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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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utopisch.
    Einmal alles aufzählen, was an Bielefeld scheiße war: Gellershagen. Die Jöllenbecker Straße. Der Jahnplatz. Die Adrema. Der Büromief. Das Pißkackwetter. Das Töchtergeklampfe. Die Werbeformel »Teutofleisch«. Der Slogan »Bielothek Spielefeld«. Die Vokabel »Schnatgang« in der NWZ . (So nannte sich das, wenn Kommunalpolitiker einen Ortsteil besichtigten.) Die abgefuckten Namen der Stadtteile und der umliegenden Käffer: Schröttinghausen, Künsebeck, Milse, Krentrup, Hillegossen, Heepen, Ubbedissen, Gadderbaum und Ummeln …
    Und der angeberische Garten der Familie Kruse. Ich zog die Jalousie schon gar nicht mehr richtig hoch.
    Als ich aus dem Bus aussteigen wollte, versperrte mir eine Oma, die einsteigen wollte, den Weg, und ich rempelte sie absichtlich an. Diese Generation hatte uns den ganzen Nazi-Dreck eingebrockt und war jetzt am Tanzen.
    Weiße Rosen aus Athen
    Sagen dir: Komm recht bald wieder …
    Quoth the Raven, »Nevermore.«
    »Ansichten von innen« hieß ein Rollenreportagenbuch von Gerhard Kromschröder. Der hatte Neonazigruppen unterwandert, sich als vermeintlicher Ladendieb von einem Kaufhausdetektiv verkloppen lassen und in Altötting einen Kapuzinerpater im Beichtstuhl um eine Wahlempfehlung gebeten. Und der Beichtvater hatte geantwortet:
    »In der SPD ist der Teufel. Bleiben Sie deshalb auch bei der Wahl der Muttergottes treu.«
    Bei meinem nächsten Besuch in Osnabrück versuchte ich Hermann für eine Imitation der Ladendiebstahlsnummer zu gewinnen: »Du läßt dich erwischen, und ich fotografiere, wie du vermöbelt wirst!«
    »Und wie wär’s andersrum? Ich als Fotograf und du als Opfer?«
    »Schlecht. Du weißt doch, meine alte Kriegsverletzung …«
    Das sehe er ein, sagte Hermann. Doch er leide seit neuestem an einem Ziehen und Rießen im Bein und eigne sich deshalb nicht zum Prügelknaben.
    Zum Trost las er mir eine Geschichte von Woody Allen vor, über einen Lustmolch, der durch Zauberei in die Handlung des Romans »Madame Bovary« gelangt und mit der Titelheldin schläft, worüber er sich gräßlich freut.
    Was er nicht bemerkte, war, daß genau in diesem Augenblick Schüler in allen möglichen Klassenzimmern im ganzen Land zu ihren Lehrern sagten: »Wer ist denn bloß diese Figur auf Seite 100? Ein glatzköpfiger Jude küßt Madame Bovary?«
    Die Strafe dafür ereilt ihn, als er durch ein Versehen in ein spanisches Wörterbuch versetzt wird und in einem felsigen Gelände vor einem haarigen, unregelmäßigen Verb davonrennen muß.
    Über Demonstranten, die er nicht leiden konnte, hatte der hessische Ministerpräsident Holger Börner ( SPD ) gesagt: »Ich bedaure, daß es mir mein hohes Staatsamt verbietet, den Kerlen selbst eins auf die Fresse zu hauen. Früher auf dem Bau hat man solche Dinge mit der Dachlatte erledigt!«
    So stand’s jedenfalls im Spiegel. Darin las man auch etwas Beachtliches über den argentinischen Fußballstar Maradona:
    Mit 15 spielte er in der 1. Liga, mit 16 in der Nationalmannschaft, mit 18 war er Dollar-Millionär.
    Kruzitürken! So hätte man’s machen müssen! Wenn man’s denn gekonnt hätte. Was leider nicht der Fall gewesen war.
    Für die Bewirtung der tanzbeinschwingenden Tulpenfreunde war jetzt wieder ein anderer Zivi zuständig, und ich kehrte zurück ins Büro, wo Marx und Engels auf mich warteten.
    Unsre Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ihr Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen …
    Was ging denn das die Kommunisten an?
    Über Pfingsten hatte ich sechs Tage frei. Zu unserem Pläsier wollten Heike und ich eine Radtour nach Friesland machen, wofür wir unsere Räder als Bahnfracht nach Meppen spedieren mußten, und der Streß wuchs exponentiell, als Papa sich in die Vorbereitungen einmischte: »Hast du überhaupt Flickzeug?« – »Wenn dich ’ne Polizeistreife anhält, dann mußt du der zeigen können, daß dein Licht funktioniert!« – »Und wann hast du zum letzten Mal die Kette geölt?« – »Die Reifen haben viel zu wenig Luft!« – »Mit so ’ner ausgeleierten Pumpe brauchst du gar nicht loszufahren!« – »Und wo wollt ihr übernachten?«
    Rund dreißig Kilometer schafften wir am ersten Tag. Sie wolle keine Tour de France veranstalten, sondern sich an der Maienblüte delektieren, sagte Heike, und weil sie das Zeltaufbauen haßte, mußte ich’s alleine

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