Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
sich die Grün-Alternative Liste neun von 120 Sitzen. Eine nach der andern fielen die Bastionen der bürgerlichen Altparteien. Noch ein paar Legislaturperioden, und die Grünen würden die Atomkraftwerke stillegen, die Bundeswehr abschaffen und Haschisch legalisieren.
    Herr Thielke gab mir dreißig Briefe zum Frankieren und sagte, daß ich mich damit zufriedengeben müsse. Wo nichts sei, da habe selbst der Kaiser sein Recht verloren.
    Als Frau Hülshoff mich dann zur Bank schickte, ließ ich mir Zeit für ein Eis und eine ruhige Inspektion der Buchläden.
    Vor einem Klamottengeschäft sah ich Edith stehen und in bunten Schlabbertüchern wühlen. Ich sagte: »Oh, hallo.« Und sie: »Oh. Hey.« Und wieder ich: »Du auch hier?« Und sie: »Ja.« Und ich: »Na dann – bis dann.«
    Beim Weitergehen rekapitulierte ich den soeben geführten Dialog. So konnten nur Leute miteinander reden, die sich weniger als nichts zu sagen hatten. Und ich teilte mir mit dieser Trine eine Wohnung!
    Zuhause mußte ich mal wieder das Telefonhörerkabel enttüdeln, damit es nicht mehr wie ein Zopf herunterhing. Trotz allem, was Eberhard von Bärbel unterschied, schien auch er ein begnadeter Kabelvertüdler zu sein.
    Bei Heike kuckte ich manchmal heute-journal oder Tagesthemen. Eine Klasse für sich war der Ochsenkopf des neuen DGB -Chefs Ernst Breit. In der freien Wirtschaft hätte so einer schwerlich was werden können. Dem sah man an, daß Gewerkschaftsgremien sein natürliches Biotop waren. Das Sitzfleisch hatte sich auch im Gesicht abgelagert.
    Zur großen Friedensdemonstration in Bonn fuhren Heike und ich in einem der Busse mit, die in Bielefeld starteten. In Bonn fand am gleichen Tag auch ein Nato-Gipfeltreffen statt. Vor allem dem US -Präsidenten Ronald Reagan und seinem Außenminister Alexander Haig sollte ein heißer Empfang bereitet werden.
    Es ging um vier Uhr morgens los und machte herzlich wenig Spaß. Man hatte ja bereits die Namen von Raketen wie den Pershing II und den Cruise Missiles restlos satt, und als wir um kurz nach neun auf einem Sonderparkplatz irgendwo an der Autobahn ausgestiegen waren und uns den Pilgerströmen angeschlossen hatten, mußten wir als Mitmarschierer zwangsläufig für die platten Parolen einstehen, die man allenthalben hörte: »Bürger laßt das Glotzen sein – kommt herunter, reiht euch ein!« – »Raus aus der Nato – rein ins Vergnügen!« – »Weeeeeeeehrt euch – leistet Wi-der-stand … ge! gen! die! A! tomwaffenimland …«
    Und dann die Hitze! Und der Abfall! Überall, wo der Demonstrationszug sich langwälzte, blieben zur stillen Freude der Anwohner Leergut, Papierknäuel und Verpackungsmüllhaufen zurück. Am Firmament knatterten Helikopter, Trommeln und Tröten übertönten sich gegenseitig, und die drangvolle Enge bei der Abschlußkundgebung auf der Hofgartenwiese stellte meinen Pazifismus auf eine harte Bewährungsprobe.
    Über den Köpfen schwebte eine riesige bunt-blaue Weltkugel, die man durch Anstupsen weiterbewegen konnte, wenn man drankam und Lust dazu hatte. Mir war das zu schnulzig. Aus der Gegnerschaft zur Nachrüstung resultierte doch nicht das Einverständnis mit jedem Kindergartenkitsch.
    Für einen Besuch bei Renate und Olaf war die Zeit zu knapp. Wir brauchten allein zwei Stunden, bis wir unseren Bus wiedergefunden hatten, und dann gab’s einen langen und häßlichen Hickhack ums Rauchen während der Fahrt.
    Wozu tat man sich das alles an?
    Dreihunderttausend Demonstranten sollten es gewesen sein. Im Radio kam unterwegs auch noch die Nachricht, daß Rainer Werner Fassbinder gestorben sei. Mit gerade mal 37 Jahren? Das konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
    »Harte Drogen«, sagte Heike, und da hatte sie wohl recht.
    Kurz nacheinander feierten Frau Reding, Herr Strothe und Frau Öhlschläger Geburstag, und es ging jedesmal wieder ein Wahnsinnskuchengefresse los. Ob das auch anderswo so Usus war? Oder nur in Wohlfahrtsinstituten?
    Den Falklandkrieg hatten die Engländer gewonnen. Toll. Und wenn die Argentinier jetzt die Isle of Wight besetzten und zur Kolonie erklärten?
    Eberhard übte beharrlich irgendwas Grausiges von Paul Hindemith. Diesen Komponisten schien auch Herr Kruse nicht ins Herz geschlossen zu haben; sonst hätte er Eberhard vielleicht nicht ganz so oft an die Bedeutung der Mittagsruhe erinnert.
    Heike, Steffi, Ute und ich fuhren mit Tilman in dessen VW nach Kassel zur Documenta und fanden einhellig fast alles blöd. ( »Selbstbefummlerisch«,

Weitere Kostenlose Bücher