Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
verschwinden. Weg damit. Wenn das dem Creutzenberg nicht paßte, hätte er mich besser honorieren sollen.
    Der letzte Arbeitstag. Die letzte Vormittagsschicht. Die letzte Mittagspause. Die letzte Nachmittagsschicht. Die fünft-, die viert-, die dritt-, die zweitletzte und die unwiderruflich letzte Arbeitsstunde. Mit der letzten Spülmaschinenladung. Die letzten Tassen, die letzten Teller, das letzte Besteck.
    Die letzte Gabel.
    Der letzte Löffel.
    Und aus! Aus! Aus!
    »Hey, John«, rief Charly, »jetzt kannste das Handtuch werfen! Und was is’ das für’n Gefühl?«
    Auf den Schlußstrich unter dem Kapitel Norderney stießen Heike und ich mit Veltins an, einer Biermarke von leicht gehobener Güteklasse.
    Vom Bettenmachen würde sie manchmal schon träumen, sagte Heike. Das müsse man sich eigentlich bei der Lohnabrechnung vergüten lassen …
    Ich selber träumte in der letzten Nacht, ich würde wieder für den SV Meppen spielen, in der B-Jugend, wie in den alten Zeiten, obwohl ich dafür ja schon viel zu alt geworden war.
    Beim Heimtuckern schwor ich mir, nie wieder einen Fuß auf diese gottverfluchte Spießbürgerinsel zu setzen. Von mir aus hätte Norderney im Wattenmeer versaufen können. Gluck, gluck, gluck und ab dafür.
    Ein Schandmal weniger.
    In Meppen erwartete mich ein Brief von Michael Gerlach. Schau mal an.
    Inzwischen bist Du ja wohl von Norderney zurück. Du wolltest doch mal vorbeikommen? Hiermit bist Du herzlich eingeladen, aber komm, wenn’s geht, nicht am 14. September. Da bin ich nämlich in Mainz, um mich an der Uni einschreiben zu lassen. Ich wäre ja gern auch mal nach Meppen gefahren, aber das hätte mich erstens mindestens 200,- DM an Sprit, Öl und Batteriewasser gekostet, und zweitens braucht der Holger das Auto, um zum Bund zu kommen, und der Harald muß damit auch noch jeden Tag zur Arbeit, da er sein Motorrad zu Schrott gefahren hat (wirklich: Schrott). Mit anderen Worten: Ich hab’ nicht das geringste von der Karre.
    Nur bezahlen muß ich sie. 1200,- DM Versicherung und 200,- DM Steuern im Jahr. Schön blöde, wo ich nicht mal damit fahren kann. Und das Fahren selbst ist auch nicht das reine Vergnügen, weil ich nicht vom dritten in den zweiten Gang zurückschalten kann und alle 100 km anhalten muß, um je einen halben Liter Öl und Batteriewasser nachzufüllen. Dieser Autokauf war die größte Idiotie in der Geschichte des Gebrauchtwagenhandels. Ein Beschiß, wie er im Lehrbuch für Gebrauchtwagenhändler steht. Der Kunde ein Trottel und der Verkäufer ein gerissenes Schwein. Ich mag gar nicht mehr dran denken.
    Und jetzt fang ich im Oktober zu studieren an und hab noch nicht mal ’ne Wohnung. Bis ich eine finde, muß ich wohl immer mit dem Zug ’runterfahren (Monatskarte 220,– DM ). Macht aber nichts. Der Hauptgrund fürs Studieren ist ja, daß der Harald und ich mehr Bafög kriegen.
    So, dann bis später, hoffe ich. Tschau.
    Das konnte ja wohl nur bedeuten, daß Michael nicht eingezogen worden war. Und ich?
    Ich suchte mir die noch greifbaren Zeit - und Stern -Ausgaben zusammen und nahm sie in die Wanne mit. Unters Volk konnte ich mich auch später noch mischen.
    Der neue Sex-Report von Shere Hite … Die Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern, Chaoten und der Polizei werden immer härter … Rachefeldzug gegen oppositionelle Exil-Libyer … Zum erstenmal geben Männer zu: Jeder hat in Gedanken schon einmal eine Frau vergewaltigt …
    So? Für kratzende, beißende, schreiende, spuckende, um sich schlagende oder verängstigt und angewidert zurückweichende Frauen hätte ich in meinen sexuellen Phantasien keine Verwendung gehabt.
    In der Zeit stand ein Bericht des Kritikers Fritz J. Raddatz über einen weinseligen Abend mit Wolf Biermann:
    Die Dunkelheit deckt uns zu, Biermanns Gesicht wird alle Härte genommen, die im Nachtwind glimmenden Kerzen geben dem Wein Tinten-Ton. Sind auch Biermanns Töne dunkler geworden?
    Bei dieser Gelegenheit habe Biermann gesagt, daß »die größte, brennendste, ganz widerliche Kriegsgefahr von den Russen« drohe und daß »die eigene Angst« einen »toll machen« könne.
    Das ist das Wort: Angst. Da höre ich es wieder, voller Bedacht, nachdenklich – es fällt tief in die Dunkelheit, unaufgeregt, und darum so ernst. Es rollt zwischen uns hin und her wie ein Stein …
    Das Wort »Angst« soll tief und unaufgeregt in die Dunkelheit gefallen und wie ein Stein hin und her gerollt sein? Weit eher konnte ich mir vorstellen, daß der Raddatz

Weitere Kostenlose Bücher