Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
besser zurechtfindet dank Deiner Hilfe. Hähähä.
Das mit der Adresse war zwar frei erfunden, doch ein bißchen Albdruck konnte Hermann schon verschmerzen.
Am späteren Abend schlichen wir mit Wein und Erdnüssen zum leeren Fernsehzimmer hoch, um uns einen Polit-Thriller anzukucken, doch da platzte natürlich die Chefin rein und machte Terz. Und wie!
Ohne Anlaß zum Motzen hätte der Alten direkt was gefehlt.
Tags darauf redete sie uns ganz vernünftig und fast freundlich zu: Es sei nicht ratsam, unsere Tür so zu versperren, wie wir’s getan hätten, denn wenn mal was sein sollte, ein Wasserrohrbruch oder ein Kabelbrand oder so etwas in der Art, dann müsse man ja in das Zimmer hineinkönnen …
Das mochte sogar stimmen und den feuerpolizeilichen Vorschriften entsprechen, und daher entfernten wir den Stecker, aber nur mit Bauchgrimmen.
Im Juli war eine ganze Latte an Überstunden zusammengekommen, doch beim Abrechnen wurde mir von Creutzenberg unterstellt, daß ich zu viele angegeben hätte. Und dabei hatte ich die Stundenzahlen noch nach unten abgerundet!
Das war ja wohl die Oberhärte. Echt. Ich hätt’s bald nicht geglaubt. Daß der das nicht als würdelos empfand, um die paar Lewonzen zu feilschen, die er mir schuldete!
Und auch um freie Tage ließ er einen betteln.
Nur: Was machte man mit einem freien Tag auf Norderney, nachdem man ausgeschlafen hatte? Die Natur genießen? Dafür hätte man sie erstmal finden müssen, irgendwo weit hinter den Fremdenverkehrsrevieren.
An einer Stelle oberhalb vom Damenpfad hatte angeblich Heinrich Heine mal gesessen und gedichtet. Aber wenn auf Norderney der Buchhandel florierte, so verdankte er das hauptsächlich dem Absatz militaristischer Weltkriegsbücher für alte Frontschweine.
Fernerhin erstreckte sich das kulturelle Leben auf Bild und Bild am Sonntag und Konzerte von Rex Gildo, Heino, Bernhard Brink und Harald Juhnke.
Den zwei Schnecken von der Vormittagsspülschicht hinterließ ich stets ein blitzeblankes Territorium. Wenn aber ich am Nachmittag zur Ablösung erschien, sah wieder alles aus wie Sau.
Ich ging methodisch vor. Je größer der zu spülende Gegenstand, desto eher kam er dran, und umso fixer lichtete sich der Schweinestall. Das Besteck sparte ich mir immer bis zum Schluß auf.
Verwunderlich war die Ergebenheit, mit der die Gäste Wucherpreise zahlten. Sechs Mark für eine Käsestulle mit zwei Salzstangen oder vier fuffzig für ein mickriges Glas Glühwein. Ganz so schlecht konnt’s dann ja nicht bestellt sein um die Kaufkraft.
Nach des Tages Müh’ und Plage las ich mal in eins von Heikes Büchern rein. »Der Tod des Märchenprinzen«. Svende Merian, die Verfasserin, war mit massenhaft Männern ins Bett gestiegen.
Und dann hab ich geschnallt, daß die Rumbumserei mir absolut nichts bringt und daß Emanzipation wohl doch was anderes sein muß, als am selben Abend mit drei Typen nacheinander zu bumsen.
Per Kontaktanzeige hatte sie dann einen Burschen namens Arne kennengelernt und festgestellt, daß ihre Gefühle sie »überfrauten«. Auweia! Fehlte bloß noch, daß sie statt ’nem Mantel einen Frautel angezogen hätte.
Diesem Arne machte sie mit ihrem Problemgehuber das Leben zur Hölle:
Ich muß ihm doch noch irgendwie beipuhlen, daß wir heute abend mit Brigitte zum Beziehungsgespräch verabredet sind.
Zum Beziehungsgespräch! Zu dritt! Das war ja ’ne zauberhafte Verabredung! Da wurde einem ja noch die eigene Elterngeneration sympathisch. Die führte Ehen und keine Beziehungsgespräche, und im Falle einer unlösbaren Ehekrise ließ man sich scheiden, aber man quatschte keine Opern. Klar wäre es besser gewesen, wenn Mama und Papa ihre Meinungsverschiedenheiten auch mal ohne Türenknallen ausgetragen hätten, aber das Gezergel in Svende Merians Peer-Group fand ich gespenstischer als einen Ehekrach der altmodischen Sorte.
Arne fängt dann an, hinter seiner letzten Freundin her zu telefonieren. Will sich mit ihr treffen und redet dauernd davon, daß er mit ihr über sein Diskussionsverhalten sprechen will. Daß sie da wohl auch Kritik an ihm hat. Und daß er sich unbedingt vor dem Gespräch mit Brigitte mit ihr treffen will.
So ging es endlos hin und her zwischen Svende, Brigitte und Arne und dessen Ex-Freundin Sabine, mit der Svende sich hinter Arnes Rücken verbündet hatte.
Als sie geht, verabreden wir, daß wir uns unbedingt mal wieder treffen. Und daß wir uns auch mal mit Arne zu dritt treffen. Ihn zusammen in die Zange
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