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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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städtischen Einsprengseln durchsetzte Naherholungsgebiet.
    Einen anderen Teil der Zeit kriegten wir rum, indem wir das Budeler Offizierskorps zum Henker wünschten, und dann reiste Georg wieder ab.
    Maggie Thatcher spielte verrückt: Sie wollte Krieg führen, mit Kanonenbooten und Fallschirmspringern, weil die Argentinier die Falklandinseln besetzt hatten. Diese Inselgruppe wurde von den Briten, wie man wissen mußte, immer noch als »Kronkolonie« betrachtet. Im Jahre 1982! Tock-tock-tock!
    Kurz nach Ostern gingen Heike, Steffi, Ute, Tilman und ich zusammen ins Kino, um »Das letzte Loch« zu sehen. Darin mimte Herbert Achternbusch jemanden, der mit jedem Schnaps, den er trinkt, einen der sechs Millionen ermordeten Juden vergessen kann und sich deshalb 300 000 Liter Schnaps verschreiben läßt. Seiner Geliebten schreibt er ganz am Ende:
    Susn, ich mußte herauskriegen, was in den Deutschen drin ist, und ich sage es Dir: Mord. Fleißigster Mord. Aber dieser Mord hat sie zum berühmtesten Volk der Menschheit gemacht. Da werden Beethoven und Mozart schon von den Vögeln gepfiffen und ihre Namen längst vergessen sein, da wird niemand mehr französischen Rotwein kennen, geschweige das französische Volk, der Name Hitchcock wird nicht mehr für Kruselfilme stehen, sondern für eine besondere Holzleiste – alles, was jetzt noch zählt und wichtig ist, wird längst vergessen sein, aber nicht vergessen das Mördervolk der Deutschen. Leider bin ich für einen Juden zu dumm, aber ich zähle mich nicht zu den Deutschen.
    Tilman meinte, das sei der schlechteste Film gewesen, den er je gesehen habe, und es war nicht von der Hand zu weisen, daß man anschließend beim Bier nicht wußte, worüber man reden sollte. Man war platt.
    Als ich den Hilbrich besuchte, krankte das Gespräch den ganzen Abend über am Geräuschpegel der Peddigrohrstühle, in denen wir Platz genommen hatten. Die knirschten bei der kleinsten Bewegung wie die Masten eines Segelschiffs bei einer Windgeschwindigkeit von dreißig Metern pro Sekunde, und ich mußte fast bei jedem Satz nachfragen. So machte das keinen Spaß.
    In einer Ausgabe der Zeitschrift Konkursbuch – Schwerpunktthema Erotik – gab es zwischen absonderlichen Texten und Bildern eine frivole Beilage: Auf einem transparenten, in der Mitte geknifften Blatt war ein schwarzgesprenkelter Schmetterling zu sehen, und wenn man es zusammenfaltete, entstand aus dem Flügelmuster, gegen das Licht gehalten, die Silhouette einer knienden, von hinten gevögelten Frau, die außerdem noch jemandem einen blies. Laut Aufschrift handelte es sich dabei um ein »Fundstück aus den sechziger Jahren«.
    Heike fand auch das wieder sexistisch. »Als ob Frauen nur dazu da wären, überall was reingesteckt zu kriegen …«
    Warum so kratzbürstig? Da hätte ich auch sagen können: »Als ob Männer nur dazu da wären, überall was reinzustecken …«
    Ach, da stieg man doch echt lieber in die Badewanne, mit einem guten Buch und einer Flasche Coca-Cola. Wenn man die aus dem Deckel schlürfte, wo ja nur ein Schlückchen hineinpaßte, hatte man viel länger was davon, und erfrischend war’s trotzdem.
    Oder: Flasche ansetzen und drei, vier Züge nehmen. Mehr nicht; denn ungefähr beim fünften oder sechsten reagierte irgendwas im Rachenraum mit Abwehr, und es war sehr lästig, sich an Cola zu verschlucken. Vor allem, wenn sie einem in die Nasenhöhle schäumte.
    Die Unterschenkel schwang ich zwecks Abkühlung über die Reling, und dann las ich die Gedichte von Rolf Dieter Brinkmann ( »Westwärts 1 & 2«).
    Zerstörte Landschaft mit
    Konservendosen, die Hauseingänge
    leer, was ist darin?
    Ja, was?
    Wer hat gesagt, daß sowas Leben
    Ist? Ich gehe in ein
    anderes Blau.
    Damit sie auf die Seiten paßten, waren einige Gedichte kleiner gedruckt.
    Lautsprecher an der Straßen
    Bahn: »Einsteigen bitte!« 1 Befehlston
                    in deutsch. War das einmal
    meine Sprache? Das ist noch nie
             meine Sprache gewesen! Die
    Sprache hat immer anderen gehört.                  
    Manche Zeilen lösten sich in ihre Bestandteile auf.
    Land wird verkauft, gekauft, wieder
      verkauft,                    mit den
    & 1 rostige Sense,                            Personen darauf,
    in einer Astgabelung,
    eingewachsen in den                           verkauft,

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