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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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großartig Ahnung, obwohl er der absolute Null-Schnaller ist. Er behauptete z. B., daß der sogenannte kleine Mann an der Wirtschaftskrise schuld sei, da er in der Vergangenheit zuviel konsumiert habe. Und zum Thema Hansen meinte unser Sozi, der solle doch in die DDR gehen. Gulp, bäh, pfui.
    Inzwischen habe ich auch einige Leute kennengelernt, ein paar Jusos und KDV ler. Zuerst kannte ich niemanden in Osnabrück, und ohne Astrid wäre ich wohl durchgedreht. Der Anfang war ziemlich schwer.
    Ach ja, zu meinem Job muß ich noch sagen, daß er eine Nichtstuer-Mentalität in mir erweckt: Ich überlege mir schon jetzt, wie ich am besten krankfeiern kann, und habe mir dieserhalb das bekannte Lehrwerk von Dr. A. Narcho, Dr. Mari Huana und dem Privatdozenten Dr. Kiff-Turner besorgt: »Lieber krank feiern als gesund arbeiten«. Außerdem mache ich mir Gedanken, wie ich Sonderurlaub erheischen kann.
    Sonderurlaub! Hatte der Mensch Töne?
    Beim Bund, so fürchte ich, wird es Dir übel ergehen. Im Zug habe ich den Rekruten bzw. »Rotärschen« oder »Klötzen« zugehört, die von ihren Erlebnissen berichteten und einen recht gestreßten Eindruck machten. Selbst Holzmüller, der einstige BW -Fan, soll gründlich kuriert sein. Es wird sich ja zeigen.
    Ja, das würde es dann wohl.
    In einer Eisenwarenhandlung hatte Heike einen Spezialstecker gekauft, mit dem sich das Schlüsselloch in unserer Zimmertür verrammeln ließ. Vor ungebetenen Besuchern waren wir damit sicher.
    Mittags mußte ich immer einen Behälter mit gekochtem Essen im Rheinischen Hof abholen, und so kam’s, daß ich mich da plötzlich einer im Treppenhaus aufgebahrten Glotze gegenübersah, in der die Übertragung der Hochzeit von Prinz Charles und seiner Lady Diana lief, als arbeitnehmerfreundlicher Service für die königshausgeilen Zimmermädchen. Die wären sonst in den Ausstand getreten, und ärgern taten sie sich trotzdem, weil sie die Zeremonie nicht vollständig, sondern nur teilweise glupschen konnten.
    Kommentiert wurde der pompöse Quark von Mamas altem Bekannten Rolf Seelmann-Eggebert. Der war irgendwie auf den britischen Hochadel geeicht.
    Ich selber hätte ja lieber entweder gar nicht geheiratet oder wenn doch, dann bestimmt nicht vor laufenden Kameras und mit so viel Brimborium. Allein die kilometerlange Schleppe an dem Brautkleid! Und die Braut selber erst: Mit so ’ner Gurke wollte sich der Thronfolger vermählen? War der blind?
    Lady Diana Spencer. Geboren 1961. Ein Jahr jünger als Heike! Meine Freundin war also älter als die Frau des designierten Königs von England! Und ich hatte noch nicht mal ’ne eigene Wohnung!
    Der Rheinische Hof war ein gewaltiger Kasten. Man konnte sich glattweg drin verirren, wenn man nicht aufpaßte. Hier noch ’n Seitengang und da noch ’n Seitengang, verwinkelte Zimmerfluchten, schiefe Stiegen rauf und runter oder auch mal über Eck …
    Einmal trippelte mir da eine ganze Schar braungebrannter Weibsen entgegen: Badeanzüge, Kulleraugen, Wangenrouge, Halskettchen, Schärpen, Diademe, Glitter, Straß und hochhackige Schuhe. Diese Gänse kandidierten für die Wahl der »Miß Norderney«.
    Vor welcher Jury die wohl anzutanzen hatten? Unbegreiflich, daß sich Frauen freiwillig zu so ’ner Fleischbeschau begaben. Défilée der Oberweiten. Brust raus, Bauch rein. Auf dem Laufsteg, vor irgendwelchen sabbernden Sackgesichtern. Und das alles für die zweifelhafte Ehre eines Titels, der bei Licht besehen einer Rufschädigung gleichkam.
    Aus einer Riege muskelbepackter Ladenschwengel sollte auch der »Mister Norderney« gekürt werden. Da hatten die Inselurlauberdeppen wieder was, worauf sie sich freuen konnten.
    Bei meiner nächsten Plauderei mit Creutzenberg vertrat ich die These, daß ein Hotel – oder jedenfalls ein kleines Hotel – auch ohne Chef auskommen könne, und zwar sogar viel effektiver, wenn alle Mitarbeiter gleichberechtigt seien, und da sagte er: »Ach was! Das Chaos! Das wäre das Chaos!«
    Er war eben erzkonservativ, auch wenn aus Kellnerkreisen verlautete, daß er schon mal Leute durch Arbeitsverträge vor der Bundeswehr bewahrt habe.
    Seine Frau wiederum verschenkte Feuerzeuge mit dem Logo der CDU ans Personal.
    Unter meinen Antwortbrief an Hermann setzte Heike die Worte:
    Hallo, Du Hallodri! Das nervigste und blödeste Ata-Girl (Fachjargon für Zimmermädchen) von ganz Norderney wird ab Oktober in Osnabrück eine Lehre machen. Ich habe dem Frollein Deine Adresse zugesteckt, damit es sich dort

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