien aus Plastik oder Edelstahl.
    Das war kein Honiglecken, beileibe nicht, aber tausendmal besser als die Fron im Hotel am Damenpfad. Die Chefin des Cafés ließ mich in Frieden meine Arbeit machen und dachte gar nicht daran, sich als Scheusal zu betätigen. Und was hätte ihr das auch eingebracht? Außer Verdruß?
    Heike hatte das Gefühl, daß bei uns im Zimmer rumgeschnüffelt worden sei. Ihr Buch und ihre Wäsche hätten vorher anders dagelegen. »Wenn diese Thusnelda hier mit ’m Nachschlüssel reinkommt, sollten wir was unternehmen …«
    »Um der Sache einen Riegel vorzuschieben.«
    »Du sagst es.«
    Für mich war ein Brief da, von Hermann, in dessen typischer Sauklaue. Die Adresse – Hotel am Damenpfad – sah auf dem Umschlag aus wie »Natil em Daumenglod«. Der arme Postbote.
    Mit seiner Zivi-Stelle schien Hermann das große Los gezogen zu haben.
    Auch wenn das Wegräumen vollgerotzter Teller eine sehr qualifizierte Tätigkeit darstellt, so ist sie doch keinesfalls mit meiner eigenen Arbeit zu vergleichen: Ich sortiere nämlich Akten ein und suche andere heraus. Das ist mein Beitrag zum Weltfrieden.
    Das Verhalten meiner Kollegen führt auf meiner Seite zur Bestätigung von Vorurteilen: Von früh bis spät wird Kaffee gesoffen, und dann klagen alle noch, wie schwer sie ’s hätten! Auch ich lese jetzt morgens erstmal eine Dreiviertelstunde lang Zeitung, frühstücke von 10 bis 11 Uhr (angesetzt: 0 Minuten) und esse eine Stunde lang zu Mittag (angesetzt: 30 Minuten). Ungefähr fünf Stunden am Tag arbeite ich.
    Es gelten übrigens recht seltsame Regeln im Arbeitsleben: Als ich einmal bei glühender Hitze in Turnhose erschien, kam gleich der Abteilungsleiter angeschissen, um mir dies für die Zukunft zu untersagen. Denn: Einige Leute könne das stören.
    Interessant war es auch, während des Kaffeesaufens den Vorträgen eines SPD -Mannes zu lauschen, der immer so tut, als habe er

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