Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
klingelt«. Mit Jack Nicholson. Der trieb’s mit einer verheirateten Frau auf einem Tisch und half ihr dann noch, den gehörnten Ehemann kaltzumachen.
Abartig.
Der Name des Regisseurs – Bob Rafelson – sagte mir nichts, aber der Kameramann Sven Nykvist war derselbe, den auch Ingmar Bergman immer nahm.
»Mit deinem Cineastenwissen kannst du bei mir keinen Eindruck schinden«, sagte Heike.
Bei mir übernachten wollte sie nicht, obwohl wir da unsere Ruhe gehabt hätten, wenn man von Volker und Wiebke absah. Mama und Papa waren nach Göttingen zu ’nem Klassentreffen gefahren.
Am Sonntagmorgen schnappte Wiebke sich die letzten beiden Scheiben Toast, so daß für Volker und mich nur Graubrot übrigblieb.
»Das findest du wohl witzig.«
»Ja.«
»Und du bist nicht gewillt, dich zu entschuldigen?«
»Nein.«
»Immerhin hab ich dir mal ’n Eis ausgegeben.«
»Ja, vor sechs Jahren, du Arsch!«
So lang war das schon her? Kinder, wie die Zeit verging!
Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr
ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
Zewa wisch & weg.
Von dem Klassentreffen berichtete Mama, daß sie eine Weserpartie unternommen und sich das romantische Städtchen Einbeck angesehen hätten. »Und die Mannsleute, was sind die dick geworden! Du ahnst es nicht! Die könnten doch nun auch mal so’n klein bißchen auf sich achten …«
Es kam der große Tag, an dem Heike mit der Bahn nach Bielefeld fuhr, um sich eine Studentenbude zu suchen, und ich fuhr mit. Von einer Bekannten, die in Bielefeld wohnte und gerade in Dänemark Urlaub machte, hatte Heike sich deren Wohnungsschlüssel schicken lassen.
Alles primstens, bis sie merkte, daß sie das Schlüsselbund zuhause vergessen hatte. Da waren wir schon kurz vor Lingen. Also: das Gepäck zusammenraffen, kraßel, schaufel, stopf, die Jacken um und ausgestiegen.
Holterdipolter.
Unser dreifaches Glück im Unglück: Heikes Vater ging sofort ans Telefon, er trieb das Schlüsselbund auf der Wohnzimmerfensterbank auf, und er hatte zufällig noch am gleichen Vormittag beruflich in Lingen zu tun und konnte es uns vorbeibringen.
Zeit, den Spiegel zu lesen. Im Iran sollten die Gläubigen nun auch Verwandte anschwärzen, wenn sie nicht nach der Pfeife des Ayatollahs Chomeini tanzten:
Bei etlichen Iranern verfingen diese Parolen sogar, wie ein schauriges Beispiel beweist. So wurde Hussein Tarikol-Islam, 25, aus Isfahan, von seiner eigenen Mutter bei den Revolutionsgarden angezeigt, Mitglied der Mudschahidin und »Marxist« zu sein. Er wurde zum Tode verurteilt und erschossen. Das staatliche Fernsehen strahlte darüber einen aktuellen Bericht aus. Die Iraner konnten mit ansehen, wie der junge Mann vor seiner Hinrichtung schluchzend die Hand seiner Mutter ergriff und sie verzweifelt davon zu überzeugen versuchte, daß er »dem Terrorismus« schon lange abgeschworen habe.
Sie aber blieb unerbittlich. »Als ich von deiner Verhaftung erfuhr«, gab sie ihrem Sohn auf seinen letzten Gang mit, »habe ich zu Allah gebetet, daß du nicht mehr in der Lage sein solltest, deine Umtriebe fortzusetzen. Du wirst jetzt erschossen, bereue deine Taten vor Allah.«
Solche Standfestigkeit im Glauben erregte das Wohlgefallen des Alten in Ghom. Vor Polizeioffizieren stellte er die Frau als vorbildlich hin. »Ich möchte mehr solche Mütter sehen«, sagte Ajatollah, »die ihre Kinder mit solchem Mut ausliefern, ohne eine Träne zu vergießen. Das ist wahrer Islam.«
Hätte diesem alten Hundsfott nicht mal endlich eine Gräte quer im Halse steckenbleiben können?
Wenn ich Heike richtig verstanden hatte, war ihre Bielefelder Bekannte die Freundin einer Freundin ihrer Schwester. Aber wie auch immer: In der Wohnung hatten wir locker Platz, und wir zogen von da aus gleich weiter zur Uni.
Auf deren Zuschnitt war ich nicht gefaßt. Ich hatte mir was mit weinbelaubten Erkern vorgestellt: Stukkaturen, Deckenfresken, Bogengänge, Brunnenhöfe und so weiter. Knarzende Holztreppenstufen, die zu Kuppelsälen emporführen. Doch die Universität Bielefeld gab’s ja noch gar nicht so lange. Die sah jedenfalls hypermodern aus; wie ’ne Raumstation mit vorgelagertem Parkdeck.
Beton, Beton, Beton!
Am Schwarzen Brett hingen Wohnungsangebote aus. Eins klang diskutabel: 2 Zimmer für 182 Mark Warmmiete. Adresse: Auf der Hufe 21. Zu Fuß erreichbar.
Zuerst gingen wir in der Uni aber auch noch zur Zimmervermittlung. Da waren wir die einzigen. Als wir uns setzten, kam gerade ein Anruf
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