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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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gebe, was aber nicht stimme, und nun brauche er Geld für die Rückfahrtkarte …
    Ich begleitete ihn zu Herrn Bradebecher, denn der war ausweislich seines Türschilds für »Nothilfe in besonderen Fällen« zuständig. Herr Bradebecher aber pflaumte ihn an: Das sei doch alles an den Haaren herbeigezogen, was er da behaupte. »Sie erzählen mir hier lauter Märchen, guter Mann!« Und er forderte ihn auf, nach Düsseldorf zurückzutrampen.
    Diese Schnoddrigkeit!
    Bei Herrn Strothe konnte ich dann immerhin ein kleines Darlehen für den schniefenden Jugoslawen erwirken. Wie der sein Leben wohl bemeisterte? Sechs Kinder und kein Einkommen! Und vor Deutschlands Bradebechern auf dem Bauche rutschen müssen, igittigitt.
    In Amsterdam schlugen Hermann und ich unser Zelt auf dem bewährten Campingplatz Vliegenbos auf. Wir hatten uns jeder noch zwei Tage freigenommen, über das Wochenende hinaus, und sahen einer unbeschwerten Urlaubszeit entgegen.
    Hermann wollte zu einer Teufelssekte, über die er was in der Frankfurter Rundschau gelesen hatte. »Nur mal spinxen …« Er kannte auch die Adresse, und so fanden wir uns schließlich vor einer Klingel neben einer verschmutzten Stahltür in einem Kellerabgang wieder.
    Die Klingel hallte lange nach.
    »Und was sagen wir denen, wenn sie aufmachen?«
    »Daß wir deutsche Touristen sind, die mal was anderes sehen wollen.«
    »Und wenn wir hineingebeten werden, was dann?«
    »Das entscheiden wir ad hoc.«
    Es machte aber niemand auf, und das war vielleicht unser Glück.
    Wir zogen weiter zum Damplats, wo die Dealer über uns herfielen. Einer hielt uns ein großes, mit dem Feuerzeug angeflammtes Piece unter die Nase, damit wir uns von der Erstklassigkeit der Ware überzeugen konnten, und wir investierten zwanzig Gulden.
    Gleich darauf haute uns der nächste Dealer an: »Wanna buy shit?«
    »No, thank you. We have just bought some.«
    »Oh«, sagte er, »that wasn’t shit …«
    Wir taten das als Geschwafel eines mißgünstigen Konkurrenten ab, bis wir im Zelt die Probe aufs Exempel machten und feststellen mußten, daß man von dem Zeug, das wir gekauft hatten, nur Kopfschmerzen bekam, anstatt breit zu werden.
    Das sei kein Shit, sondern Henna, rief Hermann. »Gepreßtes Henna!«
    Traurig, aber wahr: Wir hatten zwanzig Gulden für ein Haarfärbemittel ausgegeben. Und zwar, wie Hermann hervorhob, »für ein nicht-halluzinogenes Haarfärbemittel!«
    Am zweiten Amsterdamer Urlaubstag trafen wir an einer Brücke im Bahnhofsviertel auf einen Pulk von Leuten, die Geld darauf wetteten, daß ein Kügelchen unter einer bestimmten Streichholzschachtel lag. Der Mann, der die Wetten betrieb, verschob in rasender Geschwindigkeit die drei Schachteln, aber er klappte zuletzt auch noch kurz alle hoch, so daß man sehen konnte, unter welcher sich das Kügelchen befand.
    Die Leute boten Unsummen. Zweihundert Gulden, dreihundert Gulden, einhundert Dollar, zweihundert Mark …
    Der Trick war, daß der Mann die Schachteln noch einmal rasch umstellte, wenn die Leute das Geld aus der Tasche holten. Die hatten dann das Nachsehen. Manche gewannen aber auch. Im Handumdrehen! Da wechselten mal eben zwei- oder dreihundert Gulden den Besitzer. Kinderleicht verdientes Geld!
    Vor meinem inneren Auge materialisierte sich eine Hifi-Anlage, auf die ich sonst monatelang hätte sparen müssen. Und da wir zu zweit waren, konnte einer auf die Schachteln achten und der andere den Wetteinsatz zücken.
    Auch Hermann war vom Wettfieber ergriffen. Als das Kügelchen wieder einmal ruhte, boten wir einhundert Gulden. Ich starrte auf die richtige Schachtel, die auch nicht mehr verschoben wurde, und Hermann rückte die Banknote raus.
    Dann zeigte ich auf die Schachtel, unter der das Kügelchen lag.
    Doch es lag nicht darunter. Obwohl ich es gesehen hatte!
    Es war weg.
    Einhundert Gulden futsch!
    Um den Verlust wieder hereinzubringen, setzten wir abermals einhundert Gulden, und als auch die verloren waren, noch einmal den gleichen Betrag, der gleichfalls in die Binsen ging, und damit endete unser Urlaub, denn wir waren gerupft wie die Hühner und hatten nur so eben noch genug Geld für den Zug.
    Im Zelt verfluchten wir uns selbst für unsere Blödheit. Wir waren einem Betrüger aufgesessen. Und was für einem!
    »Wenn ich noch Lust hätte zu wetten«, sagte Hermann, »dann würde ich wetten, daß die Kugel unter keiner einzigen der drei Schachteln gelegen hat! Der Typ hat die im letzten Moment irgendwie weggeklaut! Jedesmal!«
    »Und

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