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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wären, hätten wir den Beweis.
    Es war aber verteufelt schwierig, diese Haarfallen aufzustellen. Unsere Haare blieben nirgends pappen oder hängen. Sie ließen sich auch nicht so gut festklemmen, daß man sie straffziehen konnte, und wir gaben’s auf.
    Hermann hatte mir zurückgeschrieben.
    Tag, du Penner!
    Mußte der gerade sagen.
    Diesen Brief schreibe ich in erster Linie aus Schadenfreude. Denn nach Deinem letzten Bericht zur Lage der arbeitenden Klasse auf Norderney ist mir endgültig klar geworden, daß es doch sehr verschiedene Formen des Klassenkampfes gibt. Ich, für mein Teil, schädige das bourgeoise, marode Gesundheitswesen, indem ich möglichst wenig arbeite; momentan also nicht mehr fünf, sondern bloß noch drei Stunden am Tag. Toll, was?
    Ich sehe mich nunmehr dazu gezwungen, in meinem Büro gemütlich Zeitschriften und Bücher zu lesen. Außerdem betrachte ich mich als Avantgardisten betreffs der gewerkschaftlichen Forderung nach Verkürzung der Wochenarbeitszeit: Ich komme montags eine halbe Stunde später und gehe freitags eine halbe Stunde früher. Arztbesuche dehne ich meistens um ein bis zwei Stunden aus. Jeden zweiten Donnerstag ist nachmittags Zivi-Versammlung, wenigstens offiziell. Und wenn nicht, verschwinde ich trotzdem. Nächsten Freitag werde ich in einer anderen Abteilung eingesetzt, für zwei Stunden, aber die in meiner eigenen Abteilung glauben, daß ich dort durchgehend arbeiten muß …
    Ab nächster Woche bin ich auf einem vierwöchigen Lehrgang (staatsbürgerlicher Unterricht und so weiter). Am Wochenende ist aber immer frei. Danach beginnt eine einwöchige »Rüstzeit«. Feine Sache. Das ist nämlich so eine Art bezahlter Urlaub.
    Ich hoffe, dieses Ata-Girl, das Ihr mir auf den Hals gehetzt habt, ist nicht so kleptomanisch veranlagt wie meine benachbarte Mietpartei. Obwohl mein Schrank meistens recht gut gefüllt ist, sieht er zwischendurch plötzlich wie leergefegt aus. Daher ist er jetzt verriegelt. Die »beiden Gören« (Zitat von meinem Vermieter) lassen auch ständig einen riesigen Müllkarton in der Wohnung stehen, der langsam zu müffeln anfängt. Im übrigen schlafen sie bis in den späten Nachmittag hinein und machen nachts einen höllischen Lärm, diese gemeinen Drecksäue.
    Es ist gleich zwölf, und ich muß meinen verlängerten Besuch beim Doc beenden.
    Viel Spaß bei der Maloche. Grüß auch Heike!
    Unterschrift:
    Der Schweinehirt.
    Das von Hermann so weidlich genossene Parasitendasein war sicher nicht im Sinne des Erfinders der Städtischen Kliniken Osnabrück.
    Im Kurcafé zeigte eine der Kellnerinnen der Chefin eine schmutzstarrende, verbeulte Bratpfanne vor und fragte, ob die ausgemustert werden dürfe. Die Chefin nahm die Brille ab, sah sich die Pfanne an und sagte: »Gut, is’ okay – machensese sauber, und dann werfensese weg.«
    Als ihr aufging, was sie da von sich gegeben hatte, faßte sie sich an den Kopf und murmelte was von »Überarbeitung« und »kurz vorm Kollaps«.
    »Reif für die Insel«, flüsterte Charly mir zu. »Har, har!«
    Zum 21. Geburtstag schenkte ich Heike Pralinen. Ich hatte auch erwogen, ihr eine Brosche zu kaufen, aber was verstand ich schon von Broschen? Oder allgemein von Schmuck? Außer, daß er nichts wert war, wenn ich ihn mir leisten konnte?
    Aus Meppen kam eine Karte von Mama.
    Lieber Martin, Dein Vater und ich sind wohlbehalten hier wieder angelangt. Wir hörten, daß die Arbeit dort für Euch beide nicht die reine Freude sei. Trotzdem hoffen wir, Ihr haltet durch. Heute schreibe ich Dir, weil eben Deine Einberufung gekommen ist. Ich glaube nicht, daß ich Dir den Haufen Papier zuschicken muß, denn das Wichtigste ist in ein paar Zeilen mitgeteilt. Du mußt die Grundausbildung in Holland absolvieren. Man hat Dich dem 6. Sanitätsbataillon 110 in Weert/Niederlande zugeteilt, Postbus 981, Legerplaats Budel. So wirst Du also Sanitäter, das ist doch gar nicht so schlecht. Weit besser wird Dir gefallen, daß man Dich nach Abschluß der Grundausbildung in Leer stationieren wird; da hast Du ja gute Zugverbindungen nach hier und sogar auch nach Jever.
    Rührend, diese Annahme, daß mir irgendwas an der Scheißbundeswehr gefallen könnte!
    Innerhalb von 14 Tagen kann man beim Kreiswehrersatzamt Einspruch einlegen, aber ich wüßte nicht, was das ändern sollte, denn eventuell gerät dadurch auch die spätere Stationierung in Leer in Frage, und günstiger konnte es ja kaum kommen.
    Kannst Du nicht mal anrufen und mir erzählen, was da

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