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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Herstellerfirma nicht auch Rüstungsgüter fabriziert hätte, wären alle meine Vorurteile über diese Fahrzeugmarke zerstoben.
    Ihr guter Stern auf allen Straßen.
    Die Hände um das lederbespannte Lenkrad geschlossen und obenherum vom dunkelgrauen Rotkreuzpullover gewärmt, während die draußen vorüberfließende Winterlandschaft vor Kälte knackte: So fuhr ich auf verkehrsarmen Nebenstrecken der aufgehenden Sonne entgegen. Und ich hätte es jederzeit wiedergetan.
    Am Nachmittag sammelten wir in Hüntel eine Hausfrau ein, die aus Versehen Spüli getrunken hatte. Wie das gekommen war, konnte sie nicht sagen, weil es mit dem Sprechen haperte. Sie war die ganze Fahrt über am Röcheln und machte überhaupt einen kreuzunglücklichen Eindruck.
    Ein ganzer Tag ging für die Verlegung eines eingegipsten Patienten nach Bochum drauf, wobei mir einzig und allein die Aufgabe oblag, im Zielkrankenhaus die Trage mit anzuheben.
    Gerlinsky war zum Glück nicht sehr gesprächig, und auch ich hielt mich zurück. Nur einmal brachte ich etwas von meinem Fachwissen an: »Unter den Studenten von Bochum soll’s die meisten Suizide geben …«
    Das würde ihn nicht wundern, sagte Gerlinsky, und dann schwieg er wieder lange, bis er irgendwann den Zeitpunkt für die Frage gekommen zu halten schien, ob ich ’ne Freundin hätte.
    »Ja.«
    »Und? Zufrieden?«
    »Ja. Rundum.«
    Er selbst, sagte Gerlinsky, sei verheiratet, zwei Kinder, ’n Junge und ’n Mädchen, fünf beziehungsweise drei Jahre alt. »Und jetzt hat meine Frau den nächsten Braten in der Röhre. Achter Monat. Is’ ja auch okay. Der Gang der Dinge. Aber gar nicht gut für die Figur. Ich meine, so ’ne Schwangerschaft, die haut halt rein, und wenn die Frau dann auch noch stillt – verstehste, was ich sagen will? Bei mir verhält sich das so: Ich schaff das Geld ran, Zahlemann und Söhne, ja, da braucht sich meine Frau keine Sorgen zu machen. Da bin ich der Mustergültigsten einer! Und dafür hol ich mir dann eben auch schon mal was Jüngeres ins Bett. Wenn sich das so ergibt. Is’ doch normal. Ich bin da jedenfalls kein Kostverächter! Und man braucht doch ab und zu mal frisches Fleisch …«
    Mit seiner jähen Offenherzigkeit trieb er es leider nicht bis zu der Angabe der Quelle, aus der er die willigen jungen Frauen bezog. Oder wo er dann mit ihnen schlief. Das war ja nicht ganz unproblematisch für einen voll berufstätigen Familienvater, der vor seiner Frau und vor den Nachbarn den Schein wahren wollte.
    Anderntags begleitete ich zur Abwechslung Big Chief Bölsker in dessen Truck, als ein Notruf reinkam. Irgendein Unfall in Borken. Bölsker koordinierte die Rettungskräfte bei voller Fahrt per Funk und stellte seine Karre dann mit Blaulicht und dröhnendem Martinshorn quer auf die Emsbrücke. Vom Schullendamm aus näherte sich mit Tatütata ein anderer, von Bölsker alarmierter Krankenwagen. In den sollte ich umsteigen.
    Ich sprang auf die Straße. Auf beiden Seiten staute sich der Verkehr. Der andere Wagen brauchte noch Zeit, um sich durchzufisseln, und der Sirenenlärm schrie zum Himmel.
    Was sich wohl die Autofahrer dachten? Steht der Kerl da mitten auf der Brücke, wie angewurzelt, und rührt keine Hand, obwohl sich’s hier doch offenbar um einen Katastropheneinsatz handelt!
    Als ich endlich in dem anderen Wagen saß und die Emsbrücke im rechten Außenspiegel verschwinden sah, äußerte sich der Fahrer mißfällig: Es wäre überflüssig gewesen, den ganzen Verkehr aufzuhalten; der Chef habe diese Aktion nur aus Eitelkeit veranstaltet. Für den sei das Showbusiness.
    Und in Borken war dann gar nichts. Blinder Alarm.
    Helmut Schmidt besuchte Erich Honecker. Das systemübergreifende Los der Staatsmänner: Die mußten bei ihresgleichen antichambrieren, ohne sich jemals unverblümt die Meinung geigen zu dürfen.
    Mir war schon am Abend irgendwie unwohl, und in der Nacht erwachte ich mit Kopfweh und verstopfter Nase. Gerne wäre ich wieder eingeschlafen. Klappte aber nicht.
    Ich tappte zum Medizinschränkchen im Badezimmer. Was für mich dabei? Es sah nicht danach aus. Tanderil Geigy … Forapin Liniment … Maaloxan … Limbatril … Contraneural … Buscopan … Gaviscon … Paracodin … Hexoral … Supristol … Imodium … konnten diese besengten Arzneimittelfirmen ihren Fabrikaten keine ehrlichen deutschen Namen geben? Wie viele Kranke hatten denn wohl das große Latinum? Vibrocil! Noviform! Amblosin! Aspecton!
    Rhinopront. Aspirin. Das waren schon vertrautere

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